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Modernes Kirchengewölbe
Sakralbauten sind eine besondere Aufgabe für ArchitektInnen. Das gilt um so mehr, wenn es sich dabei um das Arbeiten mit historischem Bestand handelt. Ein gutes Beispiel ist die Drayton Green Church im Westen von London, die von Piercy&Company für die International Presbyterian Church in Ealing entworfen wurde. Dafür erweiterten die ArchitektInnen die bereits unter Denkmalschutz stehende Kapelle Drayton Green Chapel aus dem Jahr 1913. Die kleine Kapelle, die bislang 80 Menschen Platz bot, weist nun 250 Plätze auf und kann zusätzlich als Veranstaltungsraum für die Gemeinde genutzt werden. Piercy&Company verzahnten das neue Gebäude gekonnt mit dem Bestand und entschieden sich für sorgfältig ausgewählte Ziegelsteine von Petersen Tegl.
Die ArchitektInnen verfolgten ein Konzept der behutsamen Eingliederung wie Stuart Piercy, Gründer und Geschäftsführer von Piercy&Company, erklärt: "Die alte Kapelle war schon immer mit einem größeren Gebäude verbunden und noch nie von der Straße aus zu sehen. Daher erschien es uns ganz natürlich, die Kapelle wieder in ein größeres Gebäude zu integrieren, in dem sie erneut genutzt werden und zu ihrem Recht kommen konnte." Dafür wurden sämtliche Fassaden der Erweiterung vom Sockel bis zur Traufe mit Ziegelsteinen verkleidet, wobei die ArchitektInnen mit den feinen Nuancen des Materials arbeiteten und besonders darauf achteten, dass die Farbigkeit und Haptik der Steine mit dem Ziegelmauerwerk der alten Kapelle harmonierten. Ausgewählt wurde der Ziegelstein "D46" von Petersen Tegl in einem sanften rotbraunen Zwischenton, der im Innen- und Außenbereich als durchgängiges Fassadenmaterial verbaut ist. "Wir wollten die alte schlichte Backsteinkapelle in einem identischen zurückhaltenden Stil erweitern. Durch den konsequenten Einsatz von Ziegelsteinen konnten wir das Neue mit dem Alten verbinden. Gleichzeitig haben wir das neue Gebäude auch hervorgehoben, sodass es robust und markant wirkt", sagt Stuart Piercy über das Materialkonzept.
Trotz des Respekts vor dem Bestand entschieden sich Piercy&Company für eine expressive Formensprache, die sich besonders am Eingangsbereich des Erweiterungsbaus zeigt. Dort ordneten sie eine kristalline Form an, die sich einerseits deutlich vom Bestand abhebt, sich anderseits aufgrund des Ziegelsteins aber auch mit ihm verbindet. Das Spiel aus moderner Intervention und behutsamem Einfügen zieht sich durch den ganzen Erweiterungsbau, der die alte Kapelle mit seiner gefalteten Dachlandschaft umschließt und im Zusammenspiel mit dem Bestand zu einer neuen Kirche wird. Die Geometrie bildet sich auch in den Innenräumen ab, wo schwere Ziegelsteinwände die Basis für eine gefaltete Decke bilden, die als modernes Kirchengewölbe den Raum überspannt. "Wir wollten auf eine zurückhaltende und moderne Weise einen gewölbten großen Raum schaffen. Das konnten wir dank einer reduzierten Konstruktion und dem raumgebenden Charakter mit einem gefalteten Dach erreichen", sagt Stuart Piercy dazu.
Die gefaltete Dachlandschaft des Erweiterungsbaus nimmt dabei auch Bezug auf die angrenzenden viktorianischen Reihenhäuser mit ihren Satteldächern, Erkern und Ziegelsteinfassaden, wie Stuart Piercy erklärt: "Wir haben das Dach plissiert und gefaltet, um die Dachlandschaft der umliegenden Wohnbebauung aufzugreifen und so die massive Wirkung des Gebäudes auf die Straße zu minimieren. Aber das gefaltete Dach hat auch eine symbolische Bedeutung. Es öffnet sich zum an der Straße liegenden vorderen Gebäudeteil und bildet so einen abstrakten Kirchenturm mit Eingangsbereich aus, der die sakrale Funktion des Gebäudes zum Ausdruck bringt." (ar)