Kommunikation mit Kolorit
Anna Moldenhauer: Frau Pressman, Pantone bietet seit 1963 universell verständliche Farbsysteme an, das Pantone Matching System™ (PMS) für Grafikdesign umfasst mittlerweile fast 9800 Farben, das Pantone Fashion, Home + Interiors (FHI) System fast 3050 Farben. Warum glauben Sie, ist eine so große Auswahl an Farben nötig?
Laurie Pressman: Farbe ist ein so entscheidendes Element im Design – auch wenn die Auswahl an Farben in all unseren verschiedenen Paletten anbieten, werden Ihnen DesignerInnen immer sagen, dass es nie genug Farben zur Auswahl geben kann.
Das Pantone Colour Institute berät Unternehmen in Bezug auf Farben im Kontext der Markenidentität und Produktentwicklung sowie bei der Anwendung und Integration von Farben für strategische Ziele. Warum ist Farbe für die Markenentwicklung wichtig?
Laurie Pressman: Farbe ist das erste, was wir sehen, das erste, das eine Verbindung zu uns schafft. Aus diesem Grund ist Farbe das wichtigste Kommunikationsmittel. Da etwa 80 Prozent der menschlichen Erfahrungen durch die Augen gefiltert werden, sind visuelle Hinweise entscheidend, um eine Botschaft zu vermitteln. Wenn es um Branding geht, ist Farbe eine der einfachsten Möglichkeiten, eine einzigartige, unverwechselbare visuelle Identität zu schaffen, eine, die sich abhebt und an die sich die Verbraucher erinnern. Da jede Farbe ihre eigene, einzigartige Botschaft und Bedeutung vermittelt, ist es bei der Auswahl einer Farbe, die eine Marke repräsentieren soll zudem von Bedeutung, ihre psychologische Bedeutung zu berücksichtigen und wie sie das Image des Unternehmens transportieren wird.
Pantone gibt seit gut 20 Jahren die "Farbe(n) des Jahres" bekannt, was war die Intention hinter dieser Idee?
Laurie Pressman: Das Pantone Color Institute hat das Bildungsprogramm Pantone Color of the Year ursprünglich 1999 ins Leben gerufen, um die Designcommunity und Farbenthusiasten auf der ganzen Welt in ein Gespräch über Farben zu bringen. Wir wollten die Aufmerksamkeit auf die Beziehung zwischen Kultur und Farbe lenken und unserem Publikum auf der ganzen Welt zeigen, wie sich das, was in unserer globalen Kultur geschieht, durch die Sprache der Farbe ausgedrückt und reflektiert wird.
"Die Pantone-Farbe des Jahres hat einen bedeutenden Einfluss auf die Produktentwicklung und Kaufentscheidungen in zahlreichen Branchen, darunter Mode-, Möbel- und Industriedesign sowie Produkt-, Verpackungs- und Grafikdesign", heißt es auf der Website von Pantone. Inwieweit ist der Aspekt der Nachhaltigkeit für Pantone in diesem Zusammenhang ein Thema?
Laurie Pressman: Der Aspekt der Nachhaltigkeit spielt bei Pantone eine Rolle wenn es um die Materialien geht, die wir für die Erstellung unserer Bücher verwenden, und um die Pigmente, Tinten oder Farbstoffe, die wir für die Erstellung unserer physischen Farbstandards einsetzen. Einige unserer Bücher bestehen aus recycelten Materialien, und alle Inhaltsstoffe, die wir zur Erstellung unserer Farben verwenden, müssen den globalen Richtlinien für die einzelnen Branchen entsprechen. Diese Position haben wir schon immer eingenommen. Die Kunden, mit denen wir zusammenarbeiten, erwarten nichts anderes.
Die Pantone Studio App bietet eine Alternative zum klassischen Farbfächer, aber Farben wirken auf dem Bildschirm oft anders als auf Papier, auf Textilien oder im Raum - worauf sollte man bei der Nutzung der App achten?
Laurie Pressman: Mit der App können Sie bequem auf Pantonefarben zugreifen, egal wo Sie sind und mit welchem Gerät Sie arbeiten. Wir würden jedem empfehlen, bevor er eine kritische Farbentscheidung trifft, physische Pantoneprodukte hinzuziehen, um ein genaues Bild der Farbe zu erhalten.
Können Sie ein aktuelles Tool oder Projekt nennen, an dem Pantone arbeitet, um ArchitektInnen und DesignerInnen zu unterstützen?
Laurie Pressman: Zusätzlich zu unseren physischen Farbstandard-Tools und den Trendbüchern, die wir anbieten, gibt es viele verschiedene Projekte, an denen wir derzeit im digitalen Bereich arbeiten, die sowohl für ArchitektInnen als auch für DesignerInnen hilfreich sein werden, einschließlich der TAC-Software von XRite, die eine genaue Materialdefinition für die Verwendung in 3D-Rendering-Software ermöglicht. Leider kann ich an diesem Punkt noch nicht in das Detail gehen.