Featured Project
Reduce, Reuse, Recycle
Beton ist der Baustoff der Moderne: Mit seiner Mischung aus Wasser, Zuschlägen und bindendem Zement, die sich in jede beliebige Form gießen lässt und eine hohe Tragfähigkeit garantiert, wurde er im 20. Jahrhundert zum Liebling der Bauindustrie. Allerdings gilt Beton im Kontext des nachhaltigen Bauens als schwieriger Baustoff, da insbesondere das Brennen des benötigten Zementkalks einer der wesentlichen Treiber der Treibhausgasemissionen im Baugewerbe ist. Wie aber kann er nachhaltiger werden? Der Fassadenhersteller Rieder hat dazu einen CO2-reduzierten Glasfaserbeton entwickelt, welcher in weiterer Folge zementfrei werden soll, um so einen Beitrag zu einer klimapositiven Zukunft beizusteuern. "Wir haben die Hebel identifiziert, wo wir eingreifen können, um bis 2025 CO2-neutral zu produzieren und zu wirtschaften. Nun setzen wir unseren Plan um, evaluieren die Ergebnisse und entwickeln sie weiter", sagt Wolfgang Rieder, CEO von Rieder, über das Nachhaltigkeitskonzept des Familienunternehmens.
Der Ideengeber für den neuen CO2-reduzierten Glasfaserbeton ist tausende Jahre alt: das im Pantheon in Rom verwendete Opus caementicium, ein "Gussmauerwerk", dem die römischen Baumeister natürliche Puzzolane – Vulkanasche, Trass und ähnliche Mineralien – beimischten. So wird auch der Zement der Fassadenplatten bei Rieder durch natürliche Puzzolane ersetzt, was geringere CO2-Emissionen bei der Herstellung mit sich bringt. Dazu wurden zunächst 50 Prozent Zement ersetzt, wodurch es zu einer Einsparung von 30 Prozent CO2 kommt. Die Produkte "concrete skin", "öko skin" und "formparts" sind nun mit der CO2-reduzierten Matrix in ausgewählten Farben verfügbar. Bis 2027 ist die Umstellung der gesamten Produktpalette auf ein zementfreies Material vorgesehen, womit Rieder der erste Fassadenhersteller ist, der einen CO2-reduzierten Glasfaserbeton produziert.
Zum Einsatz kamen die neuen Fassadenplatten in der Farbe "pine green" und der Textur "slate" auch beim neuen Rieder-Headquarter glemm21 in Maishofen, Österreich. Dort umhüllen sie auf einer Fläche von 400 Quadratmetern das Gebäude und prägen mit ihrer Schieferoptik dessen Erscheinungsbild. Dazu baute das Unternehmen eine stillgelegte Busgarage um, was ebenfalls dem Nachhaltigkeitsgedanken von Rieder entspricht: "Nichts Neues zu bauen, sondern Vorhandenes nutzen, ist bekanntlich der beste Weg, um graue Energie einzusparen und keine weiteren Flächen zu versiegeln. Also haben wir das an uns selbst ausprobiert", so Wolfgang Rieder.
Dabei wurde nicht nur das Bestandsgebäude umgenutzt, sondern auch weitere Komponenten innerhalb des Baus recycelt und wiederverwendet. Ein Beispiel sind die Betonstützen aus den alten Werken von Wolfgang Rieders Großvater und Vater, ein Betonträger aus alter Produktion oder 150 Tonnen recycelte Stahlträger. Sogar eine alte Wandverkleidung aus Zirbenholz, die in einem anderen Gebäude abmontiert wurde, ist nun Teil der Inneneinrichtung. Begleitet wurde der Transformationsprozess von einem auf energieeffizientes Bauen spezialisierten Ingenieurbüro. Dadurch konnte Rieder rund 1000 Tonnen CO2 gegenüber einem Neubau einsparen und ein Bürogebäude verwirklichen, das ein gelungenes Fallbeispiel für ein ressourceneffizientes zirkuläres Bauen ist. Das neue Rieder-Headquarter glemm21 entspricht so ganz der Philosophie des Unternehmens, wie Wolfgang Rieder bekräftigt: "Wir wollen nicht nur reden, das Tun ist wichtig, damit der ökologischen Wandel gelingt."