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Das "Barr" eröffnet in den ehemaligen Räumlichkeiten des legendären "Noma".
Altes und neues Eichenholz bestimmt den Gastraum.

Nordische Kombination

Mit dem "Noma" in Kopenhagen revolutionierten Entrepreneur Thorsten Schmidt und Sternekoch René Redzepi die Spitzengastronomie. Jetzt haben sie sich für das Nachfolgeprojekt "Barr" mit den norwegischen Erfolgsarchitekten von Snøhetta zusammengetan.
von Fabian Peters | 13.07.2017

Das "Noma" ist tot, es lebe das "Barr". Mit ihrem neuen Restaurant in den alten Räumen wenden sich Thorsten Schmidt und René Redzepi nun einer gehobenen Alltagsküche zu, die sich nicht allein aus skandinavischen Wurzeln speist, sondern Inspiration im gesamten nordeuropäischen Raum, von Norwegen bis zu den Britischen Inseln, findet. Zudem finden sich eine Vielzahl von Craft-Bieren im Angebot. Schließlich bedeutet "Barr" auf altnorwegisch Gerste.

Der Ausrichtung des neuen Restaurants werden die Architekten von Snøhetta mit einem Konzept gerecht, das hinsichtlich Material und Farbigkeit derselben Geisteshaltung entspringt wie das gastronomischen Angebot. Während dieses traditionelle mit neuen Elementen kombiniert, stellt auch die Inneneinrichtung Alt und Neu einander ostentativ gegenüber: Die breiten, neu gefertigten Eichendielen kontrastieren mit rauen Steinmauern. Die historischen Deckenbalken werden in den Zwischenräumen ergänzt durch skulptural geformte Holzpaneele mit Messingeinsätzen, die das Licht reflektieren. Die Formen der Decke finden sich auch an der langen Holztheke wieder, die den gesamten Gastraum an einer Längsseite durchmisst. Die unregelmäßig-konvexe Gestaltung ist von Mikroskopaufnahmen der namensgebenden Gerste inspiriert.

Der Ortsbezug des Entwurfs bleibt freilich nicht aufs Formale beschränkt: Annähernd alle Bestandteile der Inneneinrichtung des neuen Restaurants bestehen aus lokalen Materialien und wurden von lokalen Handwerkern hergestellt. So wurden etwa die verwendeten Hölzer in der unmittelbaren Nähe Kopenhagens geschlagen.

Snøhetta zeichnet übrigens für die gesamte visuelle Erscheinung des "Barr" verantwortlich. Unter anderem entwickelte das Büro eigens eine neue Schrifttype mit dem Namen "Barr Gräbenbach". Die Möblierung des Gastraumes entwarf dagegen Malte Gormsen, der dafür auf traditionelle dänische Formen und Handwerkstechniken zurückgriff. "Unsere Einrichtung“, erklärt Peter Girgis, Senior Interior Architect bei Snøhetta, „spiegelt einerseits die Identität und Philosophie des "Barr" wieder und bewahrt andererseits dennoch die Erinnerung an das "'Noma'".

Mikroskopaufnahmen von Gerstenkörnern inspirierten Snøhetta zu der unregelmäßigen Form der neuen Deckenpaneele.
Finn Juhls Stuhl 108 gesellt sich zum Mobiliar von Malte Gormsen.
Die lange Theke greift die Form der Deckenpaneele auf.
Zahlreiche verschiedene Sorten Craftbier werden ausgeschenkt. "Barr" bedeutet nämlich auf altnorwegisch "Gerste".
Selbst das Besteck greift die Formensprache der Holzeinbauten auf.
Auch die Typografie des Restaurants entwickelte Snøhetta.