Hotel
Alles inklusive
Das klassische Grandhotel hat sich seit jeher als ein Teil der Metropole begriffen, in der es steht. Es schafft einen Treffpunkt für Gäste und Einwohner und lebt immer auch davon, dass es Teil des gesellschaftlichen Lebens "seiner" Stadt ist. Für Urlaubsresorts, zumal außerhalb von Europa, gilt bislang eher das Gegenteil. Sie schotten sich von Ihrer Umgebung ab und lassen das Fremde nur sehr dosiert ein. Angebote an die lokale Bevölkerung beschränken sich zumeist auf Arbeitsplätze. Als der indonesische Entrepreneur Ronald Akili 2010 den Potato Haed Beach Club in Seminyak auf Bali gründete, wollte er Einheimische wie Touristen gleichermaßen ansprechen. Es schuf einen internationalen Szenetreffpunkt, der Restaurant, Lounge, Music Club, Bar und Schwimmbad ist. Die Außenfassade des halbrunden Beach House besteht aus unzähligen historischen Fensterläden, die aus ganz Indonesien zusammengetragen wurden. Ein Programm mit internationalen DJs, Musikfestivals und Events, bei denen vor allem das Thema Nachhaltigkeit im Mittelpunkt steht, sorgt für Unterhaltung. Mit dieser Mischung brachte Akili ein Lebensgefühl nach Bali, das man bislang eher aus den westlichen Großstädten und Urlaubsdestinationen wie Ibiza kannte.
2015 eröffnete er direkt neben dem Beach Club das Katamama, sein erstes Hotel, für das er wieder indonesische und internationale Einflüsse zu einer spannenden Mischung kombinierte. Das Haus mit insgesamt 58 Suiten entwarf der indonesische Architekt Andra Martin als Symbiose aus modernen Formen und traditionellen Materialien wie balinesischem Ziegel, handgeformten javanischen Fliesen und Teakholz. Auch bei dem jüngsten und ehrgeizigsten Projekt, den Potato Head Studios, hat Martin mitgewirkt, bekam dabei aber Unterstützung von OMA-Partner David Gianotten und seinem Team.
OMA und Martin haben einen Hotelbau konzipiert, der viele Qualitäten des klassischen Grandhotels auf die speziellen örtlichen Gegebenheiten überträgt. Das Zentrum des Komplexes bildet eine große Freifläche, über der sich die Bauten auf Pfeilern aufgeständert erheben. Die vier Flügel des Hotels bilden ein Carré, so dass die Freifläche gleichzeitig Innenhof und Verbindung zwischen Hofraum und Strand ist. Diese Fläche soll zum Schauplatz der unterschiedlichsten Aktivitäten werden – vom täglichen Yogakurs bis hin zum Kulturfestival. Ihr Gegenstück bildet der große Dachgarten, der die gesamte Dachfläche des Baus einnimmt. Hier findet sich ein Skulpturenpark, der ebenso wie die Freifläche zu ebener Erde öffentlich zugänglich ist. Zwischen Parterre und Dach haben die Architekten einen Aufgang angelegt, der sich durch den Komplex windet und der die Restaurants, Pools und Spas des Potato Head Studios erschließt. Im zweiten Geschoss gibt es zudem einen privaten Garten für die Gäste des Hotels.
Mit ihrer Architektur beziehen sich die Architekten in verschiedener Hinsicht auf die lokale Baukultur. So verweist der Grundriss der Anlage auf die traditionellen indonesischen und balinesischen Hofhäuser. Das durchbrochene geometrische Ornament der Fassaden zum Innenhof, durch die das Licht in die dahinterliegenden Flure zu den Gästezimmern fällt, greift die Gestalt des balinesischen Tika-Kalenders auf. Dieser Kalender, dessen Jahr 210 Tage hat, bestimmt bis heute die Zeitrechnung auf Bali. In den 168 Gästezimmern wird der Raumeindruck vom rotgefärbten Beton der Wände, dem Terrazzo als Bodenbelag und dem minimalistisch gestalteten Mobiliar aus Teak dominiert. Akzente setzen Einzelmöbel, die die britischen Avantgardedesigner Max Lamb und Faye Toogood entworfen haben und die von örtlichen Kunsthandwerkern sowohl aus traditionellen Materialien als auch recyceltem Kunststoff gefertigt wurden.
Mit dem Elektropionier DJ Harvey war übrigens ein weiterer britischer Künstler an dem Projekt beteiligt. Nach seinen Vorstellungen wurde die Klymax Discotheque im Untergeschoss eingerichtet. Weiterhin finden sich in den Potato Head Studios ein Ausstellungsbereich sowie Räume für das Wild Life Archive. Bei diesem handelt es sich keineswegs um eine naturkundliche Sammlung, sondern um eine bedeutende Kollektion von Objekten zur neueren Geschichte der Tanzmusik. Ein Amphitheater, das zwischen Neubau und Strand entstanden ist, wird zukünftig als Veranstaltungsort für zeitgenössische Performancekunst ebenso dienen, wie für Aufführungen traditioneller balinesischer Tanz- und Gesangsdarbietungen.
Mit diesem breiten Angebot, dass sich an Einheimische und Gäste gleichermaßen richtet, soll das Potato Head Studio zur Begegnungsstätte unterschiedlichster Nutzergruppen und zu einem Ort des Austausches zwischen den Kulturen werden – eine Rolle, die einst die Grandhotels in den Metropolen der Welt übernommen haben.
Kontakt Hotel
Jalan Petitenget No. 51B, Seminyak
Kuta Utara – Kabupaten Badung
Bali – 80361, Indonesia
Telefon: +62 36 13 02 9 999