Häufig kommt es nicht vor, dass Objekte auf den ersten Blick faszinieren und beim zweiten geradezu euphorisch begeistern. Erst recht nicht, wenn in Mailand der Messebetrieb des Salone del Mobile herrscht und man, benommen von der Masse der präsentierten Neuheiten, von Stand zu Stand, von Showroom zu Showroom, treibt beziehungsweise getrieben wird. „Spokes“ ist ein solches. Die Deckenleuchte, entworfen von dem Designerpaar Vicente García Jiménez und Cinzia Cumini, verzaubert im Handumdrehen. Wie macht sie das nur?
Nun, sie ist für ihre Größe erstaunlich filigran und wirkt, als würde sie im Raum schweben – dabei ist sie in zwei Varianten erhältlich, einer länglichen und einer bauchigen. Die dünnen, gebogenen Metallspeichen werfen ein Schattenspiel an Wände und Decke, dass den Raum optisch in Bewegung versetzt. „Spokes“ spielt zwar mit dem Bild von alten Volieren und orientalischen Lampen, bleibt aber in der Formensprache abstrakt genug, um nicht in eine Schublade – etwa dekorativer Kitsch – gesteckt zu werden. Grund dafür mag sein, dass Jiménezund Cumini als Inspiration Fahrradspeichen dienten.
Technisch ist die Lampe ausgeklügelt: Kein Kabel, kein Leuchtmittel stört ihre klare, feine Gesamterscheinung. So ist das LED-Leuchtmittel flach an der Unterseite von „Spokes“ angebracht und dient gleichzeitig als Element, an dem die Metallspeichen befestigt sind. Raffiniert dabei ist, dass die Speichen die Stromkabel ersetzen. Sie leiten Schwachstrom zur Lichtquelle, die sowohl direktes wie auch indirektes Licht ermöglicht. „Spokes“ ist auf verspielte Art sachlich und von zauberhafter Leichtigkeit. Sie nimmt sich dezent im Raum zurück – und bleibt dennoch durch ihr Schattenspiel präsent. (as)