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STYLEPARK WAGNER LIVING
Grenzen neu setzen

Mit dem neuen WAGNER Design Lab haben die Architekten Titus Bernhard und Andreas Weissenbach für Wagner ein riesiges Schaufenster realisiert. Der Innenraum bietet dank dem flexiblen "D2"-System von Stefan Diez eine multifunktionale Nutzung – vom Showroom bis zum Arbeitsplatz.
von Anna Moldenhauer | 09.03.2021

Am Anfang stand eine Idee: Das Elternhaus von Peter Wagner im schwäbischen Langenneufnach, der zusammen mit seinem Bruder Rainer den Sitzmöbelhersteller Wagner in dritter Generation leitet, sollte spektakulär überbaut werden. Bisher diente das ehemalige Wohnhaus als Showroom für die hauseigene Marke Wagner Living – ergänzt werden sollte dies nun um ein Objekt mit überdimensionaler Glasfassade, das auf Stützen gestellt in luftiger Höhe über dem Bestandsbau schwebt. War der experimentelle Entwurf einmal erdacht, zögerte Peter Wagner nicht lange, sondern vergab den Direktauftrag an die Architekten von Titus Bernhard. "Gewerbebau wird meistens vernachlässigt, dabei kann man diesen mit genau so viel Hingabe und konzeptionellem Ansatz gestalten wie einen Wohnungsbau, das hat Wagner erkannt", so Titus Bernhard. Gemeinsam mit seinem Kollegen Andreas Weissenbach nahm er die Herausforderung an und entwarf einen rechteckigen Überbau in Stahlbauweise, der auf schlanken Trägern gelagert ist. Ein Projekt der Superlative, auf jeder Ebene: Neben 160 Tonnen Stahl wurde für die außergewöhnliche Architektur die weltweit größten Glasscheiben verbaut – vier Dreifachisoliergläser mit einer Größe von je 3,04 x 19,21 Metern. Gefertigt vom lokalen Glasveredler sedak, der sich bereits in internationalen Projekten wie mit Norman Forster Architects für Apple seine Sporen verdient hat. Speziell für die Fertigung der überdimensionalen Scheiben entwickelte sedak einen eigenen Maschinenpark. Auch der Einbau forderte viel Geschick und Know-How von allen Beteiligten: "Sieben Tonnen Glas in luftiger Höhe zu montieren war eine Herausforderung", so Titus Bernhard.

Dank guter Teamarbeit ist das kühne Vorhaben gelungen, alle vier Elemente sind mittlerweile eingebaut und haben auch schon ihre thermische Widerstandsfähigkeit unter Beweis gestellt. Faszinierend ist neben der Größe der Scheiben auch ihr filigraner Aufbau: "Jede besteht aus drei Einzelscheiben, die mit Hilfe eines Randverbunds zusammengefügt werden, die Zwischenräume sind mit Edelgas gefüllt. Die dünnste ist ein Floatglas mit acht Millimeter Stärke", erklärt Titus Bernhard. Die Transparenz der Fassade, die ohne Fensterrahmen auskommt, unterstreicht die auf das Wesentliche reduzierte Architektur des WAGNER Design Lab ideal. Im Verbund wirkt der Bau trotz seiner großen Spannweiten leicht und lässt der natürlichen Landschaft der Umgebung ihren Reiz. Bisweilen für den Betrachter unsichtbar, durchzieht die DNA von Wagner diesen bis in die Details: "Die Haltepunkte der Scheiben sind vulkanisierte Metallklötze, die genau dem Gelenk unserer Dondola-Systeme entsprechen, um jegliche Bewegung des Glases aufzufangen", so Peter Wagner. Entkoppelt das Gelenk bei der "D1"-Stuhlfamilie von Designer Stefan Diez die starre Verbindung zum Stuhlunterteil, um den Rücken zu entlasten, gleicht es im WAGNER Design Lab die Umweltbedingungen aus, die auf die Scheiben einwirken. Die vorgehängte, hinterlüftete Fassade sorgt mit zertifiziertem Holz und Mineralwolle zudem für ein angenehmes Raumklima.

Stefan Diez und Peter Wagner mit "D1"

Hinter den Glasscheiben öffnet sich das WAGNER Design Lab mit weiter Fläche und kommt ohne eine einzige Stützsäule aus. Die Faszination, die die Architektur des Baus erzeugt, sollte auch im großzügigen Innenraum konstant bleiben. Dafür sorgt maßgeblich Stefan Diez gemeinsam mit den ArchitektInnen Gonzalez Haase AAS: Das System "D2", welches das Trio kürzlich entwickelt hat, strukturiert in mattem Schwarz die offene, weiße Fläche und unterteilt sie in Showroom, Arbeitsbereich und Lounge. "Mit dem 'D2'-System lassen sich alle Elemente abbilden, die das moderne Büro braucht", so Peter Wagner. Basis ist ein Baukasten mit Profilen und Verbindern sowie Wabenplatten aus Aluminium – eine nachhaltige Kompletteinrichtung in Leichtbauweise. Alle Elemente werden einfach ineinandergesteckt, die Montage kann ohne Schrauben realisiert werden. "Damit hat Stefan Diez wirklich etwas geniales gezaubert", so Peter Wagner. Im WAGNER Design Lab setzt das "D2"-System als überdimensionaler Setzkasten die Stuhlmodelle von Wagner Living in Szene. "Kein anderes Regal dieser Größenordnung schafft es mit derart dünnen Platten, die auch nur gesteckt sind, diese große Stabilität zu bieten", sagt Peter Wagner. An das Regal schließt ein neun Meter langer Tisch an, der viel Platz zum Arbeiten lässt und mit praktischen Aussparungen für die Kabelführung auch optisch klare Linien zeigt. Für Pausen und Gespräche gibt es zudem eine Lounge, die mit transparenten Vorhängen leicht abgetrennt ist. Im Verbund mit der tiefen Flucht des langgestreckten Raumes und den klaren Linien des "D2" ergeben sich aus jeder Perspektive spannende Sichtachsen. Die Mitarbeiter von Wagner aus den Abteilungen Marketing, Design und Interiordesign können so das WAGNER Design Lab im Wechsel zum Homeoffice flexibel für kreative Aufgaben aller Art nutzen.

Gerade in diesen bewegten Zeiten ist eine größtmögliche Multifunktionalität der Raumnutzung gefragt – dem entspricht "D2" als Baukasten mit Profilen, Verbindern sowie Wabenplatten aus Aluminium perfekt. Das WAGNER Design Lab fungiert so auch als Casestudy für ein modernes Büro ohne Kompromisse. In Kürze wird Wagner einen Konfigurator anbieten, mit dem man das Möbelsystem ganz nach den eigenen Wünschen digital gestalten kann. Statt ein bereits festgelegtes Produkt liefert Wagner die Verbinderteile und organisiert den Aufbau durch lokale Handwerker. Eine ideale Basis für eigene, kreative Entwürfe, von der Schallschutzkabine über Ausstellungsbauten bis zum Arbeitsplatz. Das Material hat Stefan Diez dabei kreislauffähig gedacht: Mit sortenreinem Aufbau kann es komplett wiederverwertet werden. "Ein völlig neues und revolutionäres Möbelkonzept", resümiert Peter Wagner.