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STYLEPARK BOCCI
Strahlende Satelliten

Zur Euroluce in Mailand 2019 präsentierte Bocci mit "74" ein System, mit dem sich das kanadische Manufakturlabel erstmals auf das Spielfeld technischer Beleuchtung begab.
von Markus Hieke | 12.04.2019

Bisher kannte man Bocci für seine handwerklich künstlerischen, raumeinnehmenden Lichtskulpturen. Die kanadische Leuchtenmanufaktur des Designers Omer Arbel erzeugt mit jeder einzelnen seiner mundgeblasenen Glassphären stimmungsvolle Unikate, die mal wie Objekte aus Eis, mal wie Blasen brodelnden Wassers und mal wie fragile Blütenkelche wirken.

Mit "74" stellt Bocci nun ein neues Leuchtenkonzept vor: Die LED-Kugeln des Spotlight-Systems werden an kreuz und quer durch den Raum gespannten Koaxialkabeln magnetisch befestigt. Ein Lichtelement muss dabei je zwei Kabel berühren, um erstrahlen zu können. Der Körper der Kugeln besteht aus gedrehtem Stahl, die Linse wird aus hochpräzisem, verspiegeltem Gussglas hergestellt. Letztere, deren Beschaffenheit und Oberfläche für die Entfaltung des Lichts eine erhebliche Rolle spielt, wird in einer Vakuumkammer metallisiert. Dabei verbindet die im graduellen Verlauf aufgetragene Verspiegelung den Part aus Glas optisch mit dem Metallkörper.

Durch die Kabel fließt eine geringe Stromspannung, die die Lampenkörper mit elektrischer Energie versorgt. Sie sind nicht weniger gestalterischer Teil als die eigentlichen Spots – denn sie bringen die dynamische Komponente, die die Lichtpunkte fast wie kleine Satelliten auf einer Umlaufbahn erscheinen lässt.

Bocci-Gründer und Designer Omer Arbel

Mit dem neuen Prinzip von "74" möchte Bocci eine Alternative zu gewöhnlichen Leuchtschienensystemen bieten. "Ich war nie ein Fan von Lichtschienensystemen, weil mir die Installationsstruktur immer zu massiv und unflexibel war", so Omer Arbel. Gleichzeitig trägt die neue Leuchtenlinie aber die gewohnte Handschrift der Individualisierbarbeit. "Die Drähte lassen sich an Wänden, Decken oder Böden fixieren. Das ermöglicht eine viel größer Vielseitigkeit", so der Designer. Kein Ensemble aus Lichtsphären wird man in ihrer Anordnung zweimal exakt identisch sehen.