Stylepark Wilkhahn
Wechselnde Szenarien
Ein Bürogebäude, das ganz auf der Höhe der Zeit ist, und das in Bezug auf zeitgemäßes Arbeiten den Standard definiert – das wünschte sich der Büromöbelspezialist Wilkhahn als Ergebnis der Zusammenarbeit mit dem Münchner Architektur- und Kommunikationsbüro 1zu33. Und genau das ist bei der Kollaboration entstanden. Wer das Projekt besichtigen will, muss allerdings nicht in die Bahn oder ins Auto steigen, sondern den Computer einschalten. Denn der neue Bürobau entstand nicht aus Steinen und Beton, sondern rein virtuell im Netz. Dennoch ist kein abstraktes Gedankenexperiment bei dem Entwurfsprozess herausgekommen, sondern ein höchst konkretes Bauwerk, das sogar eine, zugegebenermaßen fiktive, Adresse besitzt, nämlich im Kopenhagener Stadtteil Nordhavn. Das Büro, das in einem ehemaligen Lagerhaus untergebracht ist, dient, so haben es Wilkhahn und 1zu33 beschlossen, einem Kunstbuchverlag als Firmensitz. Deshalb finden sich alle Räumlichkeiten und Funktionen, die ein Verlagshaus benötigt. Gleichzeitig konnte dank dieser Entscheidung eine Vielzahl von Büroszenarien abgebildet werden, die so oder ähnlich auch in den meisten anderen Büros benötigt werden. Vier Teilbereiche des virtuellen Bürohauses zeigen exemplarisch den Innovationsanspruch, verbunden mit einem hohen Maß an Praxistauglichkeit, den Wilkhahn und 1zu33 mit dem Projekt verfolgt haben.
Der Innovationsraum
Der Innovationsraum liegt in einem zentralen Bereich im Erdgeschoss des Verlagshauses. Mit seinem Blick auf das Hafenbecken und den großen Fenstertüren, die auf die Terrasse führen, bietet er Mitarbeitern und Gästen eine besondere Aufenthaltsqualität. Der Innovationsraum wird für Kreativworkshops im Verlag genutzt, für die Entwicklung neuer Titel und Buchreihen, für die Besprechung von Druckfahnen und für Strategieprozesse, in die sich eine größere Gruppe von Personen einbringen soll. Aber hier können genauso auch Events und Feiern stattfinden. Zudem ist der Raum wie der benachbarte Seminarraum für Unternehmen der Umgebung buchbar, so dass die Auslastung optimiert ist. Um der Vielzahl an Aufgaben gerecht zu werden, ist die Möblierung des Bereichs äußerst vielseitig und flexibel. Insbesondere die große Freifläche im Zentrum des Raumes lädt dazu ein, auf unterschiedliche Weisen bespielt zu werden. So ist die Gestaltung des Settings bereits Teil des kreativen Prozesses.
Wilkhahn schlägt für diese Raumzone leichte, tragbare Sitzmöbel vor, etwa den Bewegungshocker "Stand-Up" und den "Sitzbock", der eine Vielzahl unterschiedlicher Sitz- und Lehnpositionen zulässt. Ideal für den Einsatz in einer solchen Umgebung ist auch der "Timetable Lift". Er ist zugleich ein mobiler und kabellos elektrisch höhenverstellbarer Konferenztisch zum Sitzen und Stehen als auch – durch Rotation der Platte – ein vielfältig verwendbares Whiteboard. Dank seiner Rollen, der Akkutechnologie und seiner kompakten Staumaße kann er, wenn er nicht gebraucht wird, leicht aus dem Raum geschoben werden. Die Architekten haben dafür eigens ein an den Innovationsraum angrenzendes Möbellager eingeplant. Durch transparente Schiebetüren abtrennbar, finden sich in den benachbarten Bereichen des Raumes eher wohnliche Besprechungslösungen mit Falttischen und leichten Vierbeinern, so dass auch dieses Mobiliar mit geringem Aufwand umgestellt oder entnommen werden kann, damit große Freiflächen für Events bereitstehen.
