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Neugierde wecken

Wilhelm Opatz ist Innenarchitekt und führt in Frankfurt am Main ein Grafikdesign-Studio. Vor kurzem ist ein neuer Band seiner Reihe "Architekturführer Frankfurt" erschienen, in dem dieses Mal ausgewählte Bauten der Jahre 2000 bis 2009 vorgestellt werden. Was sein Konzept ist und warum er Seitenpfade zu schätzen weiß, sagt er uns im Interview.
01.10.2024

Anna Moldenhauer: Du hast Innenarchitektur studiert, warst als Art Direktor bei namhaften Werbeagenturen tätig und führst mit deiner Frau Natalie Opatz ein Grafikdesignstudio. Warum hast du die Architekturführerreihe gestartet?

Wilhelm Opatz: Eingebung? (lacht). Ich las im Sommer 2009 in der Zeitung, dass in Kürze in Aschaffenburg die Auferstehungskirche abgerissen wird, ein Juwel aus den siebziger Jahren. Ich bin hingefahren und habe vor Ort die hitzigen Diskussionen der BefürworterInnen und GegnerInnen erlebt. Auf dem Nachhauseweg habe ich überlegt, welche architektonischen Schätze wohl bald in Frankfurt verschwinden werden. Aufzeichnungen habe ich dazu keine gefunden, also bin ich selbst in die Recherche eingestiegen. Das Ergebnis ist das Buch "Moderne Kirchen in Frankfurt a.M., 1948–1973" das dann drei Jahre später im Schweizer Niggli Verlag erschien. Das war der Anstoß auch die Profanbauten, die in der Stadt versteckt sind, sichtbar werden zu lassen. Es war also im Grunde eine Mischung aus Zufall, Interesse und Neugierde.

Die Architekturführer starten mit dem Jahr 1950, warum nicht früher?

Wilhelm Opatz: Die Architektur der Jahre davor ist zwar auch aufregend, aber so durchexerziert, dass es mich nicht gereizt hat.

Pro Buch triffst du eine Auswahl, welche Bauten vorgestellt werden sollen. Nach welchen Kriterien wählst du diese aus?

Wilhelm Opatz: Ich fahre viel mit dem Fahrrad, da nimmt man eine Menge wahr und kann auch mal stehenbleiben, über den Zaun schauen und bei Leuten klingeln, was ich viel mache. Die Geschichten hinter den Mauern erfährt man nur im Gespräch. Zudem lasse ich mich von befreundeten ArchitektInnen beraten und kann unter anderem bei der Bauaufsicht Informationen anfragen. Das hilft mir sehr bei der Recherche. Bei der Auswahl von zehn Bauten pro Buch muss man natürlich ein paar Highlights setzen, wie die Kleinmarkthalle in der 50iger Jahre-Ausgabe. Dazu kommen Entdeckungen, besondere Bauten, die bisher kaum zur Kenntnis genommen wurden.

Gesammelte Werke: Die Architekturführer Frankfurt
Wilhelm Opatz

Für jedes Buch der Reihe ist eine immense Recherche von Nöten, nicht nur digital, sondern auch in Archiven der Bauaufsicht sowie in Kooperation mit dem Denkmalamt. Wie gehst du vor?

Wilhelm Opatz: Ich erstelle im Vorfeld eine Liste mit bis zu 50 Bauten aller Art aus der jeweiligen Zeit, von berühmten wie von eher unbekannten ArchitektInnen. Die reiche ich bei der Bauaufsicht ein und erhalte so die Information zu den Entstehungsjahren und teils auch welche Personen am Bau beteiligt waren. Dann wähle ich aus, sehr subjektiv. So entsteht für jedes Jahrzehnt quasi ein Querschnitt durch die Baugeschichte. Zudem habe ich den Anspruch zu unterhalten, zu erstaunen, vielleicht auch ab und an zu verärgern, mit Bauten, die nicht in das Klischee passen.

Worüber hast du dich zuletzt geärgert?

Wilhelm Opatz: Wenn ich bei Bauten keinen Zutritt erhalte, wie in die Commerzbank – allerdings war das noch während der Pandemie. Ich habe es über so viele Stellen versucht, aber die Tür blieb zu. Das war schade.

Welche Überzeugungskünste waren nötig, um für die architektonische Recherche hinter die Türen von Privathäusern zu blicken?

