Neue Bündnisse
Einen Ausstellungsraum schaffen, der ohne räumliche und zeitliche Grenzen zugänglich ist und das Potential lateinamerikanischer DesignerInnen zeigt, die in ihren Werken gemeinsam auf ein jahrtausendaltes Erbe in der Handwerkkunst aufbauen – das ist das Ziel der Gründerinnen der digitalen Galerie UNNO. Maria Dolores Uribe und Laura Abe Vettoretti setzen bereits mit ihrer Vita als Architektinnen und Künstlerinnen die Basis für einen interdisziplinären Ansatz in der Kuration. So ist die Plattform in Zeiten der weltweiten Pandemie ganz auf das digitale Erleben bedacht, auch wenn die Arbeiten der DesignerInnen wie der Ort der Präsentation in der Realität existieren: "32 General Prim", ein ehemaliges Mehrfamilienwohnhaus aus dem Jahr 1906 in Mexiko-Stadt. Entworfen von Architekt Manuel Gorozpe im eklektischen Stil, vereint der Bau unterschiedliche Merkmale architektonischer Strömungen in sich, von klassischen Säulen bis zur kunstvollen Ornamentik. 2014 wurde das Haus von unter anderem Architekt Alberto Kalach renoviert, mit dem Anliegen den verwunschenen Charme des von der Zeit gezeichneten Altbaus mit seinen weiten Treppenaufgängen, hohen Decken, schmiedeeisernen Balustraden und üppiger Begrünung möglichst zu erhalten. Für den Dachausbau realisierte Kalach zudem ein Gewächshaus, das viel Tageslicht in die Etagen leitet und der Begrünung ideale Bedingungen bietet.
Die Projektgemeinschaft "Proyecto Público Prim" hat sich dem Schutz dieser mythischen Stätte verschrieben und sie im Verbund mit dem Nachbarhaus "30 General Prim", das ebenfalls in der porfirischen Ära Mexikos gebaut wurde, in ein Kulturzentrum verwandelt. Zusammengeschlossen bieten die Gebäude viel Raum für Ateliers, Ausstellungen und exklusive Events. Für die Arbeiten von Bandido Studio, Ian Felton, Cesar Nunez und einer Auswahl eigener Werke des Kuratorenduos, bot sich der großzügige Innenhof des Gebäudes ideal an. Erhellt mit einem quadratischen Lichtschacht in der Decke, setzt dieser die Designs in eine spannende Szenerie aus Licht und Schatten. Uribe und Vettoretti ist es ein Anliegen in der UNNO Galerie zeitgenössisches Design auszustellen, das als Hommage an die reiche Geschichte Lateinamerikas und ihre Mythen referiert, ohne bereits bestehende Formen schlicht zu kopieren. Traditionelles Handwerk und die Ideen zeitgenössischer DesignerInnen verbinden sich in den Exponaten zu einer neuen Einheit. Die verwendeten Materialien unterstreichen dabei einen starken Verweis zu der Natur, von Lavastein, Metall, Sand und Edelstein über Keramik und Marmor bis zur Färbung mit natürlichen Pigmenten. Gefasst in geometrische Formen und mit Funktion versehen, schaffen die Objekte mühelos den Spagat zwischen Kunst und Design und eröffnen eine neue Perspektive – sei es als Leuchte, Paravent oder Beistelltisch.