Teil des Kunstwerks
Inmitten des Säulenportikus von David Chipperfields neuer James-Simon-Galerie auf der Berliner Museumsinsel steht die gläserne Kabine eines Aufzugs. Was auf den ersten Blick wie ein Stilbruch erscheint, ist auf den zweiten folgerichtig: Denn der neue Bau soll trotz aller historischen Referenzen keineswegs historistisch sein. An vielen Stellen stellt der Architekt klassische und moderne Elemente gegenüber – etwa den Kolonnaden zur Spree die gewaltigen Panoramafenster im Sockelgeschoss darunter.
Die prominente Position des Aufzuges verdeutlicht auch seine Bedeutung: Die James-Simon-Galerie erstreckt sich über vier öffentliche Ebenen. Treppen sind ein zentrales Gestaltungsmerkmal des Gebäudes – innen wie außen. Da ist es nur folgerichtig, wenn der Bau auch seine Aufzüge nicht versteckt. Ebenso selbstverständlich ist es, dass David Chipperfield dieselbe Akribie bei ihrer Gestaltung an den Tag legte, wie bei den Treppen. Insgesamt vier Lifte erschließen die Galerie: der erwähnte Einzelaufzug, der im Portikus endet, ein Doppelaufzug im Zentrum des Baus und ein großer Lastenaufzug, mit dem unter anderem Exponate in den Saal für Wechselausstellungen im Untergeschoss gebracht werden können.
Geliefert hat die Aufzüge das Schweizer Unternehmen Schindler. Es war auch für die Schweizer Spezialisten kein gewöhnlicher Auftrag – und das in mehrerlei Hinsicht: "Die besonderen Schachtgeometrien der James-Simon-Galerie erlaubten es nicht, Standardprodukte einzusetzen", erklärt Christian Thomas von Schindler. "Für solche Fälle haben wir ein Team aus rund 40 Ingenieuren, die maßgeschneiderte Sonderlösungen entwickeln." So wurde der Einzelaufzug als Hydrauliksystem realisiert, damit in dem gläsernen Kubus am oberen Ende – die Fachleute sprechen vom "Mundhaus" – kaum Technik zu sehen ist. Auch die Innenausstattung der Kabine ist eine Einzelanfertigung nach dem Entwurf von David Chipperfield: Ihre untere Hälfte ist mit Bohlen aus geräuchertem Eichenholz verkleidet, oberhalb dieser Sockelzone bestehen die Wandflächen aus Spiegeln. Die Kabinendecke ist aus brünierter und gewachster Bronze gefertigt, ebenso die Innenverkleidung der Türen, die Handläufe an den Seitenwänden und das Bedientableau. Drei Lichtbänder in der Decke nehmen die Regel- und Notbeleuchtung auf.
Bei dem Doppelaufzug, der die beiden übereinanderliegenden Foyers des James-Simon-Galerie miteinander verbindet, sind sowohl die je zwei Außentüren pro Stockwerk mit brünierter Bronze verkleidet, als auch die Fläche dazwischen, wo Beschriftungen aufgebracht, sowie Anzeigen und Ruftasten angeordnet sind. Auch im Inneren der beiden Kabinen dominiert das Material: Wände und Decke sind hier mit Ausnahme eines großen Spiegels ebenfalls vollständig in Bronze ausgeführt. Die Kabine des Lastenaufzugs bestimmen in erster Linie funktionale Aspekte. Wände und Decken sind hier in Edelstahl gehalten, umlaufende Holzleisten dienen als Stoßschutz. Der hydraulische Aufzug weist eine Tragfähigkeit von sechs Tonnen auf und bietet auch für ausladende Exponate genügend Platz. So kommen in der James Simon Galerie nicht nur die Besucher, sondern auch die Kunstwerke reibungslos von einem Ort zum anderen.