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Riso Drucktests und Netze

JUNGE TALENTE
Überraschend anders

Oscar Parkinson hat vor Kurzem sein Studium im Bereich Produkt- und Möbeldesign an der Kingston University in London abgeschlossen und kann bereits einige interessante Prototypen vorweisen. Die farbenfrohen Muster seiner "Riso"-Kollektion sind beispielsweise mit Druckfarben auf Sojabasis versehen, die nur sichtbar sind, wenn die Papierleuchten eingeschaltet werden. Im Interview gibt er uns Einblick in seine Arbeit.
08.10.2024

Anna Moldenhauer: Für deine Entwürfe wählst du nachhaltige Herstellungsverfahren und modulare Strukturen, wie den Risographdruck, ein Schablonendruckverfahren mit sojabasierter Farbe oder Materialien wie Nussschalen – wie kann ich mir deinen Designansatz vorstellen?

Oscar Parkinson: Insbesondere meine "Riso"-Leuchtenkollektion ist ein Beispiel dafür, welche Bedeutung ich nachhaltigen Prozessen in meiner Arbeit beimesse, da sie mit natürlicher Tinte auf Sojabasis hergestellt wird. Das Druckverfahren hat mich schon seit einiger Zeit interessiert, seit ich es während meines kurzen Grafikdesign-Studiums entdeckt habe, bevor ich anfing, mich mit Produkten und Möbeln zu beschäftigen. Es ist nicht nur nachhaltig, sondern hat auch viele Eigenschaften, die wir als Produktdesigner an einem Prozess lieben: Es ist effizient, kostengünstig und hat eine natürliche Variation, die es sehr schön macht.

Ist die "Riso"-Beleuchtungskollektion bereits marktreif?

Oscar Parkinson: Die Kollektion ist derzeit noch nicht marktreif, aber es ist ein Projekt, an dessen Weiterentwicklung ich in naher Zukunft sehr gerne arbeiten würde. Im Moment produziere ich die Leuchten in sehr kleinen Mengen und muss noch einige Details ausfeilen, bevor ich sie guten Gewissens verkaufen kann. Außerdem arbeite ich daran, den Produktionsprozess reproduzierbarer zu gestalten.

"RISO" Leuchtenkollektion

Wie kann ich mir deinen Arbeitstag vorstellen? Recherchierst du vorab viel oder bevorzugst die haptische Arbeit?

Oscar Parkinson: Ich recherchiere und mache mir viele Gedanken, während ich in London unterwegs bin. Für mich bedeutet Recherche nicht nur, in einer Bibliothek zu sitzen, sondern auch, Kontakte zu knüpfen und mich von Alltagsgegenständen und Interaktionen inspirieren zu lassen. Ich entwerfe meistens erst im Kopf, bevor ich etwas zu Papier bringe. Ich liebe es zu skizzieren, aber ich arbeite auch gerne so schnell wie möglich mit meinen Händen, um ein Gefühl für die Form sowie die Proportionen zu bekommen, erstelle Modelle aus Papier, Holz, Pappe und Klebeband. Digitale Prozesse kommen normalerweise viel später in meinem Prozess zum Einsatz, um die Details eines Projekts zu verfeinern.

Zu deinen aktuellen Arbeiten gehört die Leuchte "Bookmark" – was interessiert dich am Design von Leuchten im Allgemeinen?

Oscar Parkinson: Die Atmosphäre eines Raums kann wie bei kaum einem anderen Produkt durch Beleuchtung beeinflusst werden, wobei ich es auch spannend zu sehen finde, wie verschiedene Materialien mit der Helligkeit interagieren. "Bookmark", Beistelltisch, Bücherregal und Leuchte in einem, sollte einen Teil eines Raums mit Licht zonieren, um eine Leseecke zu schaffen. Um dieses Ziel zu erreichen, habe ich mich mit verschiedenen Glasuren und Tonarten beschäftigt. Bei anderen Projekten habe ich Holz verwendet, um dem Licht Wärme zu verleihen, und dann war die "Riso"-Kollektion eine direktere Erkundung der Veränderung der Lichtfarbe durch Druck.

Oscar Parkinson

Auf deinem Instagram-Account habe ich zudem ein Projekt mit einer klappbaren Straßenlaterne gesehen. Was hat es damit auf sich?

Oscar Parkinson: Ja! Das war Teil eines Projekts, das sich mit der Beleuchtung öffentlicher Plätze befasste und damit, dass Straßenlaternen oft so aufgestellt sind, dass die Menschen sich durch einen Raum bewegen, anstatt ihn zu nutzen. Ich wollte dazu einladen, einen öffentlichen Raum durch die Interaktion mit dem Licht auf neue Weise zu nutzen. Die Idee war, dass die Lichter über einen öffentlichen Raum verteilt und angehoben, abgesenkt oder bewegt werden können, um verschiedene Lichtbereiche für persönliche wie gesellige Zusammenkünfte zu schaffen.

Die Kippoption würde auch die Reparatur und Reinigung erleichtern.

Oscar Parkinson: Genau. Die ganze Idee ist mit der Beobachtung entstanden, wie Straßenlaternen an einem Drehpunkt für Wartungsarbeiten abgesenkt werden.

Was möchtest du mit deinem Design vermitteln?

Oscar Parkinson: Ich denke, dass gutes Design die Lösung für ein Problem auf das Wesentliche reduziert, dabei aber ein spielerisches Element beibehält. Das geht oft verloren, wenn Objekte rein auf der Grundlage ihrer Funktion entworfen werden. An die Leuchte "Bookmark" kann man beispielsweise Bücher stapeln, um die Höhe des integrierten Beistelltisches zu bestimmen. Es geht darum, eine spielerische Interaktion mit den Objekten zu schaffen, die parallel eine sehr praktische Funktion bieten.

Prototypen: Objekte in Buchstabenformen

Mit welcher Art von neuem gestalterischen Ansatz möchtest du dich positionieren?

Oscar Parkinson: Ich möchte dazu ermutigen, bewusster zu gestalten und dabei zu berücksichtigen, was gebraucht wird, