Das Zuhause habe sich von den Objekten gelöst, erklärt der britische Architekt Joseph Grima, der die kommenden Biennale Interieur im belgischen Kortrijk (vom 17. bis 26. Oktober) kuratiert und unter das Motto „The Home Does Not Exist“ gestellt hat. Foto © Biennale Interieur
Zuhause, gibt’s das noch?
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von Martina Metzner
01.10.2014 Nachdem man sich bei der letzten Biennale Interieur im belgischen Kortrijk mit der „Grundausstattung des Lebens“ auseinandergesetzt hat, ruft Joseph Grima als Kurator des kommenden Festivals, das vom 17. bis 26. Oktober stattfindet, nun als Motto aus: „The Home Does Not Exist“. Der britische Architekt und ehemalige Chefredakteur von Domus wurde dazu von der Biennale Interieur zunächst beauftragt, eine Untersuchung durchzuführen. Aus dieser geht hervor, dass für die Generation der „digital Natives“ Besitztümer keine Rolle mehr spielen. Das Zuhause habe sich, so Grima, von den Objekten gelöst. Die Wohnung biete zwar noch immer die Kulisse für ein Abendessen, sei aber austauschbar. So oder so, die Ergebnisse aus „SQM: The Quantified Home“ werden im Rahmen der Biennale inszeniert und diskutiert – mithin tradierte Konzepte häuslichen Lebens im Kontext von Platzmangel, neuen, smarten Technologien und nomadischen Lebensstilen hinterfragt. Brauchen wir überhaupt noch Möbel? Welche Art von Produkten verlangt der Markt? Was für eine Stadt entsteht durch Sharing-Konzepte wie Airbnb? Darüber hinaus verspricht die Biennale Interieur, die seit 1968 stattfindet und 2014 in die 24. Runde geht, ein Potpourri aus internationalen Ausstellern, die sich auf der Designmesse auf dem Xpo-Gelände in sechs Hallen präsentieren und dieses Jahr ihre Neuheiten verstärkt im Kontext von Mode und Kulinarik inszenieren. Naturgemäß ist die belgische Designszene gut vertreten, unter anderen mit Firmen wie Bulo, Dark, De Zetel, Extremis, Jori, Mintjens, Objekten, Per/Use und MA – der Marke von Marina Bautier, die von der Biennale mit dem Titel „Designer des Jahres 2014“ geehrt wird. Aus Deutschland werden Unternehmen wie Alape, Bette, Bulthaup, Duravit, Gaggenau, Geberit, Gira Giersiepen, Hansgrohe, Jan Kath, Occhio, Piure, SieMatic, Vitamin Design und Zeitraum teilnehmen. Dazu gesellen sich die Großen der Branche wie Alessi, Artek, Axor, Kvadrat, Kristalia, Lago, Moroso, Verzelloni und Vitra. Im Zentrum von Kortrijk und auf der Buda-Insel erwarten den Besucher auch diesmal weitere Höhepunkte: In der „Buda Factory“ präsentieren die Macher von Ventura Lambrate in Mailand unter dem Titel „Ventura Interieur“ ausgewählte Aussteller. Im Broelmuseum wird eine Installation von Studio Glithero aus Großbritannien zu bewundern sein, im „Buda Tower“ die Elektro-Band „Goose“ ein musikalisches Stelldichein geben. Und in der „Broel School“, einem neuen Veranstaltungsort der Biennale, werden „Design Duos“ wie Léa Padovani und Sebastien Kieffer (zusammen sind sie „Pool“ aus Paris) und DessuantBone einen 50 Quadratmeter großen Klassenraum bespielen. Mit „Interieur Extra“ will die Biennale wieder verstärkt das Stadtzentrum erobern, wozu 20 von unterschiedlichen Kuratoren initiierte Ausstellungen und Projekte entlang einer festgelegten Route zu besichtigen sein werden. Zum zweiten Mal werden die „Interieur Awards“ der Kategorie "Spaces" verliehen. Aus mehr als 70 Einreichungen aus 18 Ländern hat dazu eine Jury um Philippe Grohe von Axor fünf Sieger bestimmt, die ihre Gastro-Konzepte nun auf der Biennale Interieur realisieren dürfen. Charlotte Ryberg, Fritz Hakon Halvorsen und Marcia Harvey Isaksson aus Schweden wollen mit „Gone Fishing“ ein globales Fischerdorf errichten, in dem nachhaltige Speisen angeboten werden. Der „Dried Chat Room“ von Alberto Atresani, Frederik De Wachter, Francesca Perani und Sandra Marchesi kredenzt