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Smart, aber herzlich

Als Stefan Höglmaier den Hochbunker an der Ungererstraße das erste Mal betrat, empfand er die Atmosphäre als „extremst bedrückend“: Im Innern des massigen Betonbaus, der in den letzten Kriegsjahren rund 700 Münchnern Schutz vor Fliegerbomben geboten hatte, war man quasi hermetisch von der Außenwelt abgeschlossen. Doch was bei anderen Fluchtinstinkte aktiviert, drückte bei dem 40-jährigen Immobilienentwickler den Kreativitätsknopf – ihn reizt, was jenseits von Klischees und vermeintlich einfachen 08/15-Lösungen liegt. Und so sah er nicht nur einen fast fensterlosen Klotz direkt an der Kreuzung zweier Ausfallstraßen mit bewegter, man könnte auch sagen: gespenstischer Vergangenheit und ungewissen Denkmalschutzauflagen. Sondern auch ein frei stehendes Gebäude in unmittelbarer Nähe zum Englischen Garten mit der Chance auf unverbauten Rundumblick. Und ahnte, dass sich die Schwere zu Erhabenheit, die Beklemmung zum Gefühl der Geborgenheit wandeln lassen könnten. Er kaufte den Bunker als Investitionsobjekt für seine Firma Euroboden vom Bund und beschloss auch gleich, mit seinem Lebenspartner, dem aus Kalifornien stammenden Singer/Songwriter Oscar Loya in die oberen Etagen einzuziehen.

Einen ähnlich unerschrockenen Partner fanden die beiden im befreundeten Architekten Tim Sittmann-Haury vom Starnberger Büro Raumstation. Dieser ließ in halbjähriger Arbeit Lichtluken aus dem Stahlbeton sägen – nur eine pro Himmelsrichtung und Etage, dafür so großzügig, dass innerhalb der zwei Meter tiefen Wände loggiaartige Nischen entstanden. Der Dachstuhl wurde durch ein verglastes Penthouse ersetzt. Das Apartment des Paars umfasste nun drei Etagen, und hinter den Punkt „Panoramablick“ konnte schon mal ein Häkchen gesetzt werden. Beim Raumprogramm beherzigte Höglmaier einen Rat, den er oft seinen Kunden gibt: „Man sollte unbedingt in sich hineinhören: Wie lebe ich wirklich, und was hat welchen Stellenwert?“ Für Loya und ihn hieß das etwa: Beide legen beruflich wie privat Wert auf makellose Garderobe – also dominiert den vierten Stock eine XL-Ankleide, die in ein ebensolches Bad übergeht. Im Verhältnis winzig geriet dagegen die wenig genutzte Küche neben dem Ess- und Loungebereich im Obergeschoss. Und im fünften Stock verzichteten sie zugunsten eines Musik- und Medienraums auf das geplante Gym – und besuchen nun einfach jeden Morgen den Fitnessclub gegenüber, mit Option auf anschließende Abkühlung im nahen Eisbach.

Stefan Höglmaier (links) und Oscar Loya mit Mitbewohner Louis vor dem Carport des ehemaligen Bunkers. Auf sieben Ebenen sind dort ein Büro und der Ausstellungsraum von Euroboden plus insgesamt vier Wohnungen untergebracht. Alle Bilder © Douglas_Friedman/AD

Hinsichtlich der Ausstattung und Einrichtung ihrer 400 Quadratmeter waren sich die Hausherren einig, dass sie nicht „in einer coolen Box wohnen“ wollten, wie Loya es ausdrückt. Karge Loft-Ästhetik kam nicht infrage – auch um die Geschichte des Gebäudes nicht zum Stilzitat zu degradieren. „Wir wollten es nicht so hinarbeiten, dass es möglichst rough wirkt, um so zu tun, als wäre das schon immer so gewesen“, fasst der Architekt zusammen. Was nicht heißt, dass die Historie komplett ausgeblendet wird: Das Treppenhaus wurde gereinigt und grob saniert, behielt aber seinen nahezu rohen Charakter. Und in den Wohnungen öffnete Sittmann-Haury in Absprache mit der Denkmalpflege an den Decken „Fenster in die Vergangenheit“: Kabel und Leitungen sind in umlaufenden Simsen untergebracht, dazwischen blickt man auf die Schalungsspuren, die die Arbeiter 1943 im Beton hinterlassen haben.

