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Botanischer Garten, Culiacan, Mexiko, 2012

Architektonische Landschaften

Die Mexikanerin Tatiana Bilbao steht exemplarisch für eine junge Generation an ArchitektInnen. Das Architekturzentrum in Wien widmet ihr jetzt eine Ausstellung und zeigt die Entwicklungsgeschichte ihrer Projekte.
von Alexander Russ | 18.08.2021

In der Architektur vollzieht sich gerade ein Generationenwechsel: Junge ArchitektInnen definieren sich nicht mehr über das Ideal des weltweit agierenden "Starchitekten", sondern setzen stattdessen auf Austausch und arbeiten deshalb oft in wechselnden Kooperationen. Dabei versuchen sie verstärkt soziale, ökonomische und ökologische Aspekte in ihre Arbeit zu integrieren und in einen lokalen Kontext einzubetten. Ein gutes Beispiel dafür ist die 1972 geborene mexikanische Architektin Tatiana Bilbao, die ihr Büro Tatiana Bilbao Estudio 2004 in Mexiko City gegründet hat. "Es geht um die Architektur, die wir machen können, und nicht darum, dass wir Architektinnen sind", sagt sie über ihre Arbeitsweise, der das Architekturzentrum in Wien jetzt eine Ausstellung widmet.

In Tatiana Bilbaos Architektur spiegeln sich die politischen Umbrüche in Lateinamerika exemplarisch wider. Als Folge bewegen sich ihre Projekte in der immer größer werdende Einkommensschere zwischen Arm und Reich. Ihre Arbeit ist dabei durch einen Wissenstransfer gekennzeichnet – zwischen Projekten mit großen finanziellen Ressourcen und sozialen Aufgaben, die sich mit politischer, gesellschaftlicher und wirtschaftlicher Ausgrenzung beschäftigen. Die Architektur entsteht oftmals in Zusammenarbeit mit anderen ArchitektInnen, LandschaftsarchitektInnen, KünstlerInnen oder in einem partizipativen Prozess mit den BewohnerInnen.

Collage Aquarium und Meeresforschungszentrum Cortes, Mazatlán, Sinaloa

Für die Projektdarstellung hat die Architektin deshalb spezifische Ansätze entwickelt, um so Laien, die keine Grundrisse oder Schnitte lesen können, ihre Entwürfe zu vermitteln. Dazu zählen etwa Collagen oder handgezeichnete Skizzen, die es ihr erlauben, die Ideen entsprechend zu kommunizieren und die Vorstellungskraft ihrer Bauherren anzuregen. Gleichzeitig finden auch lokale Bautraditionen Eingang in ihre Projekte – zum Beispiel durch die Verwendung von Stampflehm oder den Einsatz von alltäglichen Materialien, um so ein kostengünstiges Bauen zu ermöglichen. "Wenn man aus einem Land kommt, in dem viele Menschen nur über sehr wenige wirtschaftliche Ressourcen verfügen, ist man es gewohnt, diese nicht zu verschwenden", sagt Tatiana Bilbao über ihren nachhaltigen Ansatz.

Wohnhaus "Los Terrenosv", Monterrey, Nuevo León, Mexiko, 2012 – 2016
Sozialer Wohnungsbau mit 16 Wohneinheiten in Acuña, Mexiko, 2015

Die Ausstellung in Wien präsentiert anhand von 25 Fallbeispielen – darunter Kultur- Bildungs- und Wohnbauten – die architektonische Bandbreite der mexikanischen Architektin und veranschaulicht die jeweiligen Projekte durch
Materialproben, Arbeitsmodelle und Skizzen. Dazu zählen zum Beispiel eine Pilgerroute in Mexiko, der botanische Garten in Culiacán, ein Wohnhaus in Monterrey oder ein sozialer Wohnungsbau in Acuña mit 16 Wohneinheiten. Die einzelnen Ausstellungsobjekte werden dabei in den Kontext der "Landschaft" gestellt, die von der mexikanischen Landschaft über verschiedene Stadtlandschaften bis zu sozialen und kulturellen Landschaften reichen.

Tatiana Bilbao Estudio
19.08.2021 – 17.01.2022 | Architekturzentrum Wien I Ausstellungshalle 2
Eröffnung: Mittwoch, 18.08.2021, 19:00 Uhr