Im Laufe der letzten Jahrzehnte haben sich unsere Badezimmer extrem verändert. Aus den nüchternen Nasszellen der 60er Jahre wurden Wohlfühloasen, aus simplen Waschbecken und Sanitärkeramik elegant gestaltete Objekte von namhaften Designern. Das Bad entwickelt sich zum erweiterten Wohnraum und auch die Materialien haben sich verändert. Die ehemals dicken Wände von Waschschüsseln und Badewannen mit ihren breiten Rundungen wurde durch immer dünnere Formkanten mit farbigen Oberflächen abgelöst. Die Designgeschichte des Bades ist so auch eine Geschichte technischer Innovationen, denn die Eigenschaften des Materials bestimmen mit, was realisiert werden kann.
Mit Materialien experimentiert auch gerne Laufen, der Schweizer Hersteller für Sanitäreinrichtungen und hochwertige Wellness-Lösungen – er hatte bereits mit Feinfeuerton extrem große Waschtische realisieren können. Sanitärporzellan und Feinfeuerton waren bislang die einzigen Materialien, die es im Bereich Sanitäreinrichtungen als Werkstoff gab. Im Januar 2013 stellte der Hersteller jedoch ein neues Material vor: die SaphirKeramik. Als Zuschlagstoff für die innovative Keramik wird Korund verwendet, ein Kristall und häufig vorkommendes Mineral, das extrem hart, farblos und deutlich weniger teuer ist, als seine seltenen Sonderformen Rubin und Saphir. Für Laufen, der das neue Matetrial nach fünf Jahren Entwicklung zum Patent angemeldet hat, ergeben sich dadurch ganz neue Möglichkeiten der Gestaltung: Oberflächen mit Relief, feine Radien und dünne Wände sowie deutlich leichtere Objekte können mit dem Werkstoff SaphirKeramik umgesetzt werden. Dennoch ist das Material äußerst robust – es ist zweimal so stark wie die herkömmliche Keramik, bei Radien von nur ein bis zwei Millimetern extrem formbar und dazu noch sehr biegefest.
Mit „Living Square“ und „Kartell by Laufen“ konnten die Entwickler von SaphirKeramik im Jahr 2013 erste Produkte vorstellen, bei denen Designer die Vorteile des neuen Materials nutzen und im industriellen Maßstab umsetzen. Toan Nguyen und Konstantin Grcic wurden vergangenes Jahr angefragt, mit Laufen die Möglichkeiten des Materials weiter auszuloten und gingen sehr unterschiedlich mit den neuen Möglichkeiten um.
„Es war unglaublich. Mit einem neuen Werkstoff arbeiten zu können, war eine Gelegenheit, die sich so gut wie nie bietet“ so Toan Nguyen in einem Interview. Er entwarf einen dünnwandigen, leichten Waschtisch, verbunden mit einer großzügigen Ablage mit sehr eleganter Linienführung, die das Werksstück schwerelos erscheinen lässt. Zu SaphirKeramik sagt er: „Ein moderner und hochleistungsfähiger Werkstoff. Die dünnen Wandungen ermöglichen klare, minimalistische Formen und sehr eng definierte Radien, die sich dennoch nicht scharfkantig, sondern weich anfühlen. SaphirKeramik ist insgesamt sinnlich und angenehm zu berühren.“
Konstantin Grcic experimentierte hingegen mehr mit den Oberflächen und Texturen, die durch das neue Material möglich sind. Er ergänzte eckige und runde Waschbecken um Ablageflächen mit unterschiedlichen Strukturen. Genoppt, gerillt oder in komplizierten grafischen Mustern sind es „spielerische Ergänzungen“, die an feines Porzellan erinnern. Ihn reizte die Aufgabe, „die Oberfläche mit fein definierten Strukturen zu versehen. Diese taktilen Oberflächen dienen sowohl der Dekoration als auch der Funktionalität.“
Nguyen und Grcic bilden konzeptionell und gestalterisch erst den Anfang - man darf gespannt sein, welche Entwürfe in naher Zukunft mit der SaphirKeramik noch umgesetzt werden.