Featured Project
Nachhaltiges Fassadenspiel
Die Schaffung von bezahlbarem Wohnraum ist neben dem nachhaltigen Bauen eines der dringendsten Anliegen in der Architektur. Ein möglicher Lösungsansatz ist das Arbeiten mit Vorfertigung und die Entwicklung von neuen Wohnkonzepten in Kombination mit der Verwendung von ökologisch sinnvollen Produkten. Alle drei Faktoren kommen auf einem ehemaligen Bergbaugelände in der Nähe der Ruhruniversität Bochum zusammen: Dort konnten ACMS Architekten ein Studentenwohnheim in elementierter Hybridbauweise mit 258 Wohnplätzen im Passivhausstandard fertigstellen. Dazu entwarfen sie drei L-förmige Gebäude, die sich durch eingeschnittene Innenhöfe von der angrenzenden vierspurigen Straße abschotten. Der Entwurf basiert auf dem Konzept des "Variowohnen", das einen Individualraum inklusive kleiner Küche und Bad mit WC beinhaltet. Bis zu vier Wohnplätze können so zu einer Einheit zusammengefasst werden.
Um Kosten und Zeit zu sparen, entwickelten die Architekten das Gebäude als System mit größtenteils vorgefertigten Elementen, vom Rohbau bis zu den Bädern. Auf diese Weise konnte die Bauzeit um circa zehn Monate verkürzt werden. Auch die komplette Fassadenbekleidung wurde werksseitig ausgeführt: Zum Einsatz kam "öko skin" von Rieder, eine Fassadenbekleidung aus Glasfaserbeton im Lattenformat, bei deren Herstellung nur wenig fossile Primärenergie verbraucht wird. Zudem ist der Wartungsaufwand gering, da Glasfaserbeton nicht abgeschliffen oder gestrichen werden muss. Aufgrund seiner thermischen Werte garantiert "öko skin" auch absolute Sicherheit und Brandbeständigkeit. Erhältlich sind die einzelnen Latten in den Breiten 70 bis 302 Millimeter und in einer Länge von 700 bis 2500 Millimeter – viel Spielraum für den individuellen Bedarf. Rieder hat insgesamt vier unterschiedliche Farbwelten in Grau-, Beige-, Rot- und Brauntönen im Sortiment, welche sich an den vielfältigen Farben der Natur orientieren. Bei der Gestaltung der Latten kann zwischen den Oberflächen "ferro", "ferro light" und "matt" gewählt werden. Durch die Kombination der Oberflächen entsteht ein lebendiges Farbspiel an der Außenhülle des Studentenwohnheims.
In Verbindung mit dem Farbton "anthracite" entstand so eine Fassade, die zu einem dynamischen Ausdruck des Gebäudes beiträgt und auf vielschichtige Weise in den Außenraum hineinwirkt. Das Wechselspiel an Farbschattierungen und Wolkeneffekten auf der Oberfläche verhindert ein gleichförmiges Erscheinungsbild und sorgt je nach Lichteinfall und Blickwinkel für eine unterschiedliche Wahrnehmung des Neubaus. Die Anordnung von "öko skin" bietet dabei viel gestalterischen Spielraum: In Bochum staffeln sich die vertikal angeordneten Latten zum Beispiel geschossweise übereinander, was der Fassade eine räumliche Tiefe verleiht. Die verschiedenen Grautöne bilden dabei einen Kontrast zu den hellen Einfassungen der Fenster, die als plastisches Element die Gebäudehülle zusätzlich gliedern.
Um dem eigenen Anspruch an Nachhaltigkeit gerecht zu werden leistet Rieder durch kontinuierliche Forschung und Weiterentwicklung der Produkte und Produktionsprozesse einen aktiven Beitrag zur Energiewende. Konkret bedeutet das, Abfallreste durch die Wieder- und Weiterverwendung des Verschnittes zu begrenzen oder durch den Ersatz des Rohmaterials ganz zu vermeiden. So kommen bei Rieder zum Beispiel spezielle Werkzeuge zum Einsatz, die den Verschnitt reduzieren. Zudem können Reststoffe aus der Produktion als Füllmaterial für Lärmschutzwände oder als Unterbau verwendet werden. Außerdem sind alle Produkte des Unternehmens seit jeher frei von kristallinem Siliziumdioxid oder anderen gesundheitsgefährdenden Inhaltsstoffen. Der Nachhaltigkeitsgedanke findet sich zuletzt auch in der Langlebigkeit der Produkte wieder, die mit einer Lebensdauer von mehr als 50 Jahren auch in Bochum für ein dauerhaftes und gleichzeitig lebendiges Erscheinungsbild sorgen.