Prada lädt ein
Nach der Kollaboration mit Ronan und Erwan Bouroullec, Konstantin Grcic, Herzog & de Meuron und Rem Koolhaas geht die "Prada invites"-Serie in die zweite Runde: Anlässlich der Präsentation der aktuellen Prada Frühjahr-/ Sommer-Womenswear-Kollektion, Ende September in Mailand, feierten ausdrucksstarke Nylon-Accessoires Premiere, die in Zusammenarbeit und Dialog mit den Architektinnen Cini Boeri, Elizabeth Diller und Kazuyo Sejima entstanden sind.
Der Blick auf Frauenrollen und deren Wandel im Zuge gesellschaftlicher Veränderungen ist ein wichtiger Bestandteil im kreativen Schaffen der Designerin Miuccia Prada. Dabei geht es ihr insbesondere darum, die Frau mittels Kleidung in ihrer Position zu stärken, ohne sie ihrer Weiblichkeit zu berauben. Im Gegenteil: Es sind starke, selbstbestimmte und sexy Frauen, Amazonen unserer Zeit, die die Designerin vorführt. In fast all ihren Kollektionen steht nicht ausschließlich die reine Ästhetik im Vordergrund, sondern auch die Funktionalität eines Kleidungsstücks oder Accessoires – seine Anwendbarkeit im Alltag, die gleichzeitig Haltung illustriert. Ihren Antrieb, die Gegebenheiten und Strukturen immer wieder zu hinterfragen und zu modifizieren, Wissen zu teilen und weiterzuentwickeln, bringt Miuccia Prada auch durch ihre Vorliebe für interdisziplinäres Arbeiten zum Ausdruck. Eines ihrer liebsten Materialien ist Nylon, das inzwischen Kultstatus im Prada-Universum erlangt hat und zuletzt zum Key-Element einer neuen Kollaboration avancierte. Unter dem Titel "Prada invites" lud die Designerin drei anerkannte, weibliche Architektinnen, Cini Boeri, Elizabeth Diller und Kazuyo Sejima ein, ihren persönlichen Beitrag zur Prada Frühjahr-/ Sommerkollektion 2019 auf der Basis von Nylon zu leisten und dabei persönliche Erfahrungen einfließen zu lassen.
Die schwere Kuriertasche der 94-jährigen Architektin und Designerin Cini Boeri vereint Tragekomfort und Stauraum auf Basis von abnehmbaren Modulen mit einer elegant-zeitlosen Silhouette und der Reduktion von Details. Präzisester Minimalismus, Form und Optik folgen ganz klassisch der Funktion. Ihre Verortung im Industriedesign, im Zuge derer sie stets vor allem die Nutzbarkeit der Dinge miteinbezieht, wird anhand ihres Entwurfs überdeutlich.
Der Entwurf Kazuyo Sejimas von SANAA lässt sich vom Nackenkissen "yooo bag" mittels zwei gepolsterter Henkel in hellblau und rosa in die Schultertasche "daln bag" verwandeln, die an ein ausklappbares Reise-Necessaire erinnert. Ergänzt um kleine Pochettes in Bonbonfarben, die sich flexibel an dem Hybrid befestigen lassen, hinterfragt dieses Stück den Aspekt von Multifunktionalität im Einklang mit Ästhetik. Damit ist Sejimas Kreation sehr nah dran an der Vision der Frau, die Miuccia Prada für den kommenden Sommer skizziert.
Die tougheste und gleichzeitig zeitgenössischste Version eines Accessoires aus Nylon liefert die Elizabeth Diller vom Architekturbüro Diller Scofidio + Renfro, die für ihr multidisziplinäres Arbeiten bekannt ist: Eine Clutch in Utility-Anmutung, umfunktionierbar zum Regenmantel – durchweg maskulin interpretiert mit Klappentaschen, Schnallen und Zippern. In Kombination mit Pradas transparenten Kniestrümpfen, einem überspitzten Symbol weiblicher Verführungskunst, kommen die Kraft und Energie von Dillers Objekt perfekt zur Geltung.