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Freischwinger mit Umdrehung

Mit "S 64 Atelier" erlebt einer der größten Sitzmöbelklassiker eine bewegungsreiche Neuerung: Christophe Marchand hat Marcel Breuers berühmten Freischwinger zum Drehstuhl weiterentwickelt.
von Markus Hieke | 18.06.2019

Ein echter Klassiker ist weit mehr als einfach nur zeitlos – ihn zeichnet aus, dass er zum Entstehungszeitpunkt eine außerordentliche Wirkkraft auf die Designwelt gehabt hat. So wie die Reihe an Freischwingerstühlen, die Ende der 1920er-Jahre rund um den niederländischen Architekten und Designer Mart Stam entstanden sind. Eine neue Typologie war geboren. Und eine Ästhetik, die sich auch heute noch großer Beliebtheit erfreut.

Unter Mart Stam entwarf Marcel Breuer im Jahr 1928 den Armlehnsessel "S 64", mit dem dieser damals "die Brücke von Thonets Bugholztradition aus der Gründerzeit zur Moderne des 20. Jahrhunderts schlug", wie es bei Thonet heißt, und der auch heute noch von dem Hersteller produziert wird. Auch das zeichnet einen Klassiker aus: Er liefert jederzeit das Potenzial, an neue Anwendungsbereiche angepasst zu werden. Mit Respekt vor dem Original hatte in diesem Fall der Schweizer Designer Christophe Marchand die Aufgabe in der Hand. Als "S 64 Atelier" weist Thonet dem Sitzmöbel nun eine neue Aufgabe zu: Ausgestattet mit Zentralfuß und Rollen kommt die in diesem Jahr vorgestellte Version fortan auch als Arbeitsstuhl zum Einsatz. Bereits 1935 hatte Breuer Stahlrohrstühle mit Drehgestell für den Thonet-Stahlrohrkatalog konzipiert – insofern ist das neue Anwendungsgebiet, im Homeoffice oder Büro, nur konsequent.

Erhältlich ist "S 64 Atelier" klassisch mit Holzrahmen und Wiener Geflecht mit Stützgewebe oder gepolstert in Leder oder Textil. Für das fünfstrahlige Aluminiumgestell und das Stahlrohr stehen Ausführungen in Chrom oder Pulverbeschichtung zur Auswahl. Die Holzteile für den Rahmen und die Armlehnen werden in Buche gebeizt hergestellt.