Wilhelm Opatz: Wenn mein Rennrad den BauherrInnen gefällt, dann komme ich natürlich in das Haus rein (lacht). Es sind oft Kleinigkeiten, die Tageslaune, meine Neugier auf die Architektur, vielleicht auch meine Hartnäckigkeit. Bei einem Bau habe ich über ein Jahr um Einlass gebeten. Mit Erfolg: Das Gebäude wird in das 2000er Buch aufgenommen, ohne Straßennamen.

Viele spannende Bauten in Frankfurt am Main sind sehr versteckt gelegen. Um die zu finden, verbringst du auch mal einige Stunden in digitalen Stadtkarten, oder?

Wilhelm Opatz: Nur die bekannten Bauten zu zeigen wäre zu dünn. Die Bücher sollen auch über die Region hinaus überzeugen. Ein fünfeckiges Haus im Stadtteil Sachsenhausen hat beispielsweise mal meine Neugier geweckt, dazu hatte ich einen kurzen Absatz in einer Archivzeitung gelesen. Also habe ich bei Google Maps den Stadtteil durchsucht, von oben nach unten. Ich bin fündig geworden, hingefahren und habe nett gefragt, ob ich mir die Architektur anschauen darf.

Band 1970 – 79

Gibt es einen Bau, den du vorab nicht kanntest und der dich nachhaltig beeindruckt hat?

Wilhelm Opatz: Es gibt Bauten von unbekannten ArchitektInnen, die tauchen nirgendwo auf, wie das Haus Hanne an der Nidda. Ich bin da zufällig vorbeigefahren und sah nur eine Spitze aus Beton, versteckt hinter einem großen Zaun. Daneben stand ein Container, da bin ich draufgeklettert, um mehr zu sehen. Eine Architektur im Stil von Günter Bock, entworfen von einem Epigonen aus der Provinz. Beim Betreten fühlt man sich zurückversetzt in die Siebziger Jahre, es wurde 1975 fertiggestellt. Diese Entdeckungen sind Zufälle. Und manchmal hilft auch die Erinnerung, wie an den schönen Bungalow in Praunheim von meinem ehemaligen Professor an der Hochschule, Till Behrens.

Gab es bei deiner Recherche eine Begegnung, die dir besonders in Erinnerung geblieben ist?

Wilhelm Opatz: Der Sonnenring in Sachsenhausen von Günther Balser beispielsweise. Von außen wirkt der berühmte Bau unnahbar. Innendrin befindet sich ein Schwimmbad, das komplett in Orange gestaltet wurde. Diese Atmosphäre dort mit den Badegästen war so fröhlich und unbeschwert, das erwartet man nicht. Und natürlich viele Gespräche mit Architektinnen und Architekten, die besonders waren. Wie mit Johannes Peter Hölzinger.

Wie hat sich dein Blick auf die Architektur durch die Reihe verändert?

Wilhelm Opatz: Ich bewerte nicht mehr den Bau auf Grundlage dessen, was man von außen sieht. Die Diskrepanz zwischen außen und innen ist unvermutet stark. Im kommenden Band zeige ich das "Haus L", von außen eine eher schäbige Baracke. Innen ist die Architektur überraschend anders: Makellos weiß, mit feinen Stahlstützen.

Wie wählst du die AutorInnen aus, die die Texte zu den Bauten schreiben?

Wilhelm Opatz: Die Auswahl entsteht meist über Zufälle und drei Ecken, wie der Kontakt zu Kasper König damals. Dann recherchiere ich Namen in den Archiv-Publikationen, wie den Kulturhistoriker und Publizist Hermann Glaser. Und dann kommt ein Frankfurter und fragt nach. Diese Herrschaften freuen sich dann meist, dass sie ihr Wissen nochmal publizieren können. Oft sind auch die Begegnungen dann einzigartig. Wie mein Treffen mit der Keramikkünstlerin, ehemaligen HfG Professorin und Designhistorikerin Lore Kramer, die ein unfassbar gutes Gedächtnis hat. Die Dame sass kerzengrade auf dem Sofa und sprach über diese bewegten Zeiten, über die Philosophen Theodor W. Adorno und Max Horkheimer. Das war ein Erlebnis.

Hast du einen Satz aus dem Gespräch mit Lore Kramer mitgenommen?

