STYLEPARK PEDRALI
Anmutige Gegensätze
Modernes Interiordesign für eine historische Architektur wie dem Kolonialstil auszuwählen, ist eine große Herausforderung: Gilt es doch ein Konzept für ein harmonisches Zusammenspiel zu entwickeln, das sowohl die Geschichte des Ortes aufgreift und ihr gleichzeitig eine neue Note hinzufügt. Patrick Jouin and Sanjit Manku haben sich dieser Aufgabe für das Luxushotel "Raffles" in Singapur angenommen. Dieses wurde 1887 gegründet und nach Sir Thomas Stamford Raffles benannt – der britische Staatsmann war zu dieser Zeit maßgeblich an der Gründung des modernen Staates Singapur beteiligt, damals noch als Kronkolonie. Die bewegte Geschichte der heute unabhängigen Republik und die kulinarischen Schätze des Insel- und Stadtstaates füllen die lebendige Atmosphäre des Raffles Hotels. Platz nehmen dürfen die Gäste im Bar & Billard Room, der auch die Osteria BBR von Küchenchef Alain Ducasse beheimatet, auf Möbeln von Pedrali. Ausgewählt hat das Studio Jouin Manku die Barhocker und Sessel "Ester", die Patrick Jouin selbst entworfen hat: Dank gepolsterter Polyurethanschaumschale, elastischen Gurten und Beinen aus druckgegossenem Aluminium bieten diese die perfekte Kombination aus Komfort und Eleganz. Die monolithische Form ohne Aussparungen lässt den Sessel wie aus einem Guss wirken, die abgerundete Rückenlehne schafft dazu sanfte Übergänge. Auf der Terrasse wird es hingegen luftig: CMP Design haben für Pedrali die Sitzmöbel-Kollektion "Panarea" mit einem handgefertigten Geflecht eine angenehme Leichtigkeit verliehen. Die breite Rückenlehne und das bequeme Sitzkissen aus Dry-feel-Polyurethanschaum ist zudem ein Garant für lange Abende in geselliger Runde.
Interview mit Studio Jouin Manku:
Anna Moldenhauer: Die Osteria BBR des Raffles Hotel vereint Strömungen, die bereits einzeln betrachtet sehr stark sind – kulinarische Highlights aus Singapur und von der italienischen Riviera, moderne wie traditionelle Einflüsse im Interiordesign und eine historische Architektur mit tiefen Wurzeln. Wie ist es euch gelungen, diese Kräfte zu einem stimmigen Gesamtbild zu vereinen?
Studio Jouin Manku: Bei unserem Projekt haben wir die Küche ins Zentrum eines ikonischen Raums gestellt, den ehemaligen Pool Room. Dabei handelt es sich um einen kleinen Pavillon auf dem Gelände des Hotels, der aber nicht wirklich mit dem Hauptgebäude verbunden ist. Er ist von allen Seiten einsehbar, von der Straße und vom Garten aus. Anstatt die Küche zu verstecken, haben wir mit den Bedingungen der historischen Renovierung und dem Raum gespielt. Um dieses riesige Volumen zu füllen und gleichzeitig Abzugshauben unterbringen zu können, haben wir eine Skulptur geschaffen, einen Mittelmeerfisch, der über dem Raum schwebt. Um die Kücheninsel herum findet alles andere statt – sie bringt das Leben hinein.
Welchen ersten Eindruck möchtet ihr den Gästen mit eurem Entwurf vermitteln, wenn sie die Osteria BBR betreten?
Studio Jouin Manku: Vermitteln möchten wir die Idee von Energie – dass es ein sehr geselliger Ort ist, die Idee von frischem Essen, das vor den Augen der Gäste zubereitet wird, von einer Küche, die die Gastronomie des Mittelmeers mischt und wo wir alle zusammen in einem Raum sind, um zu kochen und zu genießen. Ein Ort voller Energie, lebendig, farbenfroh, lässig und gleichzeitig anspruchsvoll.
Warum habt ihr den Stuhl "Ester", den du Patrick, für Pedrali entworfen hast, für die Einrichtung ausgewählt?
Studio Jouin Manku: Für dieses sehr wichtige Projekt, an diesem mythischen Ort und für Alain Ducasse, einen der größten Köche der Welt, möchten wir einen hohen Komfort gewährleisten. In diesem Sinne ist "Ester" von Pedrali eine perfekte Wahl. Wir arbeiten seit vielen Jahren mit Alain Ducasse zusammen und dieser Stuhl hat eine sehr starke Symbolik: er beinhaltet eine gemeinsame Geschichte zwischen Alain Ducasse, Pedrali und uns. Wir lassen wir uns bei der Auswahl der Möbel von dem Wunsch leiten, Freude visuell zu vermitteln.
Was war für euch bei der Farbgestaltung wichtig?
Studio Jouin Manku: Der Raum erlaubt uns keine Veränderung des Bodens oder der Decke, daher haben wir beschlossen mit dem Interieur zu spielen. Das monumentale Objekt der Fischskulptur bringt Blau- und Silbertöne ein, zu denen wir warme Farben mischen wollten – wie Safran, Senf oder Blutorange. Wir haben bei diesem Projekt unterschiedliche Materialien und Stoffe verwendet, um etwas zu schaffen, das vibriert.
In der Vorbereitung auf dieses Interview habe ich erfahren, dass es euch wichtig ist, dass sich die Gäste entspannen, wenn sie eure Projekte besuchen – sozusagen die Schultern fallen lassen. Wie habt ihr das in der Osteria BBR erreicht?
Studio Jouin Manku: Wenn wir ein Projekt entwerfen, ist es für uns das Wichtigste, keinen statischen Raum zu schaffen, sondern Emotionen in den Menschen zu wecken. Angrenzend an einen üppigen Garten wollten wir in diesem sehr kolonialen Raum eine Verwunderung hervorrufen, wenn man ihn betritt. Ausgehend von der spektakulären Skulptur, die an der Decke glitzert, soll das soziale Leben in diesem entdeckt werden – das Kulinarische, das soziale Leben, das Teilen. In der Mitte haben wir also das Theater und drumherum den Komfort. Von dort gelangt man allmählich in den hinteren Teil des Raumes und entdeckt eine lauschige Bar.
Sanjit, du bist Kanadier, Patrick ist aus Frankreich – gemeinsam arbeitet ihr an internationalen Projekten. Wie würdet ihr euren Stil beschreiben?
Studio Jouin Manku: Das ist eine schwierige Frage. Wir suchen nach dem Wunderbaren, nach einem Wunder für denjenigen, der die von uns gestalteten Räume betritt. Es gibt immer eine Beziehung zum menschlichen Körper und zum menschlichen Geist. Wir versuchen, den Raum und die Menschen harmonisch miteinander zu verbinden. Und da jeder Raum anders ist, entsteht jedes Mal etwas Neues.