Den RIBA National Award 2016 haben Herzog & de Meuron für die „Blavatnik School of Government“ bereits gewonnen. Nun wurden sie mit dem außergewöhnlichen Projekt in Oxford auch für den Stirling Prize nominiert, die höchste Auszeichnung für Architekten in Großbritannien.
In seiner äußeren Gestalt überrascht der kreisförmige Neubau aus sechs vollständig verglasten Geschossen mit seiner ungewöhnlichen Schichtung der einzelnen Etagen. Im Inneren besticht er mit einer für Herzog & de Meuron schon sehr gediegen wirkenden Material- und Farbwahl, die man durchaus als zeitgenössische Reminiszenz an die altehrwürdigen Colleges in der Nachbarschaft verstehen kann. Holzvertäfelungen in verschiedenen Farbtönen und eine hochwertige Ausstattung, beim Auditorium mit einer Bestuhlung von Wilkhahn, machen rasch klar, dass es sich hier um kein gewöhnliches Universitätsgebäude handelt.
In der Tat ist die „Blavatnik School of Government“ ein internationales „Exzellenzzentrum für Regierungs- und Politikstudien“, benannt nach dem amerikanischen Geschäftsmann und Milliardär Leonard Blavatnik. Seine Spende von 75 Millionen Pfund ermöglichte der Universität Oxford den Neubau auf dem Gelände eines ehemaligen Hospitals im historischen Zentrum.
An diesem heterogenen Umfeld haben sich Herzog & de Meuron bei der Planung orientiert und einzelne Geschosse je nach Nachbargebäude unterschiedlich weit auskragen lassen. Das lässt das Gebäude, das immerhin über eine Nutzfläche von fast 10.000 Quadratmetern verfügt, weniger massiv erscheinen, prägt aber auch die Struktur im Inneren. So erstreckt sich ein rundes offenes „Forum“ durch sämtliche Etagen, verbindet die Geschosse miteinander und bietet gleichzeitig zahlreiche terrassierte Sitzgelegenheiten zum spontanen Austausch oder zum Arbeiten. Das Stichwort „Kommunikation“ habe, so die Architekten, das ungewöhnlich offene Raumprogramm des Gebäudes bestimmt, was für spätere „Master of Public Policy“ eine gute Einstimmung auf das Berufsleben sein dürfte – wobei die Lobbys des politischen Alltags oft weit weniger einladend aussehen dürften.
Das Auditorium im Erdgeschoss erinnert schon eher an die Plenarsäle in bekannten Parlamentsgebäuden, haben sich Herzog & de Meuron hier doch für ein klassisches Amphitheater mit ansteigenden Rängen entschieden. Die Ausstattung mit Drehstühlen der Modus-Serie von Wilkhahn bietet den Studierenden dagegen schon heute jenen Komfort, auf den man später bei sich endlos hinziehenden Debatten keinesfalls verzichten möchte. (rw)
Für den Neubau der „Blavatnik School of Government“ in Oxford haben Herzog & de Meuron verglaste Segmente wie Baumkuchenscheiben übereinandergeschichtet. Foto: Vojislav Nikolic / Wilkhahn
Runde, geschwungene Formen prägen das gesamte Gebäude, auch das „Forum“, das sich über die gesamte Gebäudehöhe erstreckt. Foto: Vojislav Nikolic / Wilkhahn
Jede Menge freundlich-helles Holz und eine komfortable Ausstattung mit Drehstühlen der Modus-Serie von Wilkhahn belegen den exklusiven Standard des Gebäudes in Oxford. Foto: Vojislav Nikolic / Wilkhahn
Offen, großzügig, imposant: Das zentrale „Forum“ verbindet die einzelnen Etagen miteinander. Foto: Vojislav Nikolic / Wilkhahn
Auf diesen Stufen lässt es sich gut plaudern: Terrassierte Nebenflächen machen es leicht, spontan miteinander zu kommunizieren. Foto: Vojislav Nikolic / Wilkhahn