FEATURED
Die Anmut des Stahls

Anna Moldenhauer: Wie kam die Zusammenarbeit mit Plank zustande?

Björn Dahlström: 1994 hatte ich die Chance auf dem Salone del Mobile in Mailand auszustellen. Zu diesem Zeitpunkt gab es den SaloneSatellite noch nicht, aber meine Arbeit war schon so weit fortgeschritten, dass es akzeptiert wurde, dass ich als Designer Seite an Seite mit den Möbelunternehmen auf der Messe ausstelle. Dabei traf ich Biagio Cisotti, der als Art Direktor unter anderem für Plank arbeitet. Wir tauschten uns aus, und ein paar Jahre später, 1999, realisierten wir das erste Projekt – einen Drehstuhl für das Home Office, damals war das eher futuristisch. Diese Anfänge liegen nun gut 25 Jahre zurück und seitdem fühle ich mich dem Unternehmen Plank, wie den Menschen, die dort arbeiten, sehr verbunden.

Das Design der Kollektion "Velit" ist geradlinig, dennoch wirkt es dank der dynamischen Kurven nicht streng. Was war dir wichtig über die Gestaltung zu vermitteln?

Björn Dahlström: "Velit" ist nicht mein erstes Möbel aus Stahl, aber die Kollektion ist für mich etwas Besonderes. Bevor ich mich mit Industriedesign beschäftigt habe, war ich Grafikdesigner – es ist mir daher wichtig, dass meine Gestaltung eine kommunikative Ebene hat. Die feinen Linien der pulverbeschichteten Stahldrähte für die "Velit"-Stühle gleichen dank der sanften Biegung einer Federzeichnung und bieten eine gewisse Anmut, sie wirken sowohl zwei- wie dreidimensional. Parallel zählte es, mit diesen eleganten, strengen Linien einen bequemen Komfort zu erreichen, der auch ohne Sitzkissen gegeben ist.

Was hat dich bei der technischen Entwicklung von "Velit" gereizt?

Björn Dahlström: Jede Phase der Entwicklungsarbeit hat ihre eigenen Herausforderungen – das betrifft auch das Schweißen der Drähte. Kein Draht gleicht dem anderen und zu viel Hitze würde die Biegung zu stark beeinflussen. Die richtige Technik zu finden, um einen gleichmäßigen Verlauf zu erzielen ist sehr knifflig. Plank ist für diese Herausforderung das perfekte Partnerunternehmen, denn sie arbeiten hochpräzise und haben clevere Ideen um auch anspruchsvolle Prozesse realisieren zu können. Um die Form der Drähte während des Schweißens halten zu können, hat das Team beispielsweise einen Kühlprozess in Intervallen entwickelt.

Deine Frau Anna von Schewen ist ebenfalls Gestalterin – ist ein Detail von "Velit" durch die gemeinsame Diskussion entstanden?

Björn Dahlström: Meine Frau und ich unterhalten uns ständig über Design und kommentieren die Arbeit des anderen, was sowohl hilfreich wie nervig ist. (lacht) Es ist wirklich schön, jemanden an seiner Seite zu wissen, der einem nahe steht und bei dem eine offene, ehrliche Kommunikation über die Arbeit möglich ist. Sie arbeitet als Innenarchitektin, ich als Industriedesigner und die unterschiedlichen Sichtweisen aus unseren Fachgebieten sind für uns beide wertvoll.

Dir ist die Interaktion von Raum, Möbel und Mensch wichtig – welche Wirkung wolltest du mit der Kollektion "Velit" erzielen?

Björn Dahlström: "Velit" sollte in jedem Kontext funktionieren, sowohl in privaten Wohnobjekten wie in der Hotellerie oder im Gastgewerbe. Der Komfort der Struktur sollte so hoch sein, dass man sich auch auf den Stuhl setzen mag, wenn kein Kissen vorhanden ist. Alle Stühle der "Velit"-Kollektion sind über den Winkel der Rückenlehne auf entspanntes Sitzen ausgerichtet. Zudem sollte die Gestaltung nicht zu aufdringlich sein, quasi in sich geschlossen, so dass auch viele Modelle der Kollektion an einem Ort stehen können und das Gesamtbild harmonisch wirkt. Durch die feinen Linien hat das Design transparente Anteile, wirkt luftig und lässt sich so ideal in die bestehende Szenerie einfügen.

Warum hast du dich für die sechs Farben entschieden (Ozeanblau, Moosgrün, Olivgrün, Betongrau, Weiß und Schwarz)?

Björn Dahlström: Die Farben unterscheiden sich nicht wesentlich von der bestehenden Palette von Plank, da ging es eher um die Feinabstimmung, die Nuancen.

Perfekt abgestimmt sind auch die Bezüge der Kissen zu der jeweiligen Lackierung der Stahlstruktur.

Björn Dahlström: Die Farben der Textilien hat hauptsächlich das Team von Plank ausgesucht. Ich war so zufrieden mit ihrer Wahl, dass wir anschließend nicht lange darüber diskutiert haben. Die Bezüge der Sitzkissen sind zudem aus wasserabweisendem Stoff gefertigt – die Textilien sind UV-lichtbeständig, schimmel- und schmutzabweisend. Daher eignet sich "Velit" sowohl für den Innen- wie Außenbereich.

Plank ist anders als viele Unternehmen – der Auftritt wie die Gestaltung sind zurückhaltend und stets von hoher Qualität. Was würdest du gerne noch für Plank entwerfen?

Björn Dahlström: Ich würde gerne die "Velit"-Kollektion weiterdenken, beispielsweise mit Blick auf einen Hocker oder zusätzliche Tischmodelle. Auch ein Projekt mit einem Material wie Holz fände ich in Zukunft spannend. Ich weiß zu schätzen, dass sie sehr bedacht agieren. Im Ergebnis ist ihr Sortiment zeitlos, das ist fantastisch. Diese umsichtige, nachhaltige Art des Produzierens mit vielen klugen Ideen und Leidenschaft für die perfekte Ausführung zeigt beispielhaft, wie ein Unternehmen heute arbeiten sollte. Das ist der Weg, den wir gehen müssen.