Stylepark Wilkhahn
Virtueller Masterplan
Lange wurde es in Deutschland nur mit Softwarestartups in Verbindung gebracht oder als Fantasie von Büromöbelherstellern abgetan: das New Work Office. Was anfänglich ein aus der Kulturwissenschaft übernommener Begriff war – New Work beschrieb eine Idee von Arbeit im hochdigitalen und robotisierten Zeitalter – wurde schnell zu einem Schlagwort für Arbeitsumgebungen, die sich die neuen technologischen Möglichkeiten zunutze machten. Das bedeutete beispielsweise, dass dank des Notebooks niemand mehr an den immer gleichen Schreibtisch gefesselt war. Die positiven Auswirkungen dieser neuen Bewegungsfreiheit wurden allerdings schnell von Ängsten überlagert. Das Desksharing, das bei verschiedenen Unternehmensberatungen eingeführt wurde und bei dem Mitarbeiter jeden Tag einen anderen Schreibtisch zugewiesen bekamen, wurde zum Schreckgespenst. Für Beschäftigte gedacht, die nur gelegentlich im Innendienst tätig waren, verbreitete das Arbeitsmodell sogleich Verlustängste bei klassischen Büroarbeitern: Würde man die liebgewonnene Umgebung, den angestammten Platznachbarn verlieren? Und ist mit dem Verlust des eigenen Arbeitsplatzes nicht auch der Job bedroht? Dabei wurde geflissentlich übersehen, dass es beim "New Work Office" eigentlich darum ging, die Kommunikation in den Unternehmen zu verbessern. Wer täglich neben einem anderen Kollegen sitzt, spricht auch täglich mit einem anderen Mitbeschäftigten. Es findet eine Kommunikation statt, die es ansonsten nicht geben würde.
Neue Lösungen für neue Herausforderungen
Gerade diese einseitigen Interpretationen und nicht ausgereiften Modelle des New Work haben in Deutschland zunächst den Diskurs bestimmt. Das führte dazu, dass neue Bürokonzepte nur sehr mühsam durchsetzbar waren. Kaum vorstellbar, dass es auf mittlere Sicht Alternativen zum Arbeiten im Einzel- oder Doppelbüro geben könnte. Doch seit einiger Zeit bricht sich die Idee des "New Work Office" auch jenseits von Startups und Softwareentwicklern allmählich Bahn. Zu unbestreitbar ist die Erkenntnis, dass durch Beförderung der Kommunikation auch die Innovationsfreude im Unternehmen steigt. Zu verheerend sind die Auswirkungen sogenannter "Silos" – Abteilungen, die ohne Kontakt zu den Nachbarbereichen vor sich hin arbeiten. Hinzu kommt, dass neue Formen der Zusammenarbeit, etwa via Bildschirmkonferenz ebenso nach neuen Raumkonzepten verlangen, wie das Arbeiten in wechselnden, projektbezogenen Teams. Inzwischen haben sich bestimmte wiederkehrende Komponenten des New Work Office herauskristallisiert, wobei jedoch die Ausgestaltung sehr stark abhängig vom jeweiligen Unternehmen ist. Es gibt also bislang nur sehr bedingt Blaupausen, an denen sich Architekten beim Entwurf von New Work Offices orientieren können.
