Aus Modemagazinen kennen wir das Spiel: Da werden Kleider gezeigt und dazu passende Accessoires wie Uhren, Schals, Taschen, Dessous, Schuhe und ja, manchmal auch ein Möbelstück. Farbverwandtschaften werden dabei am häufigsten ausgebeutet: alles in Gold, alles in Pastell und zum kommenden Winter alles in Grün, der neusten Trendfarbe der Catwalks. Dass Mode und Möbel zeitweilig eine Liaison eingehen, sich gegenseitig Zutaten in die Töpfe geben, lässt sich nicht bestreiten. Doch während die Mode ihre Affäre mit dem Möbel preisgibt, versucht das Möbeldesign die Nähe zur Mode oftmals zu vertuschen. Wieso nur?
In der Mode spricht man schon seit einigen Saisons vom starken Einfluss der Architektur, des Designs und zuletzt der Kunst aufs Kleid. Vorreiter dabei ist Céline mit ihren verhüllenden, kastenartigen und schlichten Entwürfen, denen allzu oft ein Bezug zum „Architektonischen“ angedichtet wird. Ähnlich schlicht und experimentell kommt die Kollektion der H&M-Tochtermarke COS (Collection of Style) daher, die stark von der Design-Welt inspiriert ist und den Kleidungsstil der Designer quasi für Jedermann salonfähig gemacht hat. Was die Kunst anbetrifft, so war es zuletzt Miuccia Prada, die zur aktuellen Sommerkollektionen mexikanische Street Art auf’s Textil bannte.
Das Design tut sich da schwerer: Natürlich gibt es Schnittmengen, lassen sich Möbel- und Produktdesigner auch von der Mode inspirieren oder agieren aus einem verwandten Verständnis einer zeitgenössischen Ästhetik heraus. Ganz so einfach verhält sich die Sache dann aber doch nicht, das wird Ihnen jeder ernstzunehmende Möbeldesigner bestätigen. „Être à la mode“ bedeutet im Französischen „aktuell sein“ – birgt das Wissen, schon bald überholt zu sein, quasi schon in sich. Mode ist schnell und vergänglich, Möbel eher langsam und beständig. Zumindest war das bislang so. Inzwischen werden auch Möbel modischer, sprich kurzlebiger. Weil sich die Welt und die Geschäfte schneller drehen, weil – um im Marketingjargon zu sprechen – Cross-Selling angesagt ist, und weil die Medienwelt nun mal von Bildern und Assoziationen lebt. Offen zugeben will man das nicht. Aus Furcht, oberflächlich oder kommerziell zu wirken. Die Frage aber bleibt: Wie modisch darf ein Möbel sein? Etwa, wenn im Fall von Kvadrat der Bezug von einem bedeutenden Modemacher wie Raf Simons stammt? Zur Erinnerung: In den 1970er Jahren waren die poppigen Möbel von Verner Panton ein absolut modisches Ereignis.
Mode und Möbel, zwei Verwandte, die auch ein Liebespaar sein könnten, treffen sich jedenfalls öfter, abends, in einem leerstehenden Haus. Am Morgen indes gehen sie getrennte Wege. Weshalb der Versuch, Ähnlichkeiten zwischen einigen Neuheiten des Mailänder Salone und Mode-Entwürfen für den kommenden Winter aufzudecken auch nicht mehr ist als ein heiteres Spiel mit dem Zufall.
www.celine.com
www.cosstores.com
www.prada.com
www.kvadrat.dk
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Couture trifft Collage: Dries Van Noten ist ein eigenwilliger Kleidermacher, der noch nie den Gesetzen der Modewelt gefolgt ist und lieber auf Langsamkeit und Qualität setzt.
(2. Mai 2014)