REVIEW – SALONE DEL MOBILE 2023: SALONESATELLITE
Sprung nach vorn
"Ich wollte das Thema dieses 24. SaloneSatellite den Designschulen und -hochschulen widmen, um den grundlegenden Beitrag zu unterstreichen, den sie als Inkubatoren kreativer Talente unter 35 Jahren leisten. Um den Titel von Courbets berühmtem Gemälde zu zitieren, sind diese Institutionen der Ursprung der Welt. In diesem Fall die Welt des Designs. Hier beginnt alles (oder fast alles), hier werden die treibenden Kräfte des Erfindungsgeistes kanalisiert, hier werden diese jungen Menschen auf ihrem Ausbildungsweg begleitet, der sie schließlich zu einem Abschluss als Designprofi führen wird.", so Marva Griffin Wilshire, Gründerin und Kuratorin des SaloneSatellite. Als die sprichwörtliche "Mutter" des Satellite, wie sie sich auch selbst bezeichnet, hat sie unzähligen JungdesignerInnen geholfen in der Branche Fuß zu fassen und den Traum zu verwirklichen ihr kreatives Talent zum Beruf werden zu lassen. Viele von ihnen sind heute international bekannte GestalterInnen und arbeiten mit renommierten Unternehmen zusammen, wie Stefan Diez, Sebastian Herkner, Nendo, Patrick Norguet oder Studio TrulyTruly. Für ihr Lebenswerk wurde Marva Griffin Wilshire im Jahr 2014 mit dem "Compasso d’oro", dem international renommiertesten Designpreis ausgezeichnet.
Zum vielfältigen Programm des SaloneSatellite gehörten neben Talks, beispielsweise mit dem italienischen Architekt und Designer Gaetano Pesce und der Sonderausstellung "Sate-light. 1998-2022 SaloneSatellite young designers" auch der SaloneSatellite Award, der in diesem Jahr bereits zum 12. Mal vergeben wurde. Stylepark hatte bereits zum zweiten Mal die große Ehre Teil der Jury sein zu dürfen, diesjährig Seite an Seite mit den kreativen Köpfen Paola Antonelli (Senior Design Curator, Architecture & Design Director, Research and Development, MoMA), Beppe Finessi (Designkritiker), Gianluca Gessi (Präsident Gessi), Francesca Gugliotta (Designredakteurin), Francesco Librizzi (Designer), Claudio Luti (Präsident Kartell), Steven Ma (Designer), Roberta Silva (CEO Flos) und Marilena Sobacchi (Pressebüro Salone del Mobile.Milano).
Aus über hundert eingereichten Projekten haben wir unter der Leitung von Paola Antonelli gemeinsam drei Platzierungen sowie drei lobende Erwähnungen ausgewählt. Letztere wurden parallel mit dem Róng Design Award prämiert, der den SiegerInnen jeweils einen einmonatigen Aufenthalt in der Rong Design Library im Yuhang-Distrikt von Hangzhou in China bietet.
Das sind die glücklichen GewinnerInnen:
Erster Platz:
Honoka, Japan: "Tatami Refab"
Beschreibung:
3D-Druck und wiederverwendete "arme" Materialien kommen in einem vielseitigen Projekt zusammen, das auf innovative Weise traditionelle Zeichen und Kultur in den Alltag und die häuslichen Räume zurückbringt. Die Zahl der Tatami nimmt von Jahr zu Jahr ab. Das Tatami Refab Project ist ein Projekt, das Tatami mithilfe der 3D-Drucktechnologie wieder in das moderne Leben einbindet.
Motivation:
3D-Druck und wiederverwendete "arme" Materialien kommen in einem vielseitigen Projekt zusammen, das auf innovative Weise traditionelle Zeichen und Kultur in den Alltag und die häuslichen Räume zurückbringt.
Zweiter Platz
Studio Ryte, Hongkong: "Triplex Hocker"
Beschreibung:
Von der Leichtigkeit bis zur effizienten Struktur, von der Kompaktheit bis zur Nachhaltigkeit: Der Triplex Stool aus Flachsfasern ist ein experimentelles Möbelstück, das auf den nomadischen Lebensstil der heutigen Zeit reagiert.
Motivation:
Flachs, eine nachhaltige, leichte Holzfaser, eignet sich für eine zeitgemäße Neuauflage der kraftvollen Sprache des Brutalismus.
Dritter Platz
Ahokpe + Chatelin (Belgien ist Design), Belgien: "Kudoazò"
Beschreibung:
Ein in Benin entworfenes und handgewebtes Hängebett für europäische Innenräume. Der Stoff stammt aus dem aufgerollten Garn von Pullovern, die auf afrikanischen Märkten zu finden sind, und die Form wird durch den Streifen bestimmt.
Motivation:
Dieses in Belgien entworfene und in Benin aus recycelten Materialien hergestellte Objekt ist Ausdruck von Nachhaltigkeit, die durch die Verbindung von Traditionen und Handarbeit kanalisiert wird und geografische Barrieren und koloniale Bestrebungen überwindet.
Besondere Erwähnung
Joaquin Ivan Sansone, Argentinien: "Junki"
Beschreibung:
Die Junki-Bank ist das Ergebnis einer Materialforschung, die dank der kombinierten Minimalkraft der einzelnen Elemente eine robuste Bank hervorbringt. Sie zeigt die Kraft der Natur, sich zu widersetzen.
Motivation:
Die Einfachheit ist der Schlüssel zu diesem Objekt, das die intrinsischen Eigenschaften des Materials in einer praktikablen, gut aussehenden Lösung nutzt, die eine Botschaft der Widerstandsfähigkeit ausstrahlt.
Weonrhee, Republik Korea: "Primitive Struktur"
Beschreibung:
Bei diesem Projekt hat sich der Designer auf zwei Punkte konzentriert. Der erste ist der Kreislauf des Materials während des Bauprozesses. Der zweite Punkt sind die primitiven Ursprünge ihrer eigenen Kultur.
Motivation:
Ursprungskultur und zeitgenössisches Design treffen in einem Prozess aufeinander, der mit primitiven Formen experimentiert, sie neu erfindet und sie an neue Anforderungen anpasst.
Fragmentario, USA: "Avocado-Samen-Ziegel"
Beschreibung:
Der aus Avocadokernen und einem Bindemittel aus Sargassum-Algen hergestellte Ziegelstein ist eine der Anwendungen der von der Designerin Maria-Elena Pombo geleiteten Forschung über die Eigenschaften und die Verwendung von Avocadokernen zum Ausgleich von Materialüberschüssen und -knappheit.
Motivation:
Durch die Nutzung verschiedenster Anwendungen verkörpert es gegensätzliche Orte und Ressourcen in einer kontinuierlichen und fruchtbaren Interaktion, die das Projekt als Ganzes bereichert, das aus einem einfachen Samen entstanden ist.