Mit dem Bau des Eiffelturms in Paris Ende des 19. Jahrhunderts hat eine neue Ära begonnen. Auch dank neuer industrieller Fertigungsmethoden hielten Eisen und Stahl Einzug in die Architektur. Komplexe und aufsehenerregende Konstruktionen wurden möglich. Mit den Stahlrohrmöbeln der Zwanziger- und Dreißigerjahre des 20. Jahrhunderts eroberte die Industriekultur das Wohnzimmer. Nach dem Zweiten Weltkrieg kehrte Metall in einer anderen Form ins Möbeldesign zurück, wobei Charles und Ray Eames auch auf diesem Feld Vorreiter waren. Sie entwickelten Produktionsweisen, Stahldraht zu biegen und zu verschweißen, um filigrane, aber stabile Konstruktionen herstellen zu können. An die Stelle von vier Füßen oder massiven Untergestellen traten nun gleichsam Zeichnungen im Raum. Ein weiterer Vorteil: Möbel aus verchromtem Draht konnten auch im Außenbereich eingesetzt werden.
Es sind die Eisendrahtgestelle für den „Plastic Chair DSW“ (darunter die sogenannte „Eiffeltower Base“), für die „Wire Chairs DKR“ und die Tische „LTR“ und „ETR“ von Charles und Ray Eames sowie die Sessel und Stühle von Harry Bertoia, die beide Anfang der 1950er Jahre in Zusammenarbeit mit dem Hersteller Herman Miller entwickelten und die für diese „Wire Period“ stehen. Metalldraht als Element im Möbeldesign wurde zu einem prägenden Element des Midcentury-Designs. Heute ist Draht aktueller denn je, besonders, wo es darum geht, große und kleine Tische mit einem ebenso stabilen wie filigranen Gestell auszustatten. (mm)
„TAVOLO XZ3“ VON STUDIO TECNICO FÜR MAGIS
Ganz gleich, welche Stühle man mit ihm kombiniert, der „XZ3“, den das Studio Tecnico 2003 für Magis entworfen hat, erfreut sich großer Beliebtheit. Es gibt ihn mit kreisrunder (120 Zentimeter Durchmesser) oder rechteckiger Tischplatte (200 auf 90 Zentimeter) aus MDF und einem mit Epoxidharz lackiertem oder verchromten Gestell aus Rundstahl. Auf alle Fälle in guter Kombinierer – etwa zum „Plastic Chair DSW“ mit Metalldrahtgestell der Eames, als dessen Kumpan er vor allem gedacht ist.
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„DESIRÉE“ VON INGVE EKSTRÖM FÜR SWEDESE
Nach wie vor aktuell: Yngve Engström hat diesen Gartentisch 1954 passend zu seinem Stuhl „Desirée“ entworfen. Er besticht durch ein Gestell aus Stahldraht, aus dem die Beine wie beim gleichnamigen Stuhl strahlenförmig herausragen, wobei der Tisch deutlich zurückhaltender auftritt. Mit seinen Rundungen an der Tischplatte aus Laminat und einem weiß lackierten Gestell wirkt er leicht und etwas feminin. „Desirée“ eben.
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„PLATNER TISCH“ VON WARREN PLATNER FÜR KNOLL
„Ich, als Designer, hatte das Gefühl, es wäre Raum für eine dekorative, sanfte, anmutige Art von Design im Stil Ludwig XV – allerdings auf einer rationaler anmutenden Grundlage statt auf der angewandter Dekoration“, erklärte Warren Platner, als er 1966 Sessel und Tische vorstellt. Ihr herausragendes Merkmal sind dünne vernickelte Stahlstreben, die sich wie „ein Bündel Weizen“ strahlenförmig nach oben hin öffnen. Damit man das auch sieht, braucht es definitiv eine Glasplatte. Für die „Platner“-Kollektion, die er mit dem Knoll-Designteam entworfen hat, entwickelte der Architekt die Produktionsmethoden gleich mit.