ursprüngliche Genüsse auf Rettungsdecken, Goldfolie und Styropor, „Behind the Curtain“ der Belgier Jasper Stevens und Karel Verstraeten schafft mit Marmortischen und Seidenvorhängen einen Ort des Rückzugs, Lukas Wegwerth und Wendelin Kammermeier wollen mit ihrer „Fusion Bar“ die überbordende Vielfalt von Nahrungsmitteln in Supermärkten kommentieren. Und mit „– 21.Three° Gelato Meccanico“ laden Davide Fabio Colaci, Lula Ferrari, Stefano Citi, Laura Doardo, Ludovica Niero und Marco Savini aus Italien dazu ein, von Hand gemachte Eiscreme herzustellen. Gut gestaltete Gaumenfreuden versprechen darüber hinaus das „Belgian Banquet“ in der Broel School, das nach einem gemeinsamen Konzept der letzten acht „Designer des Jahres“ realisiert wird. Was die „Interieur Awards“ der Kategorie „Objects" angeht, so wurden von einer Jury um Rolf Hay von Hay aus 240 anonymisierten Einsendungen 20 Gewinner ausgewählt. Der mit 2.500 Euro dotierte Hauptpreis geht in diesem Jahr an das italienisch-japanische Designduo Minale-Maeda für seinen „Keystones“-Tisch, der 3D-Druck mit Do-it-yourself-Design kombiniert und damit ein neues Kapitel im Möbeldesign aufschlägt. Fünf Siegerentwürfe kommen aus Deutschland: „24 Hrs Light“ von Lisa Müller und Franziska Schmidt, „All Wood Stool“ von Karoline Fesser, „Dune Carpets“ von Sarah Böttger und Hanna Emelie Ernsting, „Project Cooking Table“ von Moritz Putzier sowie „Salut“ von Meike Langer. Nicht zu vergessen: Damit man den Aufenthalt unbeschwert genießen kann, haben die Organisatoren spezielle Besucherpakete geschnürt, die man unter „Travel & Stay“ sowie „One Day, One Night“ auf der Internetseite des Festivals abrufen kann. Und auch diesmal sorgt Audi mit 50 Fahrzeugen für einen komfortablen Shuttle-Service zwischen den verschiedenen Veranstaltungsorten. Wer sich lieber selbst strampeln und sich den Fahrtwind um die Nase wehen lassen mag, der kann von der Broel School aus geführte Bike-Touren auf Rädern der Marke „Marcel Kint fietsen“ unternehmen. Biennale Interieur, Kortrijk Für Stylepark-Leser gibt es freien Eintritt zur Messe, Mail an: Zum Leitthema der Biennale erscheint: |
Kurator der diesjährigen Biennale Interieur: Joseph Grima. Foto © Biennale Interieur
Die „Broel School“ auf der Buda Insel kommt als neuer Veranstaltungsort hinzu, dort werden unter anderem „Design Duos“ Klassenräume bespielen. Foto © Biennale Interieur
Biennale Interieur „Designer des Jahres 2014“ : Marina Bautier. Foto © Biennale Interieur
Hauptpreis der „Interieur Awards“ der Kategorie „Objects" für den „Keystones“-Tisch vom Designduo Minale-Maeda, der 3D-Druck mit Do-it-yourself-Design kombiniert.
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„Interieur Awards"-Gewinner in der Kategorie „Spaces“: Lukas Wegwerth und Wendelin Kammermeier mit „Fusion Bar“, die das Überangebot von Nahrungsmitteln thematisiert.
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„Interieur Awards“ der Kategorie „Spaces": Charlotte Ryberg, Fritz Hakon Halvorsen und Marcia Harvey Isaksson aus Schweden wollen mit „Gone Fishing“ ein globales Fischerdorf errichten. Foto © Biennale Interieur
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„Interieur Awards“ der Kategorie „Spaces": Mit „ – 21.Three° Gelato Meccanico“ laden Davide Fabio Colaci, Lula Ferrari, Stefano Citi, Laura Doardo, Ludovica Niero und Marco Savini aus Italien dazu ein, von Hand gemachte Eiscreme herzustellen. Foto © Biennale Interieur
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„Interieur Awards“ der Kategorie „Spaces": Der „Dried Chat Room“ von Alberto Atresani, Frederik De Wachter, Francesca Perani und Sandra Marchesi kredenzt ursprüngliche Genüsse auf Rettungsdecken, Goldfolie und Styropor. Foto © Biennale Interieur
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Foto © Biennale Interieur