Die ultimative Popo-Dusche
Zu den großen Errungenschaften der Menschheit gehört der Zugang zu sauberem Wasser. Mindestens ebenso wichtig ist die sichere Beseitigung der Abwässer. Unerlässlich die Regel, wonach beide Systeme keinesfalls miteinander vermengt werden dürfen. In seiner kleinen Besserwisser-Reihe „Früher war alles schlechter“ rief das Magazin „Der Spiegel“ kürzlich in Erinnerung, worin Fortschritt tatsächlich besteht: Im Jahr 1990 – so die Zahlen von Kinderhilfswerk Unicef und Weltgesundheitsorganisation WHO – hatten gerade einmal 2,9 Milliarden Menschen Zugang zu sanitären Anlagen. 2015 waren es bereits 5 Milliarden. Und das, obwohl die Weltbevölkerung im gleichen Zeitraum um 2 Milliarden Menschen zugenommen und täglich mehr als 200.000 hinzugekommen sind. Alles andere als ein Idealzustand, aber eine maßgebliche Errungenschaft.
Demokratie, Völkerverständigung, die Möglichkeit mit dem Nachbarn auch auf engem Raum einigermaßen klar zu kommen – das alles hängt womöglich auch an der zuverlässigen Wasserversorgung und -entsorgung. Daher sollte man Klempnerin und Klempner mit etwas Demut begegnen. Auf der internationalen Messe ISH fällt das nicht immer leicht, zumal viele von ihnen ausgestattet mit allerlei Fähnchen, Fußbällen, Werkzeugkästen und Mützen der Markenhersteller unterwegs sind.
Installateure, Hotelbetreiber, letztlich wir alle werden von einer neuen Art des Hygiene-Fortschritts umworben. Dieser stammt aus Asien und nennt sich „Washlet“. Womit eine in westlichen Sphären immer noch belächelte Kreuzung aus Toilette, Bidet, Dusche und Föhn nebst eigener Fernbedienung bezeichnet wird. Der Toilettengang wird zu einem Akt der Intimpflege. Nicht alle mögen „Washlets“, nur wenige konnten sie bereits testen. Auf der ISH 2017 sind sie zwecks besserer Sichtbarkeit unüblich hoch montiert und ihre Wasserspiele zum Schutz des Publikums meist mit einem durchsichtigen Plastikschirm abgedeckt, was besonders grotesk aussieht.
Alle WC- und Bad-Hersteller, die etwas auf sich halten, bieten die Geräte inzwischen an. Sie könnten Toilettenpapier überflüssig machen, brauchen allerdings schon im Standby-Betrieb viel Elektrizität; besonders aber, sobald es ans Sitz-Heizen und Po-Föhnen geht.
Voller Selbstbewusstsein zelebriert der japanische Hersteller Toto in Frankfurt sein 100jähriges Bestehen. 1980 kam das erste „Washlet“ auf den japanischen Markt, seit 2009 ist die Marke in Europa vertreten. Auf dem Stand dominiert das neueste, frei im Raum stehende Modell der Serie „Neorest“. Es ist riesig groß, erinnert an einen doppelten Motorradsitz oder eine Raumkapsel und ist so organisch geformt, als stamme es aus den ruhmreichen Zeiten von Luigi Colani.
„Neorest“ ist beheizt, hat besondere Modi der Selbstreinigung und besteht aus einer ultraglatten Keramik. Wasser wird darin elektrolytisch aufbereitet, bevor es in einer 360 Grad-Umdrehung durch das Becken gejagt wird. Ob das Trumm je auf den europäischen Markt kommen wird, ist unklar. Egal: Toto feiert das Prinzip „Washlet“, zelebriert sich selbst und zeigt einmal mehr, wo der Hammer hängt.