Ein Küchenatelier für die French Laundry
Die Architekten von Snøhetta haben Räumlichkeiten für "The French Laundry" – Thomas Kellers berühmtes Drei-Sterne-Restaurant im kalifornischen Napa Valley entworfen. An und für sich ist dies nur mäßig überraschend, haben die Norweger doch gerade erst den Gastraum des "Barr" in Kopenhagen, Nachfolger des epochalen "Noma", gestaltet. Wirklich ungewöhnlich ist, dass die Stararchitekten hier engagiert wurden, um einen neuen Küchentrakt zu errichten.
Seit 1994 residiert "The French Laundry" in Yountville in einem über 100 Jahre alten Haus, das in seiner Geschichte zeitweilig auch die namensgebende Wäscherei beherbergte. Dieses erweiterten Snøhetta nun um das Küchengebäude, an das sich ein langer Gebäuderiegel mit weiteren Nebenräumen, unter anderem der hauseigenen Metzgerei und dem 15.000 Flaschen umfassenden Weikeller, anschließt.
Natürlich haben sich die Gestalter viel Zeit genommen, um die Abläufe kennenzulernen und die neue Küche optimal auf sie anzupassen. Der Raum selbst verdeutlicht aber mit seiner Architektur, dass er mehr sein will als eine funktionale Kochwerkstatt – er ist ein Atelier für Kochkunst. Zu diesem Eindruck trägt am stärksten die geschwungene Decke bei, die an ein weißes Tischtuch erinnern soll. Außerdem trägt diese Gestaltung zur guten Akustik im Raum bei. Gleichzeitig erhellt ein in die Wellenform eingepasstes Oberlicht die Küche. Direkt darunter wurde eine Zone mit sogenannten "Pass Tables" eingerichtet, an denen die Speisen von den Köchen an den Service übergeben werden. Diese Zone soll gleichzeitig eine Art "Ruhebereich" abseits der Küchenhektik sein, in dem sich Thomas Keller mit seinem Team besprechen kann.
Viel gestalterischer Aufwand also – und der Gast sieht nichts davon? Mitnichten! Denn Snøhetta haben gleichzeitig die Außenbereiche der "French Laundry" neugestaltet, und damit auch den Zugang zum Restaurant. Der Gast durchschreitet nun ein kleines Tor in einer Mauer aus Basalt und gelangt in einen Gartenhof. Hier führt ihn der befestigte Weg direkt auf das neue Küchengebäude zu, das er umrunden muss. Entlang seines Weges um das Haus ist die Küche mit einem Fensterband geöffnet, so dass der Gast, bis er die Schwelle des Restaurants erreicht hat, den Köchen bei ihrer Tätigkeit zuschauen kann. Gemeinsam mit dem Garten ist die neue Küche ist also nichts anderes als der eigentliche Empfangsraum der "French Laundry" – und eine Bühne für die Kunst von Thomas Keller.