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Endstation: Bergblick

Wie man einen Verkehrsknotenpunkt an einem touristischen Hotspot trefflich gestaltet, zeigt das Beispiel Pustevny Gateway. Trotz eines hohen Maßes an Funktionalität, haben Henkai Architekti ihr imaginatives Tor zum tschechischen Pustevny Gebirge im Sinne der poetischen Anmutung der Landschaft umgesetzt.
von Elisabeth Bohnet | 26.07.2024

Das Pustevny Gateway markiert den Eingang zum Pustevny-Sattel, einer hoch frequentierten Touristenattraktion in den tschechischen Beskiden. Aufgrund der starken Zunahme des Verkehrs, der auch zu Konflikten mit Wandernden führte, setzt sich die örtliche Gemeinde in unterschiedlichen Projekten für die Stärkung des öffentlichen Nahverkehrs ein. Das Studio Henkai Architekti konnte dieses Jahr ihr Konzept Brána Pusteven realisieren, das die lokale Situation mit einer cleveren Infrastruktur zu lösen weiß: die Bushaltestelle wurde vom Sattel nach unten verlegt. An der neuen Position entstand eine Wendestelle für den öffentlichen und ein Parkleitsystem für den privaten Verkehr sowie ein Besucherzentrum.

Was herausragt ist die ästhetische Gestaltung, mit der das tschechische Studio die auf den ersten Blick profane, logistische Aufgabe umsetzte. Henkai Architekti verwendete traditionelle Materialien, die sich in die Landschaft einfügen und die ruhige Atmosphäre betonen: Auf einem Steinplateau am Abhang platziert, beeindruckt die Außenfassade des Hauptgebäudes mit Holzschindeln. Das Haus ist in Rahmenbauweise errichtet und hat ein Dach aus Schichtholzbalken, die ein Schrägdach mit schrägem First bilden. Die Schindelfassade nimmt Bezug auf traditionelle lokale Bautechniken, und das Gründach mit einheimischer Bergflora fügt sich in die umliegende Wiesenlandschaft ein. Pflaster und Mauern aus Sandstein rekurrieren auf den Stein der regionalen Gebirge. Auch die zeitgemäße Form des Baus nimmt die ruhige Kraft des Ortes im Wald auf und ist – mit Café und einer Terrasse samt Panoramablick – als einladendes Refugium gestaltet. Auf der gegenüberliegenden Straßenseite wollten die verantwortlichen Architekten die menschliche Anwesenheit in der Natur und die Spiritualität in Form eines vertikalen Glockenturms materialisieren. Zudem markieren sie mit einem Portal den Einstieg in einen Waldweg.

Das Projekt sticht als Beispiel für das Engagement der Kommune für die Verbesserung des öffentlichen Raums und die Förderung des öffentlichen Verkehrs durch durchdachte und hochwertige architektonische Gestaltung heraus. Die Komplettierung der Infrastruktur durch weitere, neuartige Bushaltestellen auf dem Weg zum Pass ist zusätzlicher Bestandteil dieser Aufgabe. Henkai Architekti, mit Sitz im nahegelegenen Rožnov pod Radhoštěm, setzte diese spielerisch um. Kleine Holzhäuschen bilden heimelige Schutzhütten; ihre Grasdächer erheben sich in einer Ecke zu einer Spitze, ähnlich einem Berggipfel. Das gibt den Blick auf die Bepflanzung frei, die üblicherweise dem menschlichen Auge verborgen bleibt. "Wir versuchen zuzuhören und den Raum mit Gebäuden und Dingen zu verändern, die funktional, logisch, einfach schön und baubar sind," so das überzeugende Selbstverständnis des Studios.