Steile Hütte
Auf 1636 Metern liegt der Kreuzbergpass, der das Südtiroler Sextental mit der Tallandschaft Cadore verbindet. Bereits die Römer bauten hier eine erste befestigte Handelsstraße. Um den Alpenpass als beliebtes Ausflugsziel und Ausgangspunkt für Wanderungen besser zu strukturieren, beauftragte die Gemeinde Sexten die Büros Pedevilla Architekten und Willeit Architektur mit der Planung eines Servicegebäudes. Es markiert das östlichste Eingangstor der zum UNESCO-Welterbe gehörende Dolomiten-Region. Wanderer bekommen hier Informationen über die Natur, das Wegenetz und die Almhütten der Umgebung.
Mit seinem spitzen Satteldach ist das quer zur Straße stehende Gebäude ein weithin sichtbarer Orientierungspunkt. Die Form erinnert an einen Berggipfel und fügt sich in das alpine Panorama ein. Das niedrige Vordach macht es als Servicegebäude erkennbar und unterstreicht seine schützende Funktion gegen Regen und Schnee. Zugänglich ist es über zwei Passagen, von denen jeweils ein Ausstellungsraum und der Infokiosk sowie die Toiletten und Serviceräume abgehen.
Lokale Materialien und wertige Details
Mit ihrer Materialauswahl stellen Pedevilla Architekten und Willeit Architektur ästhetische Erwartungen auf den Kopf: Das aus weißem Sichtbeton von lokalem Dolomitgestein gegossene, steile Satteldach wirkt zugleich stabil und massiv. Es trifft an den Seitenwänden auf handgehacktes Lärchenholz, das an Fachwerkhäuser aus der Region erinnert. "Die größte Herausforderung bestand für uns darin, mit geringen Baukosten ein hochwertiges Landmark umzusetzen", erläutert Armin Pedevilla. "Die Details mussten einfach sein, aber trotzdem wertig."
Zu diesen Details gehören Elemente aus bernsteinfarbenem, massivem Glas, die sich sowohl auf den Betonflächen als auch auf dem Holz wiederfinden. Sie erinnern farblich und von ihrer Beschaffenheit her an das Baumharz der Lärchen, aus deren Holz auch der Innenausbau durchgeführt wurde, und stellen die ästhetische Verbindung zur Außenhülle her. Sie muss extremen Temperaturen trotzen, denn auf dem Kreuzbergpass herrscht ein raues Klima mit großen Schneemengen bis über zwei Metern. Im Sommer sind es oft über 30 Grad, im Winter -20 Grad. Die schwierige Witterung ließ schon den Bau zu einer Herausforderung werden: "Es war eine kalte und regnerische Bauzeit", erinnert sich Armin Pedevilla. "Nicht zu unterschätzen sind auch die Wetterumschwünge, auf die man teils sehr schnell reagieren muss." Nur knapp glückte die Fertigstellung vor dem ersten Schnee. Umso beeindruckender ist das Ergebnis – die Architekten schufen mit einfachen Mitteln, lokalen Materialien und überraschenden Proportionen eine Landmark, die sich von klassischen Berghütten abhebt. Zum wiederholten Mal zeigen sie, dass die Alpenregion nicht nur für Natur-, sondern auch für Architekturliebhaber ein lohnendes Reiseziel ist.