Wilhelm Opatz: "Sie kommen bald wieder".

Und, besuchst du sie wieder?

Wilhelm Opatz: Ja, immer mit dem nächsten Architekturführer unter dem Arm komme ich zum Tee vorbei. In einem hohen Alter diesen Satz zu sagen ist doch etwas Schönes, etwas Besonderes. Es ist lebensbejahend. Die Begeisterung für die Architektur, das Zusammenspiel und die Fantasie der ArchitektInnen wie BauherrInnen ist oft ein Startpunkt für tolle Gespräche.

Band 1970 – 79

Neben Wolfgang Stahr fotografiert Georg Dörr die Bauten, wie habt ihr für das Projekt zueinander gefunden?

Wilhelm Opatz: Nach der Publikation über Kirchen war mir klar, dass ich aufgrund der notwendigen Flexibilität für die Architekturführer eine Fotografin oder einen Fotografen aus der Umgebung brauche. Die Arbeitsweise von Georg Dörr kannte ich aus meiner Zeit in den Werbeagenturen. Mit ihm und dem Kunsthistoriker Adrian Seib bin ich alle Bauten theoretisch durchgegangen. Im Anschluß besuche ich die Objekte mit den BauherInnen, kurz darauf mit dem Fotografen. Da steckt ein enormer Aufwand dahinter. Anders würde es auch nicht funktionieren. Ab und an gibt es GastfotografInnen, wie Peter Loewy, der mir schon vor vielen Jahren sagte, dass er einen ganz bestimmten Bau für mich fotografieren will. Super Typ. Oder Moritz Bernoulli, ein Frankfurter Architekt, der lange in Mexiko und den Niederlanden gelebt hat. Als er zurück nach Frankfurt kam, habe ich ihn gefragt. Ich verwende sehr selten Archivaufnahmen, um genau zu sein nur in einem Fall: In dem aktuellen Architekturführer ist ein Haus dabei, das kürzlich umgebaut wurde, der Orginalzustand ist nicht mehr vorhanden. Da habe ich mich darauf eingelassen. Ansonsten gibt es nur aktuelle Aufnahmen.

Wie wählst du die Motive aus?

Wilhelm Opatz: Die FotografInnen haben einen sehr geschulten Blick, der nicht meiner ist. Georg Dörr und ich sind seit über zehn Jahren ein eingespieltes Team, da kann ich vertrauen, ihn machen lassen. Jedes Buch hat eine Dramaturgie, pro Bau werden zwischen drei und sechs Fotografien gezeigt. Da ist es wichtig, dass alles zusammenpasst und eine Überraschung entsteht. Es ist quasi ein Mix aus den Motiven, die ich sehe und die der Fotograf sieht, denn jeder hat seinen eigenen Blick. Ein roter Faden sind vielleicht die Details, die in einem Haus auffallen und nach denen man dann in jedem weiteren Bau schaut, wie Treppengeländer, Türklinken oder besondere Leuchten. Das ist nicht erzwungen, sondern ergibt sich.

Ist dein Blick auf Architektur durch deine Grafikausbildung geprägt?

Wilhelm Opatz: Klar. Ich komme aus der Werbebranche, und die ist schnelllebig. Werbung setzt Punkte, damit sie wirkt. Und so bringt es meiner Meinung auch nichts, die Architektur nur als Panoramaaufnahme zu zeigen, denn das ist nicht das Thema. Es geht um den Moment, das, was vorher ungesehen blieb. Ich versuche Details zu zeigen, die man fühlen möchte. Die sieht man nicht, wenn der Bau nur in seiner vollen Pracht abgebildet wird. Es geht mir um die Ecken, wo man den Beton spürt, um Oberflächen, die Haptik. Die versuche ich ebenfalls zu zeigen.

Band 1970 – 79

Kannst du ein Beispiel nennen?

Wilhelm Opatz: Es gibt eine Aufnahme in der Bundesbank, dort kann man neben rauem Beton ein ganz feines Treppengeländer aus Holz finden, von den vielen Händen auf Hochglanz poliert.

Die Herausgeber der Architekturführer sind die Freunde Frankfurts e.V. – übernehmen die auch die Finanzierung oder stemmst du viel in Eigenleistung?

