Für Alexander Lervik sind die Fotografien seiner Möbel nicht einfach etwas, was am Ende des Arbeitsprozesses auch noch erledigt werden muss. Ganz im Gegenteil. Dem schwedischen Designer, der für seine Möbel mit Firmen wie Design House Stockholm, Johanson, Skandiform und Moroso zusammenarbeitet, sind sie nicht weniger wichtig als das Produkt selbst. Auch wenn reine Produktfotografie weniger auf Resonanz stößt als beispielsweise Modefotografie, so entscheiden gute Aufnahmen im digitalen Zeitalter doch mehr denn je über Erfolg oder Misserfolg eines Produkts. „Wieso eigentlich?“, hat sich Lervik gefragt. Wohl auch, weil die sachlichen Fotografien von Produkten respektive Designobjekten zumeist der Präsentation neuer Produkte und deren Verkauf dienen. Um originelle Inszenierungen eigenständiger Objekte geht es dabei eher weniger, weshalb die Dinge und ihr Bild oft genug spröde wirken.
Diese sachliche Art der Fotografie, die zumeist im Studio und vor neutralem Hintergrund stattfindet, hat Lervik hinterfragt und 15 prominente Fotografen, mit denen er befreundet ist, gebeten, je einen seiner Entwürfe einmal ganz anders zu fotografieren. Das Spannende daran ist: Alle Fotografen sind normalerweise auf ganz unterschiedlichsten Feldern tätig. Reine Produktfotografie ist den meisten fremd. Martin Parr etwa gilt als kritischer Gesellschaftsfotograf, der nicht nur die schönen Seiten der Menschen fotografiert, Andreas Ackerup hält Mode in exzentrischer Manier fest, und die Fotografin Annika von Hausswolff hat 1999 im Nordic Pavillon an der Kunstbiennale in Venedig teilgenommen. Hinzu kommt: Lervik schickte den Fotografen seine Stühle einfach – ohne Vorgaben zu machen.
Herausgekommen sind Bilder jenseits gewöhnlicher, auf Perfektion getrimmter und kommerzieller Produktfotografie: Die Aufnahmen inszenieren das jeweilige Objekt in ganz unterschiedlicher Weise, sie gegen den Möbeln von Alexander Lervik einen Charakter und erschaffen um sie eine besondere Aura. In dem Bildband „15 Years, 15 Photographers, 15 Chairs“ erklären die Fotografen zudem, wieso und weshalb es zu eben jenem Bild gekommen ist: Etwa, dass einige gar nichts mit Design anfangen können. Oder, dass es bei manchen mehr als einen Tag, gar einige Wochen gedauert hat, bis das Bild im Kasten war. Entstanden sind besondere Situationen und gehuldigt wird einem zuweilen extravaganten Blick, der weit über das hinausgeht, was eine schlichte Objektfotografie anbietet. Und der den Betrachter lehrt, das Gewöhnliche einmal ganz anders zu sehen. (mm)
Foto © Julia Peirone, Foto © Martin Parr