Fachwerk undercover
"Machen Sie einen verfallenen Fachwerkbau aus dem 17. Jahrhundert wieder für Wohnzwecke nutzbar!" Wie geht ein Architekt mit dieser Aufgabe um? Denkmalpfleger würden ihm vielleicht empfehlen, die vorhandene Bausubstanz mit traditionellen und handwerklichen Methoden auszubessern. Sie würden eventuell raten, eigene Zutaten gestalterisch deutlich abzusetzen und gegebenenfalls rückbaubar zu gestalten. Nichts desto weniger wären aber immer mehr oder minder tiefgreifende Eingriffe in den in situ-Zustand die Folge.
Einen höchst bemerkenswerten anderen Weg wählten Kate Darby und David Connor für diese Aufgabe. Sie sicherten das Haus statisch im vorgefundenen Zustand und ummantelten es mit einem Neubau. Die radikale Form der reinen Konservierung kommt sonst bei Fresken oder Gemälden zum Einsatz, wo jede weitergehende Wiederherstellung das ursprüngliche Werk beeinträchtigen würde.
Kate Darby und David Connor machten die vorhandenen Ruine zum Teil eines Gäste- und Studiohauses, wobei sie in die Räume des alten Hauses klar als nachträglich erkennbare Einbauten aus Stahl setzten. Auch der Neubau ruht auf einem Stahlgerüst. Die Außenansicht wird ebenfalls von Metallelementen dominiert: Wände und Dach sind mit schwarzem Wellblech verkleidet, in das metallgerahmte Fenster eingelassen sind.
Ob dieses Projekt als Denkmalschutz oder eher als Kunstprojekt anzusehen ist, bleibt etwas zwiespältig. Denn einerseits wird hier eine Ruine geschützt, deren kunst- oder kulturhistorischer Wert unklar bleibt. Andererseits hatten die Architekten auch keine Scheu, Versorgungsleitungen in jene Altbausubstanz zu verlegen, die sie so aufwendig ummanteln.