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Prada und die Starken Männer
von Sandra Hofmeister | 01.08.2007

Manchmal möchte man meinen, es gehe in der Architekturwelt viel um Eitelkeiten. Jacques Herzog & Pierre de Meuron haben Duftnoten entworfen - Gottseidank wurden ihre Parfums ausschließlich im Museum präsentiert. Rem Koolhaas hat es eher mit der Inszenierung des Körpers: Jahrelang erwähnte er kokett in Interviews, dass er neben der Architektur auch Mode für Prada entwerfen wolle. Nun hat seine Beharrlichkeit gewonnen, Miuccia Prada hat ihn erhört: In ausgewählten Läden des italienischen Luxuslabels gibt es seit kurzem T-Shirts von OMA zu kaufen. Genau genommen sind es ganz normale weiße T-Shirts mit Aufdrucken, die auf das Konto von OMAs Thinktank AMO gehen. Und noch genauer sind es Motive, deren Grafik-Design von Jeroen Koolhaas stammt. Das Bewusstsein für Mode muss in der Familie liegen.

Schluss mit dem schwarzen Kleidercode für Eingeweihte! Endlich wird das Prada-Architekten-Outfit gänzlich identisch mit der Koolhaas'schen Weltsicht. Für 125 Euro kann sich nun jeder Rem-Anhänger zu seiner Sache bekennen. Bruce Willis war einer der ersten und hat sich die Gender-Pille mit dem Slogan "Prefer a son" auf die Brust geschrieben. Starke Männer brauchen starke T-Shirts: Provokant, politisch und korrekt sollen sie sein, geheime Wünsche, Träume und Alpträume aufdecken. Die Antarktis wird als Wüste gezeigt, ein Walfisch als Riesenunterwasserboot. Ursprünglich waren die "Obvious Classics" nur für Männer gedacht (!), doch Prada verkauft die 27 Motive längst als Unisex-Format - es gibt auch Frauen, die Rem Koolhaas und Bruce Willis toll finden. Ein normaler schwarzer Anzug wäre imageträchtiger gewesen für die Rotterdamer Architekten. Aber ein T-Shirt ist auf jeden Fall schon mal ein Anfang.

www.prada.com

"Fundstücke" ist eine Kooperation der Baumeister-Redaktion mit Stylepark