RESTAURANT
Der Tisch als Bühne
Auf drei Ebenen lädt Tohru Nakamura seine Gäste im Herzen der Münchner Altstadt zum Genießen und vor allem zum Verweilen ein: Das denkmalgeschützte Bürgerhaus aus dem 16. Jahrhundert bietet dabei den perfekten Rahmen für den entspannten Apéro auf der Terrasse, die private Feier im verglasten Weinkeller oder die kulinarische Fernreise, auf der französischer Esprit, italienisches Temperament und spanisches Feuer die Präzision Japanstreffen. Gehobene wie unprätentiöse Küche werden hier ebenso selbstverständlich nebeneinander gelebt, wie das Thema Nachhaltigkeit in alle Prozesse eingewoben wurde. So stammen die Zutaten nicht nur so weit möglich aus der Region, auch beim Design, der Wandfarbe, den Holzarbeiten in den Innenräumen sowie beim Geschirr und jedem einzelnen Möbelstück stand die Wahl sozial vertretbarer und ökologisch nachhaltiger Produkte an erster Stelle.
Im Zuge der Entwicklung des Interieurkonzepts für das Fine Dining Lokal kristallisierte sich schnell heraus, dass der Ort vielmehr einem privaten Esszimmer mit herzlichem Gastgeber ähneln sollte, als einem rein funktionalem Raum für Gäste. In diesem Zuge wurden die scheinbar willkürlich im Raum verteilten runden Tische zu jeweils eigenen, geschickt in Szene gesetzten Bühnen umfunktioniert. Das auf die Tischfläche abgestimmte Licht der Pendelleuchten bezieht die Gäste als "ZuschauerInnen" nur eben so weit in diesen Bühnenkreis ein, dass ein intimer, geschützter Bereich entsteht, der es ermöglicht, alles andere im Raum auszublenden. So entsteht auch ein besonderer Effekt, wenn der Gastgeber dann und wann wie aus dem Nichts auftaucht, samt perfekt inszenierten Speisen für einen Moment in den Kreis der Gäste tritt und den Genuss als Sujet mit allen Sinnen erlebbar macht.
Im Tohru in der Schreiberei wird das Thema Kulinarik neu interpretiert und in Kombination mit der Inszenierung des Raums bewusst zum Gesamterlebnis stilisiert. Ein wichtiger Aspekt dabei ist die feinsinnige Ausstattung. Ebenso wie die Innenarchitektur und das Designkonzept stammen auch die Entwürfe der Möbel vom Servicetisch über die Bank und Garderobe bis hin zu den Gueridons, Regalen, Waschtischen, Fensterverkleidungen und Spiegeln nahezu ausschließlich aus der Feder von hildmannwilke und wurden von lokalen Handwerksbetrieben und Manufakturen gefertigt. Dass sich auch die intensive Auseinandersetzung mit dem Thema Licht und der Pigmentierung der Wandfarbe bezahlt gemacht hat, beweist schon der erste Blick in das Restaurant. All die kleinen Details, Farben, Formen und Materialien bilden ein unglaublich gelungenes und harmonisches Gesamtbild, das die Gäste vom ersten Moment an wünschen lässt, sie wäre hier tatsächlich zu Hause.
5 Fragen an Daniela Wilke, Gründerin und Geschäftsführerin von hildmannwilke
Linda Pezzei: Wie kam es zu dem Projekt und wie lautete das Briefing?
Daniela Wilke: Marc Uebelherr, ein langjähriger Bauherr und der eigentliche Mitbegründer und Teilhaber der Schreiberei, hat uns Tohru Nakamura vorgestellt. Das Briefing lautete, für Tohru einen Wohlfühlort und gleichzeitig ein Sterne-Restaurant mit maximalem Funktionsanspruch zu erschaffen. Tohru ist ein sehr nahbarer und inspirierender Bauherr, so lag es nahe, einen Ort zu gestalten, der über einen Gastraum hinaus als ein privates Esszimmer zu verstehen ist. Die eigentliche Herausforderung bestand darin, Atmosphäre und Wohlgefühl in die ehrwürdigen und recht massiven, denkmalgeschützten Gemäuer der ehemaligen Stadtschreiberei aus dem 16. Jahrhundert zu zaubern.
Welche Rolle spielte die Wahl der Materialien und des Lichts?
Daniela Wilke: Die Materialien wurden in Bezug auf Tohrus japanische Herkunft und seine feinsinnigen kulinarischen Kreationen mit Bedacht ausgewählt. Hochwertige Stoffe mit historischen Mustern, Naturmaterialien wie Kirschholz, Zementputz, Pigmente oder Keramik und edle Oberflächen wie beispielsweise Messing schaffen ein interessantes Spannungsfeld. Die Tische werden durch das fokussierte und zugleich angenehme Licht zur Bühne, auf der die teilweise sehr kunstvoll zubereiteten Speisen, die Getränke sowie das Geschirr und die Accessoires stimmungsvoll inszeniert werden.
Wie würden Sie den Stil des Restaurants beschreiben?
Daniela Wilke: Es gibt eigentlich keinen eindeutig zu definierenden Stil, es ist vielmehr ein höchst individuell angefertigter Maßanzug für Tohru Nakamura, den gibt es nicht von der Stange.
Das Interieur wirkt sehr stimmungsvoll – worauf haben Sie diesbezüglich während des Entwurfs besonders geachtet?
Daniela Wilke: Vielen Dank. Atmosphäre und Harmonie werden hier neben stimmungsvollem Licht durch eine wohltuende Akustik und die hochwertigen Materialien und Stoffe erzeugt.
Eine persönliche Lieblingsecke und warum?
Daniela Wilke: Die Toilette – weil sie angenehm überrascht und nicht unbedingt nach Toilette aussieht.
Kontakt
Tohru in der Schreiberei
Burgstraße 5, 80331 München
Telefon: +49 (0)89 21529172