FEATURED PROJECT
Plaza statt Silo
Wer sich nicht voran bewegt, fällt zurück. Kein Unternehmen kann sich heutzutage Stillstand leisten. Umso wichtiger ist es, die Kreativität und das Potenzial aller Beschäftigten optimal zu fördern und einzusetzen. Das weiß man auch in der Madrider Niederlassung des Büromöbelexperten Steelcase. Um dieses Ziel zu erreichen, hat man im Steelcase Madrid WorkLife Center eine radikale Umgestaltung der Arbeitsumgebung vorgenommen – mit dem Plan, eine Betriebskultur zu initiieren, die Zusammenarbeit und Erfahrungsaustausch sowie kreatives Arbeiten und reaktionsschnelles Handeln fördert.
Bisher war das Madrider Büro von Steelcase eher klassisch organisiert. Die Büroräume bildeten die verschiedenen Abteilungen ab. Themenstellungen wurden jeweils gruppenintern bearbeitet, der Austausch mit anderen Abteilungen fand hauptsächlich bei der Weiter- und Übergabe einzelner Aufgaben statt. Es drohten sogenannte "Silos" – Betriebseinheiten ohne regelmäßigen Einblick in andere Tätigkeitsfelder, ohne Verständnis des "großen Ganzen". Dort, wo bereits abteilungsübergreifend gearbeitet wurde, war dies nicht an der Arbeitsumgebung ablesbar. Auch fehlte es vielfach an den Voraussetzungen für die Zusammenarbeit in Ad-hoc-Teams. Stationäre PCs und Festnetztelefonanlagen fesselten die Beschäftigten an ihren Platz.
Die Planung und Umsetzung der neuen Arbeitsumgebung wurde gleich auch als Testdurchlauf für neue Arbeitsweisen genutzt. Ein multidisziplinäres firmeninternes Team wurde gebildet, das neben den firmeneigenen Designern und Architekten auch Führungskräfte aus allen Abteilungen umfasste. Dieses Team veranstaltete anschließend Workshops mit den übrigen Mitarbeitern, um Reibungspunkte bei der Zusammenarbeit zu identifizieren. Lärm etwa war ein solches Problem, für das in einer Arbeitsgruppe Lösungen erarbeitet wurden. Im weiteren Verlauf der Planung benannte das Projektteam "Botschafter", die für die Vermittlung zwischen dem Team und der restlichen Belegschaft zuständig waren. Doch bevor schließlich mit den Bauarbeiten begonnen wurde, fand ein großes "Ausmisten" statt, denn zukünftig sollte das Steelcase Madrid WorkLife Center zum "papierlosen Büro" werden. Alles, was nicht zwingend aufgehoben werden musste, wurde entsorgt. So wanderten unglaubliche 15 Tonnen Papier in den Schredder.
Das Designkonzept für die neuen Büroflächen entwickelte das Steelcase-Designteam um Patricia Koszyl – auf Grundlage der Arbeit des Projektteams und mit der Leitidee, dabei den einzelnen Mitarbeiter, in den Mittelpunkt zu stellen. Die Gestaltung ist inspiriert vom Grundriss einer typisch spanischen Stadt – mit einer zentralen Plaza, einem Ortszentrum, verschiedenen Nachbarschaften, Wegen und Kreuzungen. Eine Besonderheit stellt der sogenannte "Leadership Space" dar. Anstatt wie bisher in Einzelbüros zu arbeiten, bezogen die Führungskräfte von Steelcase Madrid einen gemeinsamen Arbeitsbereich, den sie nutzen, wenn sie gerade nicht Teil eines abteilungsübergreifenden Teams sind. Hier stehen sie für Mitarbeiter und Kollegen als Ansprechpartner zur Verfügung.
Mittlerweile sind sich alle einig: Sowohl die neue Struktur als auch die neue Architektur sind ein voller Erfolg. Die Mitarbeiterzufriedenheit ist gestiegen, die Zusammenarbeit hat sich spürbar verbessert. Oder um es in den Worten des Projektleiters, Personaldirektor David Martin, zu sagen: "Man muss nur durch die Tür gehen, um die neue Betriebskultur wahrzunehmen, auf die wir so intensiv hingearbeitet haben." (fap)