top

HOTEL
Eins mit der Landschaft

Das von Tanner Architects entworfene Gästehaus The Point fügt sich subtil in die beindruckende Landschaft Tasmaniens ein und trotzt dabei dem rauen Küstenklima.
von Alexander Russ | 01.07.2022

Wie lässt sich ein Gebäude auf gelungene Weise in die Landschaft einfügen? Das von Tanner Architects entworfene Gästehaus The Point, das etwa zwanzig Minuten von der tasmanischen Hauptstadt Hobart entfernt liegt, liefert eine dialektische Antwort: Als Rückzugsort entworfen, befindet es sich auf einem 50 Hektar großen Grundstück, das seit Generationen landwirtschaftlich genutzt wird. Dabei fügt es sich unauffällig in seine Umgebung ein und wird so zu einem Teil davon. Gleichzeitig behauptet es sich aufgrund seiner architektonischen Präsenz und der verwendeten Materialien gegenüber der beindruckenden Landschaft und dem rauen Küstenklima.

Tanner Architects entwarfen The Point als länglichen eingeschossigen Pavillon, der von einem auf vier Seiten auskragenden Schmetterlingsdach gekrönt wird. Um Schutz vor den starken Winden Tasmaniens zu bieten, ist er sorgfältig in die Topografie eingebettet und auf der rückwärtigen Längsseite leicht in einen angrenzenden Hang eingegraben. Ein eingeschnittener Hof dient als Eingangsbereich, von dem aus man das Haus betritt. Auf seiner Vorderseite öffnet sich der Pavillon über eine großzügige Verglasung, die den Blick auf die karge Graslandschaft, die Bucht Frederick Henry Bay, das Meer und die sich ständig wechselnden Lichtstimmungen freigibt. "Unser Ziel war es, dem Gebäude ein Gefühl für den Ort zu geben und gleichzeitig den Einfluss auf die natürliche Umgebung zu berücksichtigen", sagt Architekt Stuart Tanner über das architektonische Konzept.

Die raue Landschaft spiegelt sich auch in der Gestaltung des Gebäudes wider: So verleihen ihm Materialien wie Beton und Stahl eine gewisse Widerstandsfähigkeit und sorgen gleichzeitig für eine taktile Präsenz in den Räumen. "Die Materialien wurden aufgrund ihrer robusten und dauerhaften Beschaffenheit und ihrer Synergie mit der Umgebung ausgewählt", begründet Stuart Tanner die Entscheidung. Dabei verbinden sich die rohen Betonwände und polierten Estrichböden zusammen mit den Metallprofilen der großen Fenster und der dunkel gehaltenen Decke aus Marinesperrholz zu einem stimmigen Ganzen, das sich gegenüber der alles dominierenden Landschaft zurückhält. Gleichzeitig erzeugt das Küstenklima ein Wechselspiel aus Licht und Schatten auf den Wänden und Böden, wodurch das Haus zu einem Teil des Außenraums wird. Hinzu kommen Sitzgelegenheiten, aus verwitterten Kai-Hölzern, die als archaische Körper den eingeschnittenen Hofbereich bespielen. Die Möbel im Innern bilden als fröhliche Farbtupfer einen Kontrast dazu und bringen eine wohltuende Wohnlichkeit in die ansonsten dominierende Industrieästhetik.

Im Innern zonieren fünf Betonwände die einzelnen Bereiche. Sie tragen gleichzeitig das große Dach, das Schutz vor den Winden bietet und die Landschaft rahmt. Die daraus resultierenden Schichten sorgen für ein offenes Raumgefühl mit fließenden Übergängen zwischen Wohnen, Essen, Schlafen und dem Außenraum. So haben die drei Schlafzimmer einen beeindruckenden Blick über die Bucht und einen direkten Zugang zur umlaufenden Terrasse. Der Wohnraum wird über großflächige Verglasungen von drei Seiten belichtet, wobei ein großer, mit Naturstein verkleideter und als Kern ausformulierter Kamin den Raum in einen Wohn-und Essbereich unterteilt. Dazu wurden die einzelnen Raumschichten von Tanner Architects über präzise gesetzte Öffnungen mit der Landschaft verwoben, was The Point zu einem idealen Rückzugsort macht, an dem sich die Naturkulisse Tasmaniens auf beindruckende Weise erleben lässt.

Kontakt Gästehaus

319 Forest Hill Rd
Sandford TAS 7020
Australien
Tel.: 0061 410 400 783