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Beschwipstes Colorblocking

Vom ehemaligen Frühstücksraum eines Regensburger Altstadthotels zum Wine Concept Store “Tipsy”: Sternekoch Anton Schmaus, das Pure Interieur Team und Popstahl im Farbenrausch.

von Linda Pezzei | 06.04.2023

Es ist vielleicht nicht das erste Projekt, das der deutsche Gastronom Anton Schmaus gemeinsam mit dem Architektenteam der Pure Gruppe realisiert hat, mit Sicherheit aber das bunteste. Gleich neben dem "Sticky Fingers" – einem weiteren Erfolgslokal aus dem Schmaus-Portfolio – treffen sich seit Neuestem GenießerInnen mit einem Faible für deutschen Wein im Herzen der Regensburger Altstadt "wie bei Freunden in der Küche". Kein Wunder, dass die schwefelgelbe Küchenzeile von Popstahl den prominentesten Part des Raumes einnehmen durfte.

Neben der Funktionalität punktet "Tipsy" allen voran mit einem äußerst stimmigen und ansprechenden Corporate Design: Die raumbildenden Elemente wie bunt lackierte Weinregale aus Baustahlgittern und ein überdimensionaler und multifunktionaler Tresen in Lachsrosa ergänzte das Kreativteam der Regensburger Agentur klein,laut um eine Fenstersitzbank in Ultramarinblau, eine Sitzecke in Koralle sowie eine in Türkis und Gelb getauchte Wandsitzbank. Auch Wände und Decken gliedern sich nahtlos in das zarte Meer aus Farben ein. Zwei avantgardistische Kronleuchter runden das Spektakel gelungen ab und rücken die Szenerie ins rechte Licht. Während es für die HandwerkerInnen aufgrund der anspruchsvollen Denkmal- und Altbausituation gar nicht so leicht war, alle Einbaumöbel exakt in den Raum einzupassen, wurde die lose Möblierung leicht und unbeschwert im Raum verteilt.

Entstanden ist ein durchkomponiertes und dennoch erfrischend leichtes Interieur: "punchy, edgy, smart und easy", um es mit den Worten der ArchitektInnen zu sagen. "Tipsy" darf dabei laut Betreiber Anton Schmaus durchaus auch als Wegbereiter einer jungen und hippen Szene verstanden werden: "Die ganze Haltung ist lässig und locker, ohne abgehobene Attitüde. Wir zeigen, dass man Wein nicht nur in muffigen Gewölbekellern präsentieren kann, sondern auch in einem urbanen Ambiente." Dass der für seine knalligen Töne bekannte Küchenhersteller Popstahl perfekt zu diesem mutigen Farbkonzept passt, liegt auch an dessen minimalistischer Geradlinigkeit. "Das Architekturbüro Pure Gruppe entdeckte Popstahl in Berchtesgaden und machte mich mit Anton Schmaus bekannt. Uns verbindet die Leidenschaft für deutschen Wein und – wie man am "Tipsy" sieht – der Mut zu kräftigen Farben“, erzählt der Gründer und Geschäftsführer von Popstahl Ralf Weißheimer. Wer Wein und Farben genießen will, ist im "Tipsy" jedenfalls bestens aufgehoben.

5 Fragen an Ralf Weißheimer, Gründer und Geschäftsführer von Popstahl

Linda Pezzei: Farben spielen in Ihrem Produktportfolio eine große Rolle – für ArchitektInnen erstmal eine Herausforderung oder eher beflügelnde Inspirationsquelle?

Ralf Weißheimer: Es ist beides. Farbe kann im Entwurfsprozess helfen – kann Leitfaden sein, aber auch im Weg stehen. Farbe ist für mich Leben, Schwarz und Weiß hingegen verschenkte Möglichkeiten. Grau hingegen ist bunt.

Wer sind Ihre KundInnen?

Ralf Weißheimer: Unsere KundInnen sind so individuell und vielfältig wie der RAL-Farbfächer. Viele haben kreative Berufe, aber eben nicht nur. Alle eint die Suche nach etwas Besonderem. Popstahl ist – hoffe ich – mehr als Lifestyle, es ist haltbares Design. Die Langlebigkeit des Produkts schützt es vor Trends. Es soll und wird nach Jahren immer noch bestehen. Idealerweise ist es zeitlos.

Sie nennen Otl Aicher als Inspiration – welche Aspekte haben Popstahl in Bezug auf die Funktion vielleicht besonders geprägt?

Ralf Weißheimer: Seine Vorstellung von der Werkstatt, einem Ort an dem durch analoge Handarbeit Speisen entstehen. Auch die Bücher die "Küche zum Kochen" wie "Analog und Digital" haben meine Sicht auf die Küche und die Dinge beeinflusst.

Was macht den Wine Concept Store "Tipsy" von Anton Schmaus in Regensburg so besonders und warum waren Sie gerne Teil des Projekts?

Ralf Weißheimer: Farbe trifft Wein – das muss lustig werden, dachte ich mir. Und so kam es. Der Raumentwurf der KollegInnen der Pure Gruppe lässt einen in eine andere Welt eintauchen. Die Farbigkeit ist ein Feuerwerk für die Augen. Und Anton Schmaus und sein Team bereiten den Gästen dann noch Gaumenfreuden. Die Zusammenarbeit mit Anton war und ist sehr angenehm und professionell.

Für wen möchten Sie in Zukunft unbedingt noch eine Küche bauen?

Ralf Weißheimer: Für Nils Holger Moormann, privat. Nach einem ersten Treffen und Skizzen haben wir uns pandemiebedingt aus den Augen verloren. Und eine Küche für das Carl-von-Stahl-Haus, eine schön gelegene Alpenvereinshütte auf 1.736 Metern Höhe auf österreichischer Seite in den Berchtesgadener Alpen.