Der Büromöbelspezialist Wilkhahn, der bei sich selbst sehr frühzeitig ein Unternehmensmodell etabliert hat, das Mensch und Umwelt in den Mittelpunkt stellt, nimmt seit Jahrzehnten eine Vorreiterstellung bei neuen Arbeitsplatzlösungen ein. Seit Längerem hatte er dieses Defizit erkannt und damit begonnen, ein Konzept zu entwickeln, das genau diese Fehlstelle füllen soll. "Human Centered Workplace" heißt der neue Planungsansatz, den Wilkhahn vor kurzem vorgestellt hat und der Architekten und Planern ganz neue Werkzeuge an die Hand gibt, um ein passgenaues "New Work Office" zu entwerfen. Zusammen mit dem Münchner Architekturbüro 1zu33 hat das Unternehmen Szenarien für ganz unterschiedliche Anforderungen an die Arbeitsumgebung entwickelt. Ihnen gemein ist, dass sie das agile Denken und Handeln der Mitarbeiter unterstützen sollen. Von der Lounge für informellen Informationsaustausch über Räume für kreative Teamarbeit bis zum frei konfigurierbaren Open Space Office finden sich Lösungen, die auf Basis aktueller wissenschaftlicher Untersuchungen und der langjährigen Praxiserfahrung von Wilkhahn entwickelt wurden. Um die einzelnen Konzepte zusammenzuführen und anschaulich zu machen, haben sie Wilkhahn und 1zu33 in einem virtuellen Referenzprojekt zusammengefasst. Damit dieses so realistisch wie möglich ist, haben die Gestalter sogar einen ganz realen Standort für ihr fiktives Büro gewählt: Es soll sich in einem ehemaligen Lagerhaus im Kopenhagener Stadtteil Nordhavn befinden. Das ehemalige Hafenareal wurde in den letzten Jahren höchst erfolgreich zu einem Wohn- und Arbeitsquartier transformiert. In dem umgebauten Lagerhaus soll ein fiktiver Verlag seinen Firmensitz haben, an dessen Räumlichkeiten Wilkhahn und 1zu33 die Schlüsselszenarien von New Work-Lösungen illustrieren können – als praxisnahes Best-Practice-Beispiel, das Architekten und Planer mühelos für eigene Entwürfe adaptieren können.
Theorie wird Praxis
Bei der Entwicklung der virtuellen Referenz haben Wilkhahn und 1zu33 konsequent den Menschen in den Mittelpunkt gestellt. In einem ersten Schritt haben die Beteiligten dabei aus einer Vielzahl internationaler Studien und Untersuchungen vier zentrale Leitfragen herausgearbeitet: Wie können Gesundheit und Leistungsfähigkeit langfristig erhalten werden? Wie lassen sich Austausch, Lernen und Zusammenarbeit verbessern? Wie gelingt es, die viel gesuchten Talente und Fachkräfte zu gewinnen und zu binden? Und schließlich: Wie können Sinn und Zweck des Unternehmens vermittelt werden? Als Antwort auf diese Fragen entstand der "Human Centered Workplace", den seine Entwickler so gestaltet haben, dass er dem Menschen genau die Unterstützung und Inspiration bietet und ihm die Kommunikation ermöglicht, die ihn an seinem Arbeitsplatz zufrieden sein lassen. Wilkhahn und 1zu33 haben ihre Antworten auf die vier Fragen in vier Dimensionen, wie Wilkhahn sie nennt, aufgeschlüsselt: Der "Human Centered Workplace" soll das Wohlbefinden steigern, die Kollaboration fördern, die Identität stärken und darüber hinaus den Unternehmenssinn glaubwürdig vermitteln. Unter dem ersten Begriff sind alle Punkte zusammengefasst, die zur physischen und psychischen Gesundheit beitragen, unter dem zweiten alle interaktiven Aspekte. Hinter dem dritten Begriff verbirgt sich vor allen Dingen die Gestaltungsqualität, die sich, bewusst oder unbewusst, Mitarbeitern wie Kunden vermittelt. Unter dem letzten Schlagwort verbergen sich über die Wirtschaftlichkeit hinaus Merkmale wie Nachhaltigkeit, Langlebigkeit und Zweckdienlichkeit bei der Bürogestaltung, die ethisches Handeln des Unternehmens auch in der Arbeitsumgebung erfahrbar werden lassen.
Das virtuelle "Wilkhahn-Haus" im Nordhavn dokumentiert, wie akribisch die Beteiligten die theoretische Grundlage in einen architektonischen Entwurf übersetzt haben. Sie haben eine breite Palette unterschiedlicher Arbeitsumfelder geschaffen und zu einem ganzheitlichen Konzept vereinigt. Das größte Kunststück dabei ist, dass ihr Gebäude zu keinem Moment den Eindruck vermittelt, dass es nur eine virtuelle Büroausstellung ist. Vielmehr hat man den Eindruck, dass morgen die Handwerker anrücken könnten, um das Projekt zu realisieren und dass im Anschluss dort reibungslos der Arbeitsalltag anbrechen könnte. Das ist nicht zuletzt Ergebnis der Tatsache, dass Wilkhahn sich mit 1zu33 der Unterstützung eines versierten Architekturbüros versichert hat. Und zugleich liegt auch genau darin die Glaubwürdigkeit des Projektes, die fraglos auch andere Architekten überzeugen wird.