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Vor dem Sturm ist nach dem Sturm
von Nancy Jehmlich | 16.06.2008

Stürme sind Starkwindereignisse mit Geschwindigkeiten von mindestens 21 Meter pro Sekunde. Beim Niesen ist die Luft doppelt so schnell, wie bei einem Orkan. Trotzdem geht es bei dem folgenden Projekt weder um Geschwindigkeit, noch um die zerstörerische Kraft von Stürmen. Im Gegenteil: die Windenergie wird genutzt, um Neues entstehen zu lassen. „Das, was wir als Chaos, als Verschwendung von Energie erleben, in ein positives Erlebnis zu verwandeln“, ist die grundsätzliche Idee des Projekts „Die Ruhe vor dem Sturm – die Ruhe nach dem Sturm“ von Johannes Hemann aus Frankfurt. Als junger Designer stellt er seine Arbeit bei The Design Annual vom 4. bis zum 7. Juli 2008 in der Festhalle der Messe Frankfurt aus. Ihn interessiert nicht nur das fertige Produkt, sondern der komplette Prozess: „Denn dies ist ein entscheidender Faktor bei meinem Entwurf, das Wissen darüber, wie ein Produkt entsteht.“

Johannes Hemann baute eine Sturmkammer, eine geschlossene Box, in der durch die Einleitung von Druckluft Windströmungen erzeugt werden. In diese Box hängte er bestimmte Formen – etwa einen Zylinder oder das Hinterteil einer Schaufensterpuppe. Durch die verschiedenen, kleinteiligen, leichten Materialien schuf die Windgewalt in der Box „Abbilder“ der Stürme. Dabei wurden die gleichmäßigen Winde vermieden und vor allem die Wirkung von chaotischen Strömungen beobachtet. Denn bei einem gleichmäßigen Luftstrom entstehen „nur“ stromlinienförmige Figuren. Dabei sind es gerade die Objekte, „die aus dem Raster fallen, die asymmetrische Formen haben und damit die Spannung steigern.“

Die aus kleinen Partikeln bestehenden Materialien wurden entweder durch Kleber oder durch Hitzeeinwirkung mittels Heißluftfön miteinander verbunden. Neben freien, experimentellen Skulpturen entstanden vor allem Objekte mit Nutzwert wie die Leuchte „Paula“ aus Plexiglas-Granulat, der Sessel „Geoffrey“ aus Schaumstoff, der Tisch „Fridtjof“ aus Kork-Granulat. Alle samt sind sie Zeugnisse der Formgewalt der Natur, jedes ein Unikat und nicht wiederholbar. „Das Material hat den Sturm durchlebt, es hat die Windenergie aufgenommen, die Energie hat eine Form erschaffen, sie ist als Energie in der Form gebunden“, fasst Johannes Hemann das Ergebnis zusammen.

The Design Annual - inside: showtime
vom 4. bis 7. Juli 2008
täglich von 12 bis 21 Uhr
Festhalle, Messe Frankfurt
www.thedesignannual.com
www.johanneshemann.com

Fridtjof
Geoffry
Paula
The Making of Oswine
The Making of Geoffry
The Making of Fridtjof
Emma
Oswine
The Making of Paula
The Making of Emma