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Wiener Werkstätten

Die Vienna Design Week hat in diesem Jahr wieder ein Kaleidoskop des aktuellen Designs präsentiert.
von Anna Moldenhauer | 11.10.2018

Vom 28. September bis zum 7. Oktober 2018 fand Österreichs internationalstes und größtes Designfestival bereits zum zwölften Mal statt. Im Fokus stand der zentrale Bezirk Neubau, in dem auch das Museumsquartier liegt. Bei dem ersten Auftritt in der inneren Stadt durfte eine besondere Festivalzentrale nicht fehlen – das Sophienspital aus der Gründerzeit mit zeitgenössischem Anbau von Martin Kohlbauer war der erste Anlaufpunkt für die Besucher. Bevor das 13.000 Quadratmeter große Gelände für eine multidisziplinäre Nutzung umgebaut wird, bot die Zwischennutzung ungewohnte Ansichten: Design in der sterilen Atmosphäre der einstigen Behandlungsräume.

Für den kreativen Notfall: Der Design Emergency Room der Akademie der bildenden Künste Warschau, Fakultät für Design, Adam Mickiewicz Institut

Wie in einem Mikrokosmos spiegelte sich bereits in den Räumen des ehemaligen Klinikums die ganze Bandbreite der Design Week: Über den alltäglichen Nutzen bis hin zur Virtual Reality reichten die Projekte in den Formaten Debüt, Passionswege, Protest, Stadtarbeit, Urban Food & Design und Virtual & Augmented Reality. Design in seinen elementaren Funktionen zu zeigen, ist ein Anliegen des von Lilli Hollein geführten Festivals. Dazu gehört auch im Rahmen der "Passionswege" ein Blick in die Entstehungs- und Produktionsprozesse. In der dicht bebauten inneren Stadt finden sich zahlreiche kleine Handwerksbetriebe, denen im Rahmen der Vienna Design über die Schulter geschaut werden durfte – von der Fliesenmanufaktur "Karak" bis zur "Glashütte Comploj". Gleichzeitig waren die Ergebnisse besonderer Kooperationen sehen: Das Wiener Handelshaus für Glaswaren J. & L. Lobmeyr kooperierte mit den Künstlern Hanakam & Schuller, die Zuckerlwerkstatt mit den Food Designern Honey & Bunny und die Silbermanufaktur Jarosinki & Vaugoin mit dem polnischem Designstudio Rygalik. Als diesjähriges Gastland zeigte sich Polen mit der Ausstellung "The ABCs of Polish Design" vom Adam Mickiewicz Institut, zu der eine detaillierte Publikation erschienen ist. Davon inspiriert stellten polnische Illustratorinnen und Grafikdesignern 25 ihrer visuellen Interpretationen den Exponaten gegenüber.

Robert Comploj hat im Wiener Bezirk Neubau mit der Glashütte Comploj einen Ort geschaffen an dem Glaskunst erlebbar wird.

Unter dem Begriff "Urban Food & Design" konnten in Zusammenarbeit mit der Wirtschaftsagentur Wien Möglichkeiten und Alternativen für die Mahlzeit der Zukunft erforscht werden. Die Beiträge reichten von Flechten als Superfood über Reflexionen zur Bedeutung des Tischgeschirrs bis zur Kreation von Architekturmodellen des Bezirks Neubau aus Wackelpudding. Neue Wege forderte auch die Ausstellung "Studio Protest", die die Strahlkraft des Designs in Form von Widerstands- und Solidaritätsbekundungen auf Plakaten untersuchte. Inspiriert von den vielen kleinen Details im Spektrum der Vienna Design Week lohnte sich zum Abschluss der Blick auf das große Ganze: Die Landschaftsarchitekten Auböck und Karasz wiederholten in Kooperation mit Bellaflora auf dem Dach des Sophienspitals in der Installation "Topping" das Raster der Straßen in Form von in Struktur gesetzten Kulturpflanzen.

Das Gastland Polen präsentierte sich unter anderem mit der Ausstellung "The ABCs of Polish Design" vom Adam Mickiewicz Institut.