Wer den neuen Showroom von „Schellmann Furniture“ in der Münchener Hohenzollernstraße betritt, der findet sich sogleich in einem faszinierenden Spannungsfeld zwischen Kunst und Design wieder. Ist dies nun eine Galerie? Schließlich werden Werke von Donald Judd, Gerhard Merz und Liam Gillick ausgestellt. Oder doch der Showroom eines Möbelherstellers? Denn wir sehen auch Arbeiten von Stefan Diez, Sebastian Wrong und den Brüdern Bouroullec.
Eine mögliche Erklärung liegt in der Biografie des Hausherrn. Jörg Schellmann verlegt seit 1969 in der Edition Schellmann mit Sitz in München und New York Grafik und Auflagenobjekte der internationalen Kunstszene. Seit 2006 wendet er das Prinzip der seriellen Produktion auch auf Möbelentwürfe von Künstlern wie Joseph Beuys, Donald Judd oder Gerhard Merz an – und nicht zuletzt auch auf von ihm selbst gestaltete Möbel.
Schellmanns eigener Beitrag zu der Ausstellung, seine „Raum-Möbel-Stahlkonstruktion Study“, ist einer der auffälligsten der Schau und verrät viel über Schellmanns gedanklichen und gestalterischen Ansatz. „Mir schwebt“, erklärt er, „ein einfaches Arbeitszimmer vor, ein privater Rückzugsraum mit den wichtigen Arbeitsmitteln in Reichweite. Eine Zelle, die sich von der übrigen Umgebung abgrenzt und Behausung für die Person und ihr Denken ist“.
Die aus der Renaissance stammende Idee eines „Studiolo“, wie es Andreas Zielcke im Vorwort zum Ausstellungskatalog beschreibt, findet für Schellmann ihre Fortführung in der persönlichen Arbeitszelle, die sich Le Corbusier in seinem Büro in Paris ebenso wie in seiner Einsiedelei in Cap Martin am Mittelmeer einrichtete. Mit seinem eigenem „Study“ greift Jörg Schellmann dieses Konzept auf und setzt es zeitgenössisch um. Das Ergebnis ist von radikaler Einfachheit und großer Poesie zugleich.
Der Reiz der Ausstellung liegt in der Kombination von tatsächlich hergestellten Möbeln – wie dem höhenverstellbaren Tischsystem „Tyde“ der Gebrüder Bouroullec (für Vitra) und dem Bürostuhl, eine Weiterentwicklung des "Chassis" von Stefan Diez, den Wilkhahn zusammen mit Schellmann herausgibt – mit konzeptionellen Ansätzen wie der Arbeit „Freuds Couch“ von Sebastian Wrong oder den Möbeln von Donald Judd, Liam Gillick und Gerhard Merz. Wer Glück hat, wird Jörg Schellmann selbst in seinem Showroom antreffen. Ein Gespräch mit ihm ist besser als alle Rezensionsversuche – den obigen inbegriffen.
7 Studies
Schellmann Furniture, München
bis 20. Dezember 2013
www.schellmannfurniture.com