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Knud Erik Hansen

Reiches Erbe

Carl Hansen & Son gehört zu den Klassikern unter den dänischen Möbelherstellern, mit einem reichhaltigen Portfolio an ikonischen Entwürfen. Wir sprachen mit CEO Knud Erik Hansen über die DNA und die Zukunft des Unternehmens.
02.06.2022

Alexander Russ: Carl Hansen & Son blickt auf ein reichhaltiges Erbe von mehr als einem Jahrhundert zurück. Wie würden Sie die DNA des Unternehmens definieren?

Knud Erik Hansen: Zuerst einmal sind wir ein Familienbetrieb: Carl Hansen & Son wurde von meinem Großvater gegründet und befindet sich seit 114 Jahren in Familienbesitz. Es gibt ein sehr starkes Familienethos und einen sehr offenen Austausch – auch mit unseren Angestellten, obwohl bei uns mittlerweile über 600 Menschen arbeiten.

Das Unternehmen ist in den letzten zwanzig Jahren sehr stark gewachsen. Können Sie uns mehr über den Prozess erzählen?

Knud Erik Hansen: Ja, das stimmt: 2002 waren gerade mal 30 Menschen bei Carl Hansen & Son angestellt. Mittlerweile haben wir drei hochmoderne Fabriken in Dänemark, in denen unsere Möbel gefertigt werden. Das sind circa 60.000 Quadratmeter Produktionsfläche, die uns hier zur Verfügung stehen. Deshalb konnten wir auch auf die gesteigerte Nachfrage reagieren, was uns 2021 ein sehr erfolgreiches Geschäftsjahr beschert hat. Eine gute Planung ist diesbezüglich sehr wichtig – und besonders eine gute Finanzplanung, gerade bei einem Unternehmen, das so schnell wächst.

Inwieweit hat sich das auf das Portfolio von Carl Hansen & Son ausgewirkt?

Knud Erik Hansen: Wir haben kleinere Betriebe aufgekauft, da sie die Arbeiten von DesignerInnen in ihrer Kollektion hatten, die gut zu uns passten. Bei vielen dieser Unternehmen gab es keinen Generationenwechsel, weshalb die Besitzerinnen auf uns zukamen und fragten, ob wir das Portfolio übernehmen möchten. Das ist auch der Grund, weshalb wir mittlerweile so viele Designklassiker im Programm haben, die von dänischen Meistern wie etwa Hans J. Wegner, Kaare Klint oder Poul Kjærholm entworfen wurden. Dabei haben wir sehr darauf geachtet, eine kohärente Kollektion zusammenzutragen, bei denen sich die einzelnen Möbel gut miteinander kombinieren lassen.

Eines Ihrer jüngsten Projekte ist die Neuauflage von Möbeln, die von Vilhelm Lauritzen entworfen wurden: die "Foyer Series" und der "VLA26 Vega Chair". Was ist die Geschichte des Projekts?

Knud Erik Hansen: Vilhelm Lauritzen Architects kamen auf uns zu, um mit uns über Möbelentwürfe aus ihrem Portfolio zu sprechen und zu fragen, ob wir diese produzieren könnten. Und natürlich haben wir ja gesagt! Wir werden die Möbel nächstes Jahr zum 100-jährigen Firmenjubiläum von Vilhelm Lauritzen Architects präsentieren. Die "Foyer Series" wurde von Vilhelm Lauritzen ursprünglich für das von ihm entworfene Radiohuset konzipiert, ein berühmtes Gebäude in Kopenhagen aus den 1940er-Jahren mit einer beindruckenden Innenraumgestaltung – ein richtiges Gesamtkunstwerk. Das gilt auch für das Folkets Hus aus den 1950er-Jahren, für das Vilhelm Lauritzen den "VLA26 Vega Chair" entwarf und wo mittlerweile der Veranstaltungsort Vega seinen Sitz hat. Beide Gebäude sind wichtige Landmarken in der dänischen Architekturgeschichte und wir sind sehr stolz darauf, einen Beitrag dazu leisten zu dürfen. Außerdem passen die Möbel ganz hervorragend in unser Portfolio.

Sie arbeiten auch mit jungen DesignerInnen zusammen. Wie verbinden Sie Tradition und Innovation?

Knud Erik Hansen: Das ist in der Tat sehr gewinnbringend, weil sie das Erbe von Carl Hansen & Son aufgreifen und ihm etwas Neues hinzufügen. Natürlich ist das kein einfacher Prozess, aber die meisten dieser Entwürfe kommen von DesignerInnen, die auch eine Ausbildung als SchreinerInnen haben. Sie wissen, dass wir einen sehr hohen Anspruch an die Fertigungsqualität unserer Möbel haben, die mindestens drei bis vier Generationen überdauern müssen! Ein Beispiel ist unsere Zusammenarbeit mit der dänischen Designerin Rikke Frost, die für uns das "Sideways Sofa" und die "RF200 Table Lamp" entworfen hat. Zudem arbeiten wir mit dem österreichischen Designstudio EOOS zusammen, die unter anderem die "Embrace"-Serie für uns entwickelt haben.