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„SYNAPSIS“ VON JEAN-MARIE MASSAUD FÜR PORRO
Ein Kind hat bei Geburt etwa 100 Milliarden Nervenzellen, die durch 50 Billionen Synapsen verknüpft sind. In den ersten Lebensmonaten vervielfältigt sich diese Anzahl um das 20-fache auf 1000 Billionen. Gut also, dass sich Jean-Marie Massaud für seinen Tisch, den er 2005 für Porro vorgestellt hat, nur auf einen kleinen Ausschnitt fokussiert hat. Anstelle von Nervengewebe kommen freilich verchromte beziehungsweise weiß oder schwarz lackierte Eisenstäbe zum Einsatz. Und im Gegensatz zum menschlichen Gehirn ist das Gestell der „Synapsis“ gut durchlüftet und besteht aus zwei gegenläufigen konischen Elementen. Statt 1000 Billionen gilt hier: Aus zwei mach eins.
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„SLIM DINING TABLE“ VON VITEO
Dürfen wir vorstellen: ein echter Österreicher. Trotz Kaiserschmarrn und gutem Wein aus dem Burgenland ganz schön „slim“. Der Name ist Programm bei diesem Tisch von Viteo, der unweit des Firmensitzes in Graz produziert wird. Die hauchdünne Corian-Platte mit abgerundeten Kanten wird von einem schlanken Gestell aus Edelstahl getragen. Es gibt zwei Modelle: den Esstisch (Platten-Durchmesser von 64 bis 130 Zentimeter) sowie niedrigere Loungetische (ebenfalls 64 bis 130 Zentimeter). „Slim“ sind natürlich auch die passenden Stühle. Selbst schlank zu bleiben liegt bei dem, der hier Platz nimmt.
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„RE-TROUVÉ 570“ VON PATRICIA URQUIOLA FÜR EMU
Tische und Stühle der Linie „Re-Trouvé“ zaubern einen Hauch jenes Fifties-Feelings auf die Terrasse, das von Petticoat, spitzen Büstenhaltern, Bowle und Rock ’n’ Roll geprägt ist. Die Schöpferin Patricia Urquiola ist zwar erst 1961 geboren, hat aber ein Händchen für Re-Designs mit leicht ironischer Note, weshalb sie etwa die Stahlschlaufen besonders groß und geschwungen gestaltet hat. Für den Tisch mit 130 Zentimeter Durchmesser – es gibt auch einen kleineren mit 105 Zentimeter Durchmesser – hat sie einfach das Prinzip des Stuhlgestells genommen und auf den Kopf gestellt. Sehr raffiniert.
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„CYCLONE TABLE“ VON ISAMU NOGUCHI
FÜR KNOLL UND VITRA
Die Idee zu seinem „Cyclone Table” kam Isamu Noguchi durch den „Rocking Stool“, den der japanisch-amerikanische Bildhauer und Designer, inspiriert von afrikanischen Vorbildern, 1953 aus Metallstäben und Holz geformt hat. Auf Anraten von Hans Knoll entwickelte Noguchi den Hocker zunächst zu einem Kindertisch weiter, der gut zur „Wire Collection“ von Harry Bertoia passte. Ab 1957 gab es dann auch eine Version fürs Esszimmer der Erwachsenen. Der Tisch wird in Europa von Vitra und in den USA von Knoll International in zwei Größen und mit weißer oder schwarzer Laminatplatte angeboten. Der ringförmige Standfuss besteht aus Gusseisen, das Untergestell aus verchromten Stäben. Im Unterschied zum „Rocking Stool“, dessen Unterseite gewölbt ist, eignet sich der „Cyclone“ nicht zum Schaukeln.
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„PAPERCLIP“ VON VIGNELLI DESIGN FÜR KNOLL
Das Konstruktionsprinzip ist denkbar einfach: Man nehme drei in einem Winkel von 30 Grad aufgeklappte und nach Oben hin schmaler werdende Rechtecke aus Stahldraht und verbinde sie in der Mitte – fertig ist das sechsbeinige Gestell. Ein „Paperclip“, also eine Büroklammer, funktioniert zwar nicht genauso, hat in Teilen aber eine ähnliche Anmutung. Den „Paperclip“-Tisch entwarfen Massimo und Lella Vignelli 1993 passend zu ihren „Handkerchief Chairs“.
