Individualisierung ist eines der großen Versprechen der Industrie. Produkte werden in Serie gefertigt, aber nach persönlichem Wunsch. Die Autoindustrie hat sich längst auf den Weg gemacht, die Einrichtungsbranche hofft noch auf Technologien wie den 3D-Druck. Axor ist mit seiner „U-Base“ schon weiter – was dieser universelle Armaturensockel am Waschplatz alles möglich macht, zeigte die Marke mit ihrem Projekt „Axor Waterdream – Create your own Spout“ eben erst zum Salone del Mobile 2016. Mitgeträumt haben David Adjaye, Jean-Marie Massaud, GamFratesi, Werner Aisslinger und Front.
Variationen gibt es jede Menge: Wie in einem Quelltopf sprudelt das Wasser nach oben. Ein Rinnsal plätschert fröhlich aus einem hölzernen Auslauf. Ein breiter Strom entspringt unter einem Stein und ergießt sich ins Becken. Zwei Messingschalen bilden eine Kaskade. Unsichtbar tritt der Strahl aus einer Marmorscheibe aus.
Interieur und Armatur
„Das ist ein Traum für uns“, sagt Philippe Grohe der Vice President Design Management der Hansgrohe SE anlässlich der Präsentation im Mailänder Axor-Showroom. „Das Badezimmer verändert sich, weg vom rein Hygienischen. Mit diesem Projekt schließen wir die Lücke zwischen der Armatur und dem Interieur.“ Der industriell gefertigte, Komfort und Sicherheit garantierende Sockel bietet erstmals die Basis für einen individuellen, auch handwerklichen Armaturenauslauf, der einfach aufgesteckt wird. Damit öffnet sich Axor ein neuer Markt, schließlich verwenden Architekten und Interiordesigner gerne selbstentworfene Produkte in ihren Projekten.
Fünf Ausgüsse, fünf verschiedene Arten, den im Grunde alltäglichen Vorgang „Wasser fließt ins Waschbecken“ zu gestalten und zu inszenieren. Fünf ganz unterschiedliche Prototypen von Architekten und Designern, die den Auftrag hatten, frei von Marktanforderungen Ideen für alles andere als gewöhnliche Aufsätze für Axors U-Base-Armaturensockel zu entwickeln.
Meditative Momente
„Die U-Base ist fantastisch“, begeistert sich Enrico Fratesi vom dänischen Designduo GamFratesi. „Armaturen sind normalerweise eine technische Welt, in der man als Designer überhaupt nicht frei ist.“ Enrico Fratesi und seine Partnerin Stine Gam haben die Einladung zum Träumen genutzt, um einen von japanischen Brunnen inspirierten Auslauf namens „Zen“ zu entwerfen. Ein Holzzylinder, der auf die U-Base gesteckt wird und sie verbirgt, und ein dünnes offenes Rohr aus Holz, das schräg im Zylinder steckt und Wasser spendet – mehr braucht es nicht. Ganz langsam und ruhig fließt das Wasser heraus – ein meditativer Moment am Waschbecken.
Philippe Grohe, der Initiator des Projekts „Water Dream", gemeinsam mit dem Designerduo Stine Gam und Enrico Fratesi (v.l.). Foto © Axor
Meditativer Moment am Waschbecken: Bei „Zen“ von GamFratesi plätschert das Wasser sanft aus einer hölzernen Rinne. Foto © Robert Volhard, Sylepark
Wasser trifft Land
Auch der deutsche Designer Werner Aisslinger hat sich mit einem für Armaturen unüblichen Material beschäftigt: Ton. Sein Entwurf „The Sea and the Shore“ ist ein Hybrid, der den Auslauf mit einem innen glasierten flachen Tablett kombiniert. Das kann als Ablage für Seife oder Fingerringe dienen. In Mailand hatte Aisslinger es bepflanzt, so dass etwas Grün direkt neben dem heraufquellenden Wasser für Frische sorgt. Auch Aisslinger ist angetan von den Möglichkeiten des Universal-Sockels: „Da ist Musik drin, da kann man ganz viel draus machen.“
„The Sea and the Shore“: Der Designer Werner Aisslinger präsentiert gemeinsam mit Philippe Grohe seinen Entwurf. Foto © Robert Volhard, Sylepark
Werner Aisslinger hat eine glasierte Tonschale entworfen, die bei Bedarf sogar bepflanzt werden kann. Foto © Robert Volhard, Sylepark
Unterm Stein hervor
Der Architekt David Adjaye wiederum entschied sich für die klare Kante: Sein leicht keilförmiger Aufsatz „Ritual“ besteht aus einem gebogenen, PVD-beschichteten Messingblech, in den ein Granitblock eingesetzt ist. Unter dem Stein strömt breit das Wasser hervor, um an der Blechkante elegant ins Becken zu fallen. Der Einsatz lässt sich abnehmen, da drängt es sich geradezu auf, das Material an das jeweilige Interieurs anzupassen.
Lässt sich an viele Interieurs anpassen: Bei David Adjayes Entwurf „Ritual“ lassen sich verschiedene Steine verwenden. Foto © Robert Volhard, Sylepark
Messingkasskade
Spielerischer sind die Designerinnen Anna Lindgren und Sofia Lagerkvist von Front die Aufgabe angegangen. Ihr Entwurf „Water Steps“ besteht aus zwei tellerförmigen, übereinander angeordneten Messingschalen. Das Wasser fließt und plätschert aus der oberen in die untere und von da ins Waschbecken. Die Schalen lassen sich zudem drehen und kippen, was dazu einlädt, dieses Wasserspiel immer wieder neu zu inszenieren.
Das Designer-Duo "Front" – Anna Lindgren und Sofia Lagerkvist – mit ihrem Wasserspiel „Water Steps“. Foto © Axor
Wasserkaskaden: Drehbare Messingschalen bei „Water Steps“ verwandeln das Badezimmer in ein Wasserspiel. Foto © Robert Volhard, Sylepark
Marmorstapel
Den fünften Entwurf hat Jean-Marie Massaud beigesteuert. Sein Konzept „Mimicry“ entstand aus der Idee, den Wasserauslauf in die architektonische Landschaft des Interieurs zu integrieren. Dazu hat Massaud drei Marmorscheiben – sie sind unterschiedlich dick und haben verschiedene Radien – versetzt übereinander gestapelt. Aus der obersten kommt fast etwas verschämt der Wasserstrahl. „Ich wollte kein Produkt entwerfen, ich wollte die Möglichkeiten zeigen“, sagt Massaud. „U-Base ist eine Revolution. Damit kann man machen, was man will. Viele Armaturen aus Marmor gibt es doch nicht, oder?“ Sollte dieser Traum Realität werden, dann vielleicht schon bald im Sortiment von Axor.
www.axor-design.com
www.hansgrohe.de
Philippe Grohe und Jean-Marie Massaud bei der Präsentation von "Mimicry". Foto © Axor
Architektonisch: Jean-Marie Massauds „Mimicry“ eröffnet der Badgestaltung viele neue Möglichkeiten. Foto © Robert Volhard, Sylepark