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Project by Calvi Brambilla, Styling by Studio Salaris

STYLEPARK PEDRALI
Grundlagen schaffen

Für Pedrali hat Patrick Norguet das modulare Anbau-Sofasystem "Jeff" entworfen, das sich über Verbindungshaken flexibel konfigurieren lässt. Dabei kombiniert der französische Designer sanfte Kurven mit einem rechteckigen Körper und bietet zudem viele Möglichkeiten den Entwurf zu individualisieren. Das Konzept erklärt er uns im Interview.
28.06.2022

Anna Moldenhauer: Patrick, mit den Stühlen "Vic" und "Fox" hast du für Pedrali zwei Entwürfe geschaffen, die elegant und raffiniert sind. Warum hast du dich entschlossen, als nächstes Projekt ein Sofa zu realisieren?

Patrick Norguet: Jedes Projekt steht in einem Kontext. Meine Aufgabe ist es, das Unternehmen zu verstehen und gemeinsam eine Grundlage zu schaffen, mit der wir arbeiten können. Ich bin sehr glücklich über die Zusammenarbeit mit Pedrali, denn ihre Wurzeln liegen in der Industrie – das ist von großer Bedeutung für das Verständnis der Prozesse. Design ist Teamarbeit. Wir wollten ein Design schaffen, das flexibel in jede Umgebung integriert werden kann. Die Grenzen zwischen dem Contract-Markt und den Entwürfen, die für Residental- oder Hospitalityflächen entwickelt werden, sind immer fließender. "Jeff" ist sehr praktisch und modular aufgebaut: Die Rückenkissen sind in zwei Formen und Größen erhältlich, es gibt Verbindungshaken zum Lösen und Befestigen der Elemente und der Bezug ist austauschbar. Das heißt, das Sofa ist maximal flexibel. Dazu haben wir bei der Gestaltung auch die Logistik mitgedacht, so dass beim Transport möglichst wenig Ressourcen verbraucht werden.

Die voluminöse Form von "Jeff" ist ungewöhnlich für Pedrali. Gab es ein Briefing oder hattest du für die Gestaltung freie Hand?

Patrick Norguet: Es gab kein Briefing, das ich erfüllen sollte, aber wir haben viel miteinander diskutiert, bevor ich angefangen habe den ersten Entwurf zu zeichnen. Dieser Austausch mit dem Unternehmen ist für meine kreative Arbeit sehr wichtig. Die Idee war eine kompakte, flexible Sitzlandschaft zu bieten, die in jede Umgebung integriert werden kann. Meine Aufgabe als Designer ist es, viel Zeit mit dem Unternehmen zu verbringen und die Bedürfnisse und Wünsche zu analysieren, um dann die richtige Lösung zu finden.

Patrick Norguet im Gespräch mit Anna Moldenhauer, Stylepark, bei Pedrali auf dem Salone del Mobile

Du hast in Paris Industriedesign studiert und lebst auch dort – wie beeinflusst dich das französische Design?

Patrick Norguet: Das ist schwierig zu sagen, denn ich arbeite sehr international. Mein Fokus liegt daher nicht auf Frankreich. Zudem ist es mittlerweile schwer, den französischen Stil zu definieren.

Das Zeichnen ist für dich ein wichtiger Prozess in deiner kreativen Arbeit. Wie kann ich mir deine Skizzen für "Jeff" vorstellen? Hast du sie frei gezeichnet oder arbeitest du lieber mit Zeichenwerkzeugen?

Patrick Norguet: Meine Hände sind meine Werkzeuge und dienen im Grunde nur dazu eine Kopie von dem Bild anzufertigen, das ich in meinem Kopf habe. Ich beginne erst zu zeichnen, wenn ich eine Vision von dem habe, was ich entwerfen möchte. Die Zeichnung hilft zum einen die richtigen Proportionen zu finden, zum anderen bei der Vermittlung nach außen. Wenn man eine Idee nicht veranschaulichen kann, wirft sie schnell zu viele Fragezeichen auf.

Viele deiner Entwürfe sind grafisch und bilden einen Kontrast zwischen weichen und geraden Linien, wie man an der Rückenlehne und den Armlehnen von "Jeff" sehen kann, die mit einem organischen Volumen kontrastieren. Warum ist der Kontrast für dich so wichtig?

Patrick Norguet: Weil das Leben aus Kontrasten besteht, ohne Kontraste wird es schnell langweilig. Kontrast ist Emotion. Und der Kontrast ist auch ein Zeichen von Charakter. Im Design sollte er meiner Meinung nach nicht zu stark sein – die Gegensätze sollte ausgewogen sein wie die Gewürze in einem guten Gericht.

Pedrali ist ein Unternehmen, das schon sehr früh auf Nachhaltigkeit gesetzt hat. Inwieweit hast du bei der Gestaltung von "Jeff" an diesen Aspekt gedacht?

Patrick Norguet: Die Nachhaltigkeit haben wir bereits beim Entwurf mitgedacht, denn das Sofa lässt sich komplett in seine Einzelteile zerlegen und recyceln. Eine Plattform aus Multiplex, geschäumtes Polyurethan, drei Zentimeter hohe Füße, ein abnehmbarer Stoffbezug. Das war‘s.

Welche weiteren Möbel oder Accessoire würdest du gerne für Pedrali realisieren?

Patrick Norguet: Das kann ich aktuell noch nicht sagen. Ich genieße einfach die gute Balance zwischen Pedrali und mir und lasse auf mich zukommen, was noch kommen könnte.

"Jeff" by Patrick Norguet