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„ANAPO“ VON GORDON GUILLAUMIER FÜR DRIADE
Ob Holz, Marmor oder Glas – „Anapo“ trägt alles mit Würde. Der Tisch, den Gordon Guillaumier entwickelt hat und der 2014 von Driade vorgestellt wurde, ist wohl das eindrucksvollste Exemplar in unserer Reihe. Der aus Malta stammende und in Mailand lebende Designer lässt gerahmt viele, viele Metallstreben paradieren, sämtlich punktverschweißt und trefflich aufgestellt. So können die feinen Streben die 310 Zentimeter lange, rechteckige Platte tragen. Optional gibt es eine kürzere Version (250 Zentimeter) und eine runde (Durchmesser: 108 Zentimeter).
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„ELLIPTCAL TABLE ETR“ VON CHARLES UND RAY EAMES FÜR VITRA
Als Ray und Charles Eames diesen Couchtisch entwarfen, hatten sie im Verlauf des Designprozesses des Plastic Chair gerade erst herausgefunden, wie man gebogene Metallstäbe produktionstechnisch verschweißen und daraus Möbeln machen kann. 1950 kam zunächst das „Occasional Table“ heraus, im Jahr darauf dann das „Elliptical Table“. Es besteht im Grunde aus zwei Gestellen des Occasional Table, die mittels einer an ein Surfbrett erinnernden Platte miteinander verbunden sind. Man nennt den niedrigen Couchtisch deshalb auch „Surfboard Table“. Fehlt nur noch die passende Welle.
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„MR. ZHENG“ VON ROBERTO LAZZERONI FÜR LEMA
Italien blickt ja schon seit längerem verheißungsvoll nach Asien – als wichtigen Absatzmarkt für Luxusmarkenprodukte. Natürlich bleibt es da nicht aus, dass italienische Designer auch in fernöstlichem Stil entwerfen, wie es Roberto Lazzeroni mit „Mr. Zheng“ getan hat. Die 10 Millimeter starken Stahlstäbe sind nicht gebogen, sondern so miteinander verschweißt, dass sie optisch wirken wie dünne Bambus-Stäbe, die zusammengebunden wurden. Da die Stützen, die die Tischplatte tragen, nach innen versetzt wurden, scheint die Platte über dem Gestell zu schweben.
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„JOCO STONE” VON EOOS FÜR WALTER KNOLL
Das pulverbeschichtete Stahlgestell von Joco entspringt einem Spiel mit der Geometrie: Man nehme ein Quadrat, setzte ein zweites, größeres und gegenüber dem ersten um 45 Grad gedrehtes Quadrat darüber und verbinde die Eckpunkte miteinander. Den Benutzer muss das freilich nicht interessieren. Er kann einfach nur den Anblick des Tischs genießen, den es in verschiedenen Versionen gibt, die alle das Spiel beherrschen, Leichtes leicht und Schweres schwer erscheinen zu lassen. Wer’s edel schätzt, wähle, um die Cocktails abzustellen, eine Platte aus Marmor oder Onyxmarmor.
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„PIÑA“ VON JAIME HAYON FÜR MAGIS
Ist es ein Tisch? Ist es Hocker? Oder doch eine Ananas? Wer Jaime Hayons Entwurfs-Skizzen zur Serie „Piña“ für Magis betrachtet, für den wird schnell klar: Der pfiffige Spanier hat sich für die typischen Waben aus epoxidharzlackiertem Stahldraht tatsächlich von der äußeren Struktur einer Ananas inspirieren lassen. Was man bei dem Beistelltisch weitaus besser erkennt als bei den Stühlen aus derselben Kollektion. Der Tisch kam 2014 und damit drei Jahre nach der Premiere von „Piña“ heraus. Eine Ananas zum Dessert?
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„PUMPKIN“ VON AUTOBAN FÜR DE LA ESPADA
Ein Kürbis ist auch eine schöne Frucht. Dessen Struktur haben sich Seyhan Özdemir und Sefer Çağlar vom türkischen Designbüro Autoban genauer angesehen: Herausgekommen ist dieser kleine Beistelltisch, den De La Espada produziert und vertreibt und den es in Edelstahl, farbig lackiert, aber auch mit einer 24-Karat-Vergoldung gibt. Gut, dass sich ein Kürbis derart veredeln lässt.
