SALONE DEL MOBILE 2017
Hauptsache draußen: Gut geschnürt
"Ich wollte 'Bitta' ein engmaschiges Flechtwerk verleihen, so dass genug Luft hindurchkommt. Ein Flechtwerk, das an das Festmachen mit Seilen von kleineren Booten am Ankerplatz erinnert und das wie ein kleines Nest ausschaut, in dem man es sich gemütlich machen kann", sagt Rodolfo Dordoni über seinen neuen Stuhl für Kettal. Damit trifft Dordoni, der nicht nur für Kettal tätig wurde, sondern auch die neue Outdoor-Linie für Minotti sowie eine Sofa-Serie für Roda gestaltet hat, voll ins Schwarze. Denn auch weiterhin ist das Spiel mit Bändern, Seilen und Gurten, die Sitzgelegenheiten einen Halt und eine Flechtwerk-Optik verleihen, State-of-the-art bei führenden Outdoor-Möbel-Herstellern wie Dedon, Kettal, Roda, Tribù und Varaschin.
Man muss also genauer hinschauen, um die Unterschiede zu erkennen: Bei der neuen Sofa-Serie "Piper" mit extrahoher Lehne von Rodolfo Dordoni für Roda etwa liegen die Gurte parallel nebeneinander, bei seinem Stuhl "Bitta" für Kettal werden sie einmal um die Achse gedreht. Monica Armani, das weibliche Pendant zu Dordoni in puncto Outdoor-Design und die Schöpferin der erfolgreichen Serie "Tosca" für Tribù, hat für ihre neue Linie für Varaschin und für die "Regista"-Stühle für Tribù zudem spezielle Knottechniken entwickelt, die eine handwerkliche Verspieltheit zeigen.
Es ist überdies kein Zufall, dass Dedon, Minotti, Paola Lenti, Varaschin oder Pedrali vollwertige Polsterserien präsentieren, die dank wetterresistenten Textilien und speziellen Schaumstoffen sowie Wasserableitungssystemen problemlos "open air" genutzt werden können. Während Minotti mit "Florida" von Rodolfo Dordoni und Varaschin mit "Circle Belt" von Daniele Lo Scalzo Moscheri Sofas in Halbmond-Form präsentieren, die an die partyfreudigen 1970er Jahre erinnern, zeigen Dedon mit "Brixx" von Lorenza Bozzoli und Paola Lenti mit "Agio" von Francesco Rota eher reduzierte kubische Formen, die sich dank ihres modularen Charakters freilich auch in vielen verschiedenen Spielarten zusammenstellen lassen. Pedrali bietet alternativ Sitzgelegenheiten in leichterer Form an, deren Untergestelle – bei "Sunset" von Alessandro Busana bestehen sie aus Polyethylen, bei "Reva" von Patrick Jouin aus Aluminium – mittels Polsterauflagen ganz klassisch für Bequemlichkeit sorgen.
Überhaupt geht im Outdoor-Bereich aktuell nichts mehr ohne wetterresistente Garne und Textilien, denen Sonne, Regen und Schimmel nichts anhaben können und die von den Garten- und Freiluft-Spezialisten oft in Eigenregie hergestellt werden. Dabei setzt nicht nur Paola Lenti mit dem neuen Garn "Twiggy" auf Multicolor, sondern auch Kettal mit "Ropes" und "Parallel Fabric", beide von Doshi Levien. Hersteller wie Dedon und Tribù verwenden zudem ökologisch unbedenkliche Garne, die aus recycltem Material oder aus Hanf gefertigt werden.
Die etablierten Kollektionen der Italiener bekommen aber auch Konkurrenz aus dem Norden, und zwar von der Dänin Cecilie Manz, die sich mit dem britischen Hersteller Gloster zusammengetan hat, um mit „Atmosphere“ eine neue Outdoor-Kollektion zu entwickeln, die wunderbar unaufgeregt und skandinavisch-elegant daherkommt. Besonders fallen dabei die harmonisch aufeinander abgestimmten Farben des beschichteten Aluminiumgestells und der Polster sowie eine besondere niedrige Sitzhöhe ins Auge. Beim Abendevent von Gloster und Stylepark konnten die Gäste auf der Dachterrasse des Mailänder Hotels „Me il Duca“ die Qualitäten von „Atmosphere“ bereits bestaunen.
Neben den zahlreichen High-Class-Kollektionen, die vor allem Villen und Yachten oder den Pool-Bereich nobler Hotels zieren, stieß man in Mailand aber auch auf eine Fülle farbenfroh gestalteter Kollektionen für Jedermann, die ihren sonnigen Charakter direkt aus Afrika oder von den Inseln der Karibik importiert zu haben scheinen. Sei es die kolumbianische Marke Ames, die mit Sebastian Herkner für die mit Scoubidou-Bändern ausgestattete Serie "Caribe" kooperiert, oder sei es Moroso, wo man mit "M'Afrique" unter anderem eine Nest-Schaukel von Martino Gamper und einen trampolinartigen Love-Seater von David Weeks im Gepäck hatte.