Gewerkeübergreifend denken
Robert Volhard: Schmidt Holzinger Innenarchitekten besteht seit über 26 Jahren. Ihr bietet ein breites Portfolio – von der Planung bis zur Umsetzung in der eigenen Manufaktur. Worauf seid ihr stolz?
Dieter Schmidt: Dass wir genau das geschafft haben. Bei unseren Anfängen mit kleinen Projekten hätte ich mir das nie vorstellen können. Heute ein Büro mit festangestellten MitarbeiterInnen führen zu können, erfüllt uns mit großem Glück.
Ulrich Holzinger: Ich bin stolz darauf, dass wir die Philosophie so konsequent beibehalten konnten. Über Qualität und Ausbaustandards müssen wir nicht mehr sprechen, die werden bei uns vorausgesetzt. Es geht uns um das Design, die Arbeitsprozesse, um Detaillösungen, zielorientiertes und ganzheitliches Arbeiten.
Robert Volhard: Und das hat seinen Preis?
Ulrich Holzinger: Es muss nicht immer der teure Naturstein sein. Man kann auch gut mit Muschelkalk oder Travertin arbeiten.
Franziska von Schumann: Ulrich, du hast ein Jahr vor der Gründung eures gemeinsamen Unternehmens den Tischlerbetrieb und das Küchenstudio deines Vaters übernommen. Dieter, du hast vorher in einem Architekturbüro in Frankfurt am Main gearbeitet. Was hat euch zusammengeführt?
Dieter Schmidt: Wir haben uns im Studium kennengelernt, haben also beide dieselbe Lehre und stilistische Prägung erhalten.
Ulrich Holzinger: Nach dem Abschluss der Schule habe ich eine Schreinerlehre begonnen und musste erkennen, dass der Beruf allein für mich nicht zielführend war. Mit dem Eintritt in das Innenarchitekturstudium habe ich Jean-Marc da Costa kennengelernt, einer der Gründer von serien.lighting. Er hat mir eine Designaffinität nahegebracht und war in meinen jungen Jahren eine Art Mentor. Für serien.lighting habe ich Messestände gebaut, zudem hatten wir gemeinsame Projekte im Ladenbau und für eine Praxis. Ich war damals im vierten Semester und diese Verbindung von Handwerk und Design war meine Baukonstruktionsübung. Zu den ersten Projekten von Dieter und mir gehörte zum Beispiel der Umbau eines Bürogebäudes in der Gwinnerstrasse in Frankfurt am Main. An diesen Aufgaben sind wir gewachsen. Dass wir uns nach Abschluss des Studiums selbstständig machen, stand dann relativ schnell fest.
Dieter Schmidt: Unsere KundInnen schätzen, dass unsere Entwürfe sehr nah am Endergebnis sind. Dank der Tischlerei wissen wir bereits bei der Planung, was umsetzbar ist. Dazu kommt, dass wir die Umsetzung des Möbelbaus vom ersten Pinselstrich bis zur Abgabe selbst betreuen. Ulrich sagt oft: "Wir kriegen das hin, ich weiß noch nicht wie, aber wir schaffen das." Und dann tüfteln wir so lange, bis wir es geschafft haben.
Franziska von Schumann: Woher kommt dieser Mut?
Ulrich Holzinger: Ich würde es nicht Mut nennen. Eher Optimismus. Das war ein typisches Charaktermerkmal meines Vaters.
Robert Volhard: Wie ist eure Herangehensweise bei neuen Projekten?
Ulrich Holzinger: Zu Beginn geht es erstmal darum, den KundInnen zuzuhören in welcher Stimmungswelt sie leben möchten. Wenn es ihnen schwerfällt, ihre Wünsche in Worte zu fassen, bitten wir sie ein Moodboard zusammenzustellen, sei es digital oder mittels Fotografien aus Zeitschriften. Das ist meist noch unsortiert und wir bringen dann eine gewisse Struktur in die Vorstellung. Wir prüfen was baulich umsetzbar ist, teilen die Aufgabe unter uns beiden auf und besprechen das Projekt im Team. Je nach Leistungsphase sind wir jeweils unterschiedlich stark eingebunden. Wir bauen keine Möbel. Wir bauen Räume. Wir bringen unser Wissen über die Verarbeitung von Naturstein, über Putztechniken, Malerarbeiten und der Lichtplanung ein. Kurzgesagt: Wir denken gewerkeübergreifend.
Dieter Schmidt: Das Zuhause ist heute zudem mehr ein Rückzugsort, als dass es etwas repräsentieren soll. Um die Räume entsprechend planen zu können, müssen wir daher den Lebensrhythmus der KundInnen verstehen. Wir sind Innenarchitekten im klassischen Sinn, aber dank der Tischlerei Manufaktur im eigenen Haus können wir die Umsetzung gezielt steuern und ganzheitliche Lösungen anbieten. Dazu haben wir über die Jahre ein Netzwerk an Handwerksunternehmen aufgebaut, mit denen wir gerne zusammenarbeiten und für die wir gerne Empfehlungen aussprechen.
Franziska von Schumann: Neben den privaten Wohnprojekten entwerft ihr auch Geschäftsräume, oder?
Dieter Schmidt: Ja, aber im Vergleich zu einem weitaus geringeren Prozentsatz.
Ulrich Holzinger: Das hat sich so ergeben, Lust mehr Projekte im Objektbereich zu realisieren, hätten wir aber auf jeden Fall.
Franziska von Schumann: Wäre die Gestaltung von Hotels für euch spannend?
Dieter Schmidt: Das wäre sicher spannend, wie der Entwurf einer Innenarchitektur für ein Boutique-Hotel.
Franziska von Schumann: Lehnt ihr auch Aufträge ab?
Dieter Schmidt: Ja, absolut. Gute Materialqualität und das Beibehalten unserer Designphilosophie sind uns zum Beispiel wichtig. Zudem geht es auch um ein gutes Miteinander. Wenn jemand uns als reinen Dienstleister ansieht, den man dirigieren kann, fühlen wir uns nicht wohl.
Robert Volhard: Wo sind eure Projekte auf der Landkarte verteilt?
Dieter Schmidt: Ein Großteil unserer Projekte sind im Rhein Main Gebiet verortet, wir haben aber auch international schon Aufträge umgesetzt, sei es auf Mallorca, in Südfrankreich, in der Schweiz oder in London und Wien.
Franziska von Schumann: Wie sehr beeinflusst das Thema der Nachhaltigkeit eure Arbeit?
Dieter Schmidt: Wir haben seit jeher ein Augenmerk auf hochwertige Materialien, und deren qualitative Verarbeitung gelegt. Zudem arbeiten wir bevorzugt mit europäischen Hölzern und versuchen lange Transportwege zu vermeiden. Wir greifen in unseren Entwürfen zwar Strömungen auf, unterwerfen uns aber keiner Mode. Unsere KundInnen sollen nach Möglichkeit lebenslang Freude an unserer Innenarchitektur haben.
Robert Volhard: Ihr arbeitet seit 26 Jahren zusammen, seid Geschäftspartner wie Freunde. Was ist euer Geheimnis?
Dieter Schmidt: Wir wohnen sogar in einem Haus, in dem es nur unsere zwei Wohneinheiten gibt. Ich würde sagen das Geheimnis ist gegenseitiger Respekt, Wertschätzung, Toleranz und Großzügigkeit. Und generell eine menschliche Zuneigung.