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„UKIYO“ VON TOMITA KAZUHIKO FÜR MOROSO
Als „Ukiyo“ bezeichnet man in Japan die Malerei, die zur Edo-Zeit aufkam und sich mit der irdischen, vergänglichen Welt beschäftigt. Katsushika Hokusai mit seinen Landschaftsbildern ist einer der bedeutendsten Vertreter dieser Periode. Spricht man von Ukiyo, meint man auch „Lebe und genieße jetzt“. Was den Tisch betrifft, so hat Tomita Kazuhiko verschiedene Kimonostoffe ausgewählt und sie mit Polyesterharz verpresst, damit sie als Tablett dienen können, das auf einem sehr leichten Gestell aus Metalldraht liegt. Ziemlich japanisch.
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„ARAM MESA BAJA” VON NENDO FÜR GANDIA BLASCO
Oki Sato alias Nendo kann nicht nur japanisch-kosmopolitisch, sondern auch indisch. So geschehen bei der Outdoor-Möbelgruppe „Aram“ für den spanischen Hersteller Gandia Blasco. Die zwei Hocker und zwei Tische werden in Handarbeit und nach indischer Tradition aus thermolackiertem Edelstahldraht hergestellt. Nendo erklärt dazu: „Die zwischen den Drähten verbleibenden Zwischenräume werden schrittweise ausgedehnt, sodass ein Abstufungseffekt entsteht.“
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„SMALLWIRE“ VON ARIK LEVY FÜR ZANOTTA
Die sich leicht verjüngende Anordnung des Metalldrahtes des Beistelltischs „Smallwire“ lässt viele Assoziationen zu: Manche denken an das Gestell eines sich öffnenden Regenschirms, andere an eine Qualle samt Tentakeln, wieder andere an einen Federball. Wofür sie sich auch entscheiden, der „Smallwire“, den Arik Levy 2007 für Zanotta vorgesellt hat und der mit einer 8 Millimeter starken, lackierten Platte aus Sicherheitsglas versehen ist, macht in der Wohnung und auf der Terrasse eine gute Figur und braucht nicht viel Platz.
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„LEROS“ VON PHILIPPE BESTENHEIDER FÜR FRAG
Philippe Bestenheider verwendet oft technoide, architektonische Formen. Für den Tisch „Leros“ für den italienischen Hersteller Frag, den es nach dem gleichen Prinzip auch als Esstisch mit rechteckiger und runder Platte gibt, verwendet er zwei versetzt angeordnete Fünfecke, die er mittels Metallschlaufen verbindet. So entsteht ein komplexes räumliches Liniengeflecht. Fast wie eine kleine Zirkusnummer, besonders in der Version mit einer zusätzlichen Verspannung von Textilschnüren.
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„TRAY TABLE” VON FINN JUHL FÜR ONECOLLECTION
Auch der „Tray Table” von Finn Juhl spielt mit der Idee des aufgesetzten Tabletts: Die Tischplatte mit seitlicher Leiste lässt sich abnehmen und umdrehen. So hat man innerhalb des massiven Holzrahmens die Wahl zwischen Laminatbeschichtung oder weißem Lack. Das schlanke Gestell aus gebürstetem Edelstahl besteht aus einem Stück, wobei Schlaufen die Beine bilden. Ein Klassiker seit 1965.
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„LTR OCCASIONAL TABLE“ VON CHARLES EAMES UND RAY EAMES FÜR VITRA
Das Verfahren ist bekannt: Kreuzstreben geben einem Rechteck die nötige Stabilität. Charles und Ray Eames haben das Prinzip bei ihrem kleinen, wirklich überall einsetzbaren „Occasional Table“ von 1950 verfeinert und mit Stangen aus vernickeltem Eisen verwirklicht. Der 25 Zentimeter hohe Beistelltisch trägt eine Tischplatte aus Multiplexholz, deren Kanten im Winkel von 20 Grad angeschnitten sind, was die Schichtstruktur betont. Ein Klassiker – auch für den allerkleinsten Raum. .
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