Der Konferenzraum
Klassischer und intimer als der völlig wandelbare Innovationsraum interpretiert der Konferenzraum des virtuellen Verlagsgebäudes das Thema Besprechung. Er befindet sich in einer Ecke der großen Arbeitsempore des Gebäudes und ist als abgeschlossener Bereich gestaltet. Allerdings erlauben zwei Seitenwände, die vollständig als Glasflächen ausgebildet sind, sowohl den Blick in die Landschaft als auch in die angrenzenden Bürobereiche. Das Fenster nach Innen kann durch einen Vorhang geschlossen werden. Den Mittelpunkt des Konferenzraumes bildet ein großer ovaler Tisch, der Platz für acht Personen bietet. Seine Form fördert Blickkontakte sowie Interaktionen und verhindert eine hierarchische Sitzordnung, bei der etwa der Chef am Kopfende sitzt. Die Planer entschieden sich bei ihrem Entwurf für einen Tisch und Stühle aus dem Programm "Graph", das die Designer Jehs+Laub für Wilkhahn entworfen haben. Die konsequent moderne Formensprache des "Graph"-Konferenzsessels kontrastiert die organische Sitzschale mit geometrischen Durchblicken – eine spannungsreiche Variation des vielfach ausgezeichneten Wilkhahn-Designs. Helle Holzböden, die hölzerne Tischplatte, braune Lederbezüge und eine zurückhaltende, aber spürbare Farbigkeit verleihen dem Raum Wärme und tragen zu einer ruhigen und konzentrierten Arbeitsatmosphäre bei.
Die Teeküche
Die Teeküche bildet das soziale Herz der großen Arbeitsempore. Anstatt einer Nische mit Wasserkocher, Kaffeemaschine und Mikrowelle finden die Mitarbeiter hier nicht nur eine großzügige Küchenzeile vor mit allem, was zur Getränkezubereitung benötigt wird– zwei gemütliche Sitzecken bieten Platz für informelle Gespräche mit den Kollegen und tragen damit zur Kommunikation im Unternehmen bei. Eine langer Hochtisch im zur Fassade orientierten Bereich ermöglicht es, dass auch ganze Abteilungen oder andere größere Gruppen gemeinsam Pause machen können. Hier dienen Barhocker als Sitzgelegenheiten. Die Teeküche grenzt unmittelbar an die offenen Büroflächen, so dass beide Bereiche in ständigem Austausch miteinander bleiben.
Die Sitzecken bestehen aus Elementen des modularen Polstersystems "Insit", das der Designer Wolfgang C. R. Metzger für Wilkhahn entworfen hat. Es bietet eine ergonomische straffe Polsterung in „normaler“ Sitzhöhe zum Essen und Arbeiten und eine Vielzahl von Konfigurationsmöglichkeiten, die es nicht nur für Pausenbereiche, sondern auch für Wartezonen, Foyers und Lounges zur optimalen Wahl macht. Die Sessel aus der Wilkhahn-Reihe "Occo" und die Graph-Tische, beide von Jehs+Laub gestaltet, gelangen auch in anderen Bereichen der Arbeitsempore zum Einsatz.
Der Team- und Projektbereich
Das Zentrum der Arbeitsempore wird durch den Team- und Projektbereich gebildet. Auch hier stehen selbstorganisierte Flexibilität und Multifunktionalität im Mittelpunkt. Idee war es, vom schnellen Stegreifmeeting über materialreiche Sitzungen bis hin zu Konferenzen oder Vorträgen praktisch jedes Szenario realisieren zu können. Den Schlüssel dafür liefern das leicht bewegliche Mobiliar und der sich an den Team- und Projektbereich anschließende Lagerraum, wo nicht benötigte Möbel abgestellt werden können. Hier finden dann etwa die Sitzböcke, Hocker und Flipcharts für kurze und informelle Meetings ihren Platz, wenn Tische und Stühle aufgebaut sind. Dann kommen etwa der stapelbare "Metrik"-Freischwinger und der "Confair"-Falttisch zum Einsatz. Letzterer lässt sich nicht nur dank seiner raffinierten Mechanik mit einem Handgriff in der Mitte zusammenfalten, sondern mit Hilfe seiner Rollen auch ganz leicht bewegen. Mehrere "Confair"-Tische können zudem verkettet werden, so dass im Handumdrehen ausgedehnte Tischflächen geschaffen sind.
Das Bestechende an den Ausarbeitungen ist, dass sie sich in unterschiedlichen Größen und Ausprägungen einfach skalieren und dadurch auf andere räumliche Geometrien und andere Farb- und Materialkonzepte übertragen lassen. Die Möbel von Wilkhahn sind schließlich auch in Sachen Gestaltungsvielfalt hochflexibel. (fp)