Für die Planung und Umsetzung des Interieurs holte Sittmann-Haury die junge Innenarchitektin Regina Hoefter ins Boot. Obwohl oder gerade weil die Ideale der beiden Auftraggeber nicht ganz auf einer Linie lagen – „Ich wollte alles eher maskulin haben, und Oscar steht mehr auf Glamour“ –, gelangte man zu einer spannungsreichen Symbiose von textiler Opulenz und gedeckten Farben. Die drei Etagen bekamen jeweils ein Motto: Inspirationsquelle für den music room war der melodramatische Hollywood-Regency-Stil, für Ankleide, Bad und Schlafzimmer die Roaring Twenties und für die „Party-Etage“ ganz oben die Swinging Sixties.

Die Treppe windet sich durch zwei Meter Beton vom Musikraum ins Penthouse.

Nur wenige Möbel brachten Loya und Höglmaier aus ihrer vorigen Wohnung, einem Dachgeschoss im Gärtnerplatzviertel, mit, zentrale Stücke wie der schwarz-weiße Diwan von Roche Bobois oder die Flexform-Couch im Penthouse wurden neu angeschafft. Dazu kamen Maßanfertigungen, etwa das Betthaupt, das die grafische Struktur der Tapete aufgreift. Bei einem Ausflug nach Paris ergänzte das Team das Interior um Vintages. Die Auswahl folgte einem klaren Prinzip: Angeschafft wurde nur, wovon Architekt, Interiordesignerin und beide Hausherren begeistert waren – auch wenn es „manchmal ziemlich frustrierend war, dass auch der siebzehnte Kronleuchter mit 3:1 ausgeschieden ist“, wie sich Sittmann-Haury schmunzelnd erinnert. Als verlässlicher Kompass erwies sich das System auch bei der Zusammenstellung der Materialien. „Es gab keine Tabus, die Hausherren waren für alles offen“, sagt Regina Hoefter. So trifft nun Messing in der Küche auf Edelstahl und Linoleum, Zementputz in Fensternischen auf handgesäumte Vorhänge, und das Textilspektrum reicht von Rosshaar bis Seide. „Oscar hat Modedesign studiert, er ist total in der Auswahl der Stoffe aufgegangen“, erzählt Höglmaier. Er dagegen habe „eigentlich immer das gewählt, was sich am weichsten anfühlt“. Von den Textilexperten Hoyer & Kast eifrig mit Nachschub versorgt, entschied man sich schließlich mit einem souveränen 4:0 für handgedruckte Wolken an der Wand der Gästetoilette, schweren Jacquard mit Inka-Dessin im Stil der exotikseligen Zwanziger fürs Schlafzimmer oder breite schwarz-weiße Blockstreifen für das Hundebett von Rhodesian Ridgeback Louis in der Bibliothek – lauter Extravaganzen, die hier zu einem erfrischend selbstverständlich gelebten Interieur zusammenfinden.

Einen Moment der Irritation gab es nur einmal: Als der Architekt den Corian-Farbfächer für den geplanten Esstisch aufblätterte und bei zartem Pastellrosa hängen blieb. „Das war erst mal ein Schocker“, lacht Höglmaier. „Aber dann dachte ich mir: No risk, no fun!“ Der Mut habe sich gelohnt, wie meistens, resümiert der Hausherr. Springt auf, verschwindet in der Küche und kommt mit einer großen Porzellantasse zurück, die er mitten auf den Tisch stellt. Der blassrosa Untergrund lässt ihr Weiß wunderbar leuchten. „Eigentlich extrem smart, oder?“ Dem kann man nur zustimmen.


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„Oscar und ich sind bisher noch bei keiner Wohnung das Interior mit so viel Leidenschaft angegangen wie hier.“, erklärt Stefan Höglmaier.
Über dem Glas Italia-Nachttisch hängt ein Aquarell von Rainer Fetting, die Glasleuchten sind von Lee Broom.
„Ich genieße es sehr, dass ich hier kein bisschen das Gefühl habe, in einem reproduzierten Klischee zu wohnen.“, sagt Stefan Höglmaier.
„Wir wollten es nicht so hinarbeiten, dass alles möglichst rough wirkt, um so zu tun, als wäre es HIER schon immer so gewesen.“, erklärt der Architekt Tim Sittmann-Haury.
Im Penthouse wurde der Stil der Swinging Sixties farblich gedimmt. Als es ins Grünliche kippte, halfen Messing und die sanften Rosatöne des Teppichs und des Maßtischs aus Corian rechts. Einbauten von Holzrausch greifen die Lamellenstruktur der verchromten Dachträger auf.
Auf Klauen steht im Bad nicht nur die Wanne von Drummonds, sondern auch das Vintage-Tischchen von Meret Oppenheim und Simon Gavina. Den Waschtisch re. entwarf Jaime Hayon für Bisazza, die Spiegelkonsole gegenüber (mit Samthocker von Azucena) wurde in Murano gefertigt. Armatur von Vola, Fornasetti-Tapete von Cole & Son, handgesäumter Seidenvorhang von Hoyer & Kast.
Schattenspiele: Von der Dachterrasse hat man wahlweise Münchner Postkartenmotive oder viel Grün im Blick. Die Seilsessel von Fenny G sind Entdeckungen von der Pariser Möbelmessse, die modulare Liege hinter dem Kamin wurde maßgefertigt.