Wilhelm Opatz: Es ist schon ein Kraftakt. Im Grunde ist jedes Buch zweigeteilt: Der erste Teil der Arbeit besteht aus der Kommunikation mit FotografInnen, AutorInnen, dem Lektorat und der eigenen Durchsicht. Dann kommt die Finanzierung. Das mache ich nie zeitgleich, denn es ist manchmal schlecht zu verkraften, wenn mögliche Sponsoren absagen, die so gut zu dem Projekt passen würden. Mittlerweile habe ich eine Handvoll Personen und Unternehmen an meiner Seite, die den Architekturführer fördern – wie die Schwäbisch Hall Stiftung, aber auch Architekturbüros, deren Bauten ich teilweise gar nicht zeige, aber die sagen, wir lieben die Stadt und wir möchten die Idee unterstützen. Die Freunde Frankfurts sind Mitherausgeber und fördern das Projekt, aber bei ihnen liegt nicht die alleinige Finanzierung.

Die Bücher sind auch eine Dokumentation, da die Stadt Frankfurt am Main sich weiterhin schnell verändert. Da es sich weder um ein reines Fachbuch noch ein klassisches "Coffeetable"-Book handelt, ist deine Zielgruppe recht vielfältig. Die Architekturführer könnten auch für die Literatur an Schulen verwendet werden. War das von Beginn an so geplant?

Wilhelm Opatz: Architektur war für mich als Grafikdesigner lange Zeit von Zeitschriften geprägt. Meine offene, fast schon naive Herangehensweise, ohne Ehrfurcht vor großen Namen, ist glaube ich das Wesentliche bei der Reihe. Ich schöpfe die Kraft daraus und treffe viele Entscheidungen aus dem Bauch heraus.

Gibt es eine Besonderheit in der Architektur Frankfurts, die du gerne auch bei zukünftigen Bauten sehen würdest?

Wilhelm Opatz: Die Besonderheiten in der Architektur bedingen immer, dass die BauherrInnen mit den ArchitektInnen auf einer Augenhöhe sind, dass sie sich gegenzeitig überraschen und überzeugen können. Es geht nicht um große Investorengesellschaften, die Gebäude bauen wollen, die groß, breit und mächtig sind. Auch in Wettbewerben kommen die BauherrInnen nicht unbedingt zu Wort. Die Zusammengehörigkeit derjenigen, die den Bau erschaffen ist wichtig. Wenn das funktioniert, entsteht fantasievolle, wunderbare Architektur, die durchdacht ist und erstaunen kann. Die Gebäude der Investorengesellschaften sind sicher technisch wunderbar, aber es fehlt das Besondere, wie ein besonderes Entrée oder ein ungewöhnlicher Treppenlauf, denn die schönen Details kosten oft auch ein wenig mehr Mühe und Geld. Die ArchitektInnen stehen heute unter einem enormen Druck perfekt zu funktionieren, da die Konkurrenz stets auf die ersten Fehler wartet. Es gibt keine Bewegungsphasen, zumindest erfahre ich das oft in Gesprächen mit ihnen. Über den Kostenvoranschlag hinaus wird daher nicht mehr investiert. Was mir zudem auffällt: ArchitektInnen schauen heute nicht mehr zurück. Sie bauen für die Gegenwart und die Zukunft. Für den "zweiten Blick" und für die Nostalgie wird nicht mehr gebaut.

Band 1990 – 99

Im 90iger Band wird neben den Bauten auch der "Backenzahn" von e15 vorgestellt. Warum hast du dich dafür entschieden?

Wilhelm Opatz: Er hat das Jahrzehnt auch mitgeprägt, genau wie die T-Shirts des Künstlers Carsten Fock. Sie gehören einfach dazu, schließlich haben die ArchitektInnen auch ein Schaffen und Leben neben der Zeit im Büro. Ich ärgere mich ein wenig, dass mir das nicht früher eingefallen ist. Die Seitenpfade neben dem Hauptweg und die damit verknüpften Geschichten sind wichtig.

Ein "Extra" in den Büchern sind die Bonusbauten, wie bei einer CD die Bonustracks. Welchen Charakter haben diese?

Wilhelm Opatz: Die Bonusbauten sind ein Freestyle. Bauten, die auf den zweiten Blick interessant wurden. Mittlerweile stehen sie im Grunde auf derselben Stufe wie die zehn Gebäude, die vorab ausführlich vorgestellt werden. Ein Beispiel ist der Umbau eines Kioskes am Wegesrand, an dem ich jeden Tag vorbeigefahren bin. Irgendwann hat es mich gereizt zu erfahren, warum der Umbau stattgefunden hat. Ich bin heute vielleicht auch mutiger, freier geworden als bei den ersten Bänden.

Was erwartet uns im Architekturführer 2000 – 2009?

Wilhelm Opatz: Neben den berühmten Bauten wie dem Mainplaza (Hochhaus am Deutschherrnufer, von Kollhoff Architekten), gibt es auch Entdeckungen – wie eine versteckt gelegene Schule von Claude Costantini und Michel Regembal.

Hat dich bei der Recherche etwas überrascht?

Wilhelm Opatz: Der Umgang mit den Bauten und die ArchitektInnen selbst. Das diese aktuelle Architektur von ihnen als das Optimum gesehen wird und dementsprechend ein gewisser Druck auf mich entsteht, ihre Arbeit in die Auswahl aufzunehmen. Mit dem Eintritt in das 2000er Jahrzehnt ist die Nostalgie und die Dokumentation für die Geschichte vorbei, jetzt geht es um die Gegenwart und damit auch um Einflussnahme.

Lässt du dich davon beeindrucken?

Wilhelm Opatz: Kein Thema. Ich mache mir es damit natürlich schwer, denn wenn jedes genannte Architekturbüro einen gewissen Betrag für die Veröffentlichung zahlen würde, wäre die Publikation schneller finanziert. Aber das Modell verfolge ich nicht. Die Architekturführer sollen authentisch sein und bleiben. Es geht um meinen Blick und den der FotografInnen, es geht um Helden und Antihelden. Ich sehe mich als Kurator. Wenn man sich in der Auswahl durch finanzielle Mittel fremdbestimmen lässt, ist man Auftragnehmer, kein Kurator.

Gibt es ein Gebäude auf deiner Liste, dass du noch gerne erkunden würdest?

Wilhelm Opatz: Es gibt einen spannenden Bau für ein Datenzentrum aus den 2010er Jahren, den zu erkunden wird vermutlich schwierig. Und beim bekannten Portikus haben die KuratorInnen meine Anfrage leider nicht ernst genommen und ich erhielt für unser Projekt keinen Zutritt. Jetzt mache ich es anders: Statt den Bau zeige ich Skizzen von Herr Prof. Mäckler persönlich.

Du hast einen Seitenpfad gefunden.

Wilhelm Opatz: Genau. Und das macht eine zuerst negative Erfahrung positiv. Und am Ende sind die persönlichen Notizen des Architekten sogar spannender als ein Foto des Baus, der sehr bekannt ist. Diese Hartnäckigkeit kostet natürlich Zeit. Aber ich gebe nicht auf.

Skizzenbuch von Prof. Christoph Mäckler, Band 2000 – 09

Könntest du dir auch vorstellen, Architekturführer für eine andere Stadt zu recherchieren?

Wilhelm Opatz: Nein. Die Bücher leben von meiner Ortskenntnis und von den Zufällen, die sich ergeben, wenn man in der Stadt selbst lebt, wie über Gespräche oder Erwähnungen in der lokalen Zeitung. Zudem habe ich keine Abneigung gegenüber unbeliebten Stadteilen, wie Rödelheim, Fechenheim oder Westhausen. Um die persönliche Note der Architekturführer auch für andere Städte erhalten zu können, bräuchte ich eine Partnerin oder einen Partner, Franchise heißt das Zauberwort dafür.

Welche Botschaft möchtest du mit den Architekturführern den LeserInnen mitgeben?

Wilhelm Opatz: Macht die Augen auf. Schaut, welche Architektur in eurer Umgebung zu entdecken ist. Nehmt auch mal einen anderen Weg nach Hause, seid neugierig. Das ist es, was ich versuche den Leuten mit meinen Momentaufnahmen auf den Weg zu geben.

Architekturführer Frankfurt 2000–2009
Herausgegeben von Wilhelm E. Opatz, Freunde Frankfurts
Junius Verlag
208 Seiten, 115 farbige Abbildungen
Sprache: Deutsch
ISBN: 9783960605911
48 Euro

Band 1990 – 99