Es ist ein weitverbreitetes Klischee: Die Sauna gehört zu Skandinavien wie die Weißwurst zu Bayern. Gemeinsam schwitzen und gemeinsam essen sollen ja selbst beim „business“ nicht eben hinderlich sein. Schon die Römer haben angeblich große Geschäfte im Dampfbad eingefädelt. Die typische Sauna, so verlangt es das Klischee, ist ein entzückendes kleines Holzhaus und steht im besten Falle an einem schimmernden See, mindestens aber in einem herrlichen Wald.
Mit finnischer Seenplatte oder schwedischer Landlust-Romantik hat der Sauna-Turm im Hafenbecken des Göteborger Freihafens („Frihamnen“) von Raumlabor nichts am Handtuch. Er erinnert vielmehr an einen „AT-AT“, den „Allterrain-Angriffstransporter“ aus Star Wars, dessen Einsatzzeit vorbei ist und der nun – ergraut und mit rostigen Stellen hier und da – am Rand des Hafenbeckens abgestellt worden ist. Statt Kampfeinheiten befindet sich im Bauch des kantigen Körpers, der von vier dicken „Beinen“ getragen wird, nun ein Saunaraum. Es scheint, als wäre die Maschine bei ihrem letzten Gang einfach mitten in der Bewegung stehengeblieben.
Wie viele andere Projekte von Raumlabor ist auch dieses mit Hilfe zupackender Hände („Partizipation“) und geschickter Improvisation entstanden. Ein Großteil der Materialien wurde in der Umgebung „geerntet“, „recycled“ und „upcycled“, wie es so schön heißt. Das gilt für die Außenwände aus Wellblech, für die Fenster im Empfangsbereich und die Flaschen, die aufeinandergelegt als „Glasbausteine“ für die Duschwände dienen. Mit einem ausgesprochenen Sinn fürs Detail ist der Saunaraum gestaltet: Große Schindeln aus Lärchenholz ergeben eine lebendige Struktur an Decke und Wänden. Und durch die Fenster hat man einen durchaus romantischen Blick auf die Stadt und das Hafenareal.
Der Bau passt gut zur wettergegerbten, schroffen Umgebung und soll auch dann noch stehen, wenn das Hafenareal mit schicken Wohn- und Geschäftshäusern bebaut worden ist. Schließlich ist die Sauna nur ein Baustein des „River Pool Projects“ von Raumlabor, das für die Entwicklung des Quartiers zunächst eine urbane Badekultur aufbauen und die neuen öffentlichen Bereiche des Gebietes bei den Göteborgern etablieren möchten – weswegen Sonnendecks, ein Pool und auch eine Segelschule noch hinzukommen sollen. Was sich der Schwede für die Badekultur in der Stadt sonst noch wünscht, darüber kann er nun beim Saunieren sinnieren.