Als Stefan Höglmaier den Hochbunker an der Ungererstraße das erste Mal betrat, empfand er die Atmosphäre als „extremst bedrückend“: Im Innern des massigen Betonbaus, der in den letzten Kriegsjahren rund 700 Münchnern Schutz vor Fliegerbomben geboten hatte, war man quasi hermetisch von der Außenwelt abgeschlossen. Doch was bei anderen Fluchtinstinkte aktiviert, drückte bei dem 40-jährigen Immobilienentwickler den Kreativitätsknopf – ihn reizt, was jenseits von Klischees und vermeintlich einfachen 08/15-Lösungen liegt. Und so sah er nicht nur einen fast fensterlosen Klotz direkt an der Kreuzung zweier Ausfallstraßen mit bewegter, man könnte auch sagen: gespenstischer Vergangenheit und ungewissen Denkmalschutzauflagen. Sondern auch ein frei stehendes Gebäude in unmittelbarer Nähe zum Englischen Garten mit der Chance auf unverbauten Rundumblick. Und ahnte, dass sich die Schwere zu Erhabenheit, die Beklemmung zum Gefühl der Geborgenheit wandeln lassen könnten. Er kaufte den Bunker als Investitionsobjekt für seine Firma Euroboden vom Bund und beschloss auch gleich, mit seinem Lebenspartner, dem aus Kalifornien stammenden Singer/Songwriter Oscar Loya in die oberen Etagen einzuziehen.

Einen ähnlich unerschrockenen Partner fanden die beiden im befreundeten Architekten Tim Sittmann-Haury vom Starnberger Büro Raumstation. Dieser ließ in halbjähriger Arbeit Lichtluken aus dem Stahlbeton sägen – nur eine pro Himmelsrichtung und Etage, dafür so großzügig, dass innerhalb der zwei Meter tiefen Wände loggiaartige Nischen entstanden. Der Dachstuhl wurde durch ein verglastes Penthouse ersetzt. Das Apartment des Paars umfasste nun drei Etagen, und hinter den Punkt „Panoramablick“ konnte schon mal ein Häkchen gesetzt werden. Beim Raumprogramm beherzigte Höglmaier einen Rat, den er oft seinen Kunden gibt: „Man sollte unbedingt in sich hineinhören: Wie lebe ich wirklich, und was hat welchen Stellenwert?“ Für Loya und ihn hieß das etwa: Beide legen beruflich wie privat Wert auf makellose Garderobe – also dominiert den vierten Stock eine XL-Ankleide, die in ein ebensolches Bad übergeht. Im Verhältnis winzig geriet dagegen die wenig genutzte Küche neben dem Ess- und Loungebereich im Obergeschoss. Und im fünften Stock verzichteten sie zugunsten eines Musik- und Medienraums auf das geplante Gym – und besuchen nun einfach jeden Morgen den Fitnessclub gegenüber, mit Option auf anschließende Abkühlung im nahen Eisbach.

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Als Stefan Höglmaier den Hochbunker an der Ungererstraße das erste Mal betrat, empfand er die Atmosphäre als „extremst bedrückend“: Im Innern des massigen Betonbaus, der in den letzten Kriegsjahren rund 700 Münchnern Schutz vor Fliegerbomben geboten hatte, war man quasi hermetisch von der Außenwelt abgeschlossen. Doch was bei anderen Fluchtinstinkte aktiviert, drückte bei dem 40-jährigen Immobilienentwickler den Kreativitätsknopf – ihn reizt, was jenseits von Klischees und vermeintlich einfachen 08/15-Lösungen liegt. Und so sah er nicht nur einen fast fensterlosen Klotz direkt an der Kreuzung zweier Ausfallstraßen mit bewegter, man könnte auch sagen: gespenstischer Vergangenheit und ungewissen Denkmalschutzauflagen. Sondern auch ein frei stehendes Gebäude in unmittelbarer Nähe zum Englischen Garten mit der Chance auf unverbauten Rundumblick. Und ahnte, dass sich die Schwere zu Erhabenheit, die Beklemmung zum Gefühl der Geborgenheit wandeln lassen könnten. Er kaufte den Bunker als Investitionsobjekt für seine Firma Euroboden vom Bund und beschloss auch gleich, mit seinem Lebenspartner, dem aus Kalifornien stammenden Singer/Songwriter Oscar Loya in die oberen Etagen einzuziehen.

Einen ähnlich unerschrockenen Partner fanden die beiden im befreundeten Architekten Tim Sittmann-Haury vom Starnberger Büro Raumstation. Dieser ließ in halbjähriger Arbeit Lichtluken aus dem Stahlbeton sägen – nur eine pro Himmelsrichtung und Etage, dafür so großzügig, dass innerhalb der zwei Meter tiefen Wände loggiaartige Nischen entstanden. Der Dachstuhl wurde durch ein verglastes Penthouse ersetzt. Das Apartment des Paars umfasste nun drei Etagen, und hinter den Punkt „Panoramablick“ konnte schon mal ein Häkchen gesetzt werden. Beim Raumprogramm beherzigte Höglmaier einen Rat, den er oft seinen Kunden gibt: „Man sollte unbedingt in sich hineinhören: Wie lebe ich wirklich, und was hat welchen Stellenwert?“ Für Loya und ihn hieß das etwa: Beide legen beruflich wie privat Wert auf makellose Garderobe – also dominiert den vierten Stock eine XL-Ankleide, die in ein ebensolches Bad übergeht. Im Verhältnis winzig geriet dagegen die wenig genutzte Küche neben dem Ess- und Loungebereich im Obergeschoss. Und im fünften Stock verzichteten sie zugunsten eines Musik- und Medienraums auf das geplante Gym – und besuchen nun einfach jeden Morgen den Fitnessclub gegenüber, mit Option auf anschließende Abkühlung im nahen Eisbach.

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Als Stefan Höglmaier den Hochbunker an der Ungererstraße das erste Mal betrat, empfand er die Atmosphäre als „extremst bedrückend“: Im Innern des massigen Betonbaus, der in den letzten Kriegsjahren rund 700 Münchnern Schutz vor Fliegerbomben geboten hatte, war man quasi hermetisch von der Außenwelt abgeschlossen. Doch was bei anderen Fluchtinstinkte aktiviert, drückte bei dem 40-jährigen Immobilienentwickler den Kreativitätsknopf – ihn reizt, was jenseits von Klischees und vermeintlich einfachen 08/15-Lösungen liegt. Und so sah er nicht nur einen fast fensterlosen Klotz direkt an der Kreuzung zweier Ausfallstraßen mit bewegter, man könnte auch sagen: gespenstischer Vergangenheit und ungewissen Denkmalschutzauflagen. Sondern auch ein frei stehendes Gebäude in unmittelbarer Nähe zum Englischen Garten mit der Chance auf unverbauten Rundumblick. Und ahnte, dass sich die Schwere zu Erhabenheit, die Beklemmung zum Gefühl der Geborgenheit wandeln lassen könnten. Er kaufte den Bunker als Investitionsobjekt für seine Firma Euroboden vom Bund und beschloss auch gleich, mit seinem Lebenspartner, dem aus Kalifornien stammenden Singer/Songwriter Oscar Loya in die oberen Etagen einzuziehen.

Einen ähnlich unerschrockenen Partner fanden die beiden im befreundeten Architekten Tim Sittmann-Haury vom Starnberger Büro Raumstation. Dieser ließ in halbjähriger Arbeit Lichtluken aus dem Stahlbeton sägen – nur eine pro Himmelsrichtung und Etage, dafür so großzügig, dass innerhalb der zwei Meter tiefen Wände loggiaartige Nischen entstanden. Der Dachstuhl wurde durch ein verglastes Penthouse ersetzt. Das Apartment des Paars umfasste nun drei Etagen, und hinter den Punkt „Panoramablick“ konnte schon mal ein Häkchen gesetzt werden. Beim Raumprogramm beherzigte Höglmaier einen Rat, den er oft seinen Kunden gibt: „Man sollte unbedingt in sich hineinhören: Wie lebe ich wirklich, und was hat welchen Stellenwert?“ Für Loya und ihn hieß das etwa: Beide legen beruflich wie privat Wert auf makellose Garderobe – also dominiert den vierten Stock eine XL-Ankleide, die in ein ebensolches Bad übergeht. Im Verhältnis winzig geriet dagegen die wenig genutzte Küche neben dem Ess- und Loungebereich im Obergeschoss. Und im fünften Stock verzichteten sie zugunsten eines Musik- und Medienraums auf das geplante Gym – und besuchen nun einfach jeden Morgen den Fitnessclub gegenüber, mit Option auf anschließende Abkühlung im nahen Eisbach.

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