Eine Familie
Anna Moldenhauer: Du arbeitest bereits seit vielen Jahren mit Schätti zusammen, und hast 2012 die erste Leuchtenkollektion für das Unternehmen entwickelt: "PRIMAR". Was war dir wichtig, mit "Glarona" dieser gegenüberzustellen?
Jörg Boner: Nach der Kollektion "PRIMAR" (ehemals "SL10"), die wir vor zwölf Jahren für Schätti realisiert haben – und die weiterhin sehr erfolgreich ist –, hat mich der Geschäftsführer Thomas Schätti gebeten, eine zweite Kollektion zu realisieren. Diese durfte natürlich nicht mit der ersten konkurrieren, sondern sollte eine neue Perspektive bieten. Ebenfalls ein wichtiger Punkt: Die Produkte müssen so entworfen sein, dass Schätti sie am Standort in der Schweizer Alpengemeinde Schwanden, Glarus Süd mit den eigenen Mitteln produzieren kann. Es war daher relativ schnell klar, dass wir mit Aluminium arbeiten werden. Zudem hat mich die Herausforderung gereizt, für die Beleuchtung nur eine LED-Platine zu benötigen und diese so zu platzieren, dass weder die Platine noch der Diffusor oder die Lichtquelle sichtbar sind. Stattdessen sollten sich die Leuchten selbst inszenieren.
Die Prototypen konnten während der Mailänder Designwoche in diesem Jahr erkundet werden – was hat sich für die Marktreife an dem Produkt geändert?
Jörg Boner: Details. Neu sind die spezifisch produzierten Platinen, dessen Anordnung der LED-Punkte garantieren, dass das Licht optimal verteilt wird. Zudem waren die Prototypen noch geschweißt und von Hand gefertigt – jetzt werden sie mit einem Presswerkzeug hergestellt und damit ist eine viel höhere Präzision möglich. Geblieben ist die Entscheidung für ein weißes Blech, dass eine ideale Reflexionsfläche für Licht bietet. Entscheidend war die Position der Platine und die Öffnung für das Licht.
Die Leuchtenschirme sind aus Metall, dennoch wirkt das Material nicht hart oder kalt. Wie habt ihr das erreicht?
Jörg Boner: Dafür ist die Formgebung ausschlaggebend. Ich habe vorab alle Modelle aus weißem Papier erstellt, da sich die Materialien im Grunde ähnlich verhalten. Ich denke diese Basis lässt die Leuchte so sanft wirken. In einem abgedunkelten Raum kann man die Version aus Papier kaum von der unterscheiden, die aus Aluminium gefertigt ist.
Warum hast du dich entschieden, direkt im ersten Auftakt eine komplette Leuchtenserie zu gestalten?
Jörg Boner: Eine Leuchte ist ein poetisches Objekt mit einer Aufgabe. Die unterschiedlichen Typen dafür zu entwerfen, ist wahnsinnig spannend. Es gibt zudem wenige Leuchten, die direkt als komplette Kollektion aufgelegt werden, so dass man für jede Lichtaufgabe jeweils das passende Werkzeug zur Verfügung hat. Daher war es mir wichtig, die vier Leuchtentypen der Kollektion so zu entwerfen, dass sowohl eine Eigenständigkeit wie eine Grundverwandtschaft gegeben ist. Quasi als Personen einer Familie, es gibt eine gemeinsame Basis, aber auch Unterschiede.