RF200 Table Lamp von Rikke Frost
Sideways Sofa von Rikke Frost

Wie bringen Sie die regionale Produktion und die hohe Fertigungsqualität Ihrer Möbel mit der Wirtschaftlichkeit Ihres Unternehmens in Einklang?

Knud Erik Hansen: Wir haben eine der modernsten Möbelfertigungen in Europa, wo vieles mit großen CNC-Maschinen hergestellt wird. Gleichzeitig ist uns das Handwerk sehr wichtig. Deshalb ist die Feinarbeit an den Möbeln immer noch wie vor 100 Jahren und wird von qualifizierten MöbelschreinerInnen ausgeführt. Es ist also eine Mischung aus Hightech und Handarbeit, die das Ganze ermöglicht.

Wie stellen Sie eine nachhaltige Produktion sicher?

Knud Erik Hansen: Indem wir Möbel bauen, die lange halten. Außerdem bieten wir auch an, gebrauchte Möbel zurückzukaufen. Diese restaurieren wir dann und verkaufen sie zu einem günstigeren Preis. Hinzu kommt, dass unsere Möbel Designklassiker sind, die nicht aus der Mode kommen und dementsprechend lange verwendet werden. In der Gesellschaft findet gerade auch ein Umdenken dahingehend statt, dass Möbel eine Geschichte haben können, die vererbt werden kann. Außerdem beziehen wir unser Holz aus nachhaltig bewirtschafteten Wäldern. Wir nutzen es dann effizient und die Holzreste, die übrigbleiben, werden zur Produktion von Fernwärme genutzt.

Der Wishbone Chair von Hans J. Wegner beim Zusammenbau
Hightech und Handarbeit kommen bei Carl Hansen & Son zusammen

Junge dänische Möbelunternehmen haben dem dänischen Design unter dem Begriff "New Nordic" neue Aufmerksamkeit verschafft. Was halten Sie von dieser Entwicklung?

Knud Erik Hansen: Dänisches Design genießt nicht nur wegen seiner herausragenden Gestaltung, sondern auch durch seine Ausführungsqualität ein sehr hohes internationales Ansehen, vergleichbar mit Schweizer Uhren oder deutschen Autos. Das ist ein Erbe, das es zu bewahren gilt – und solange die Qualität bei diesen Unternehmen stimmt, habe ich kein Problem damit. Wenn aber ausschließlich im Ausland in mittelmäßiger Qualität produziert wird und es nur darum geht, zügig Profit zu erzielen, dann finde ich das schwierig.

Carl Hansen & Son hat eigene Flagship-Stores und Showrooms in New York, Tokio, London oder Mailand und ist mittlerweile eine globale Marke. Wie bringen Sie das Erbe des Unternehmens mit der Globalisierung in Einklang, ohne dabei die eigene Identität zu verlieren?

Knud Erik Hansen: Das ist eine sehr gute Frage! Ich komme eigentlich nicht aus dem Möbelbereich, obwohl ich natürlich familienbedingt damit groß geworden bin – aber ursprünglich habe ich für Reedereien gearbeitet. Das ist ein Berufszweig, der sehr wettbewerbsorientiert ist. Ich war zum Beispiel in Hongkong oder Singapur und bin es gewohnt, in einem Umfeld mit einem hohen Konkurrenzdruck zu arbeiten, wo man schnell auf Prozesse reagieren muss. Das hat die Art, wie ich Carl Hansen & Son führe, stark beeinflusst. Meine Frau und ich diskutieren zum Beispiel viel darüber, wie man das Unternehmen noch wettbewerbsfähiger machen kann. Unsere Flagship-Stores, von denen wir mittlerweile 20 Stück haben, sind ein gutes Beispiel dafür. Dort kommen die einzelnen Möbel zusammen und werden in einem Gesamtzusammenhang präsentiert, der dann auch die DNA von Carl Hansen & Son nach außen hin repräsentiert und so die Marke stärkt. Das unterscheidet uns auch von der Konkurrenz. Uns ist es sehr wichtig einen eigenen Weg zu gehen!


Carl Hansen & Son auf dem Salone del Mobile 2022:

Carl Hansen & Son Showroom
Foro Bonaparte 18/a, Via Arco 4

20121 Mailand


Carl Hansen & Son auf den 3daysofdesign 2022:


Carl Hansen & Son Flagship Store
Bredgade 21–23
1260 Kopenhagen

Showroom Carl Hansen & Son in München
Showroom Carl Hansen & Son in Hamburg

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