Sie kennen die Geschichte von der rosaroten Brille? Vergessen Sie's. Die Welt wird längst umfassend getäuscht, sprich: bonbonsüß in mediale Facetten zerlegt und in werbebunte Farben getaucht. Damit kann man im 21. Jahrhundert niemandem mehr kommen. Heute zählt die Abweichung, das Anderssein, eben das ultimative Schrägstellen. Irritation heißt das Wort der Zeit. Wo sich keiner mehr auskennt, kann nichts mehr so ganz im Lot sein. Jürgen Mayer H. sammelt nicht nur Datenschutzmuster. Wenn er Gebäude wie die Mensa Moltke, die „Dupli.Casa" oder das neue Flughafengebäude im georgischen Mestia baut, weiche Möbel aus harten Mosaiksteinen entwirft oder Körperwärme auf Bettwäsche und Liegen sichtbar macht, wirft immer auch einen eigenwilligen, etwas schrägen Blick auf die Dinge. Nun hat er für das Brillenlabel „ic! berlin" eine „jürgen mayer h. special collection" entworfen, die konsequent mit der Symmetrie des Gesichts bricht. Die beiden Gesichtshälften sind ohnehin nie ganz gleich, also hebt er die Differenz ausdrücklich hervor. Tritt man demnächst - beispielsweise in Sevilla unter den großen Baumschirmen des von JMH entworfenen „Metropol Parasol" hervor - in die pralle Sonne, sollte man sie unbedingt tragen, eine dieser irritierend-nonkonformistischen Brillen. Ausgewogenheit? Mittelmaß? - Fehlanzeige! Wer es mit der Abweichung von der Norm versuchen möchte, der kann zwischen Modellen wählen, die allesamt mit der guten alten Tropfenform der sogenannten Pilotenbrille spielen und so wunderbare Namen wie „boytoy", „tictoc", „okidoki", „larifari" und „remmidemmi" tragen. Welche auch immer man wählt, hinter all diesen Gläsern ertönt der Ruf nach dem etwas anderen Blick. Es lebe die Asymmetrie! Okidoki.
Schräg dank Remmidemmi
von Thomas Wagner | 17.03.2011
Alle Fotos © ic! berlin
Alle Fotos © ic! berlin
larifari
remmidemmi
boytoy
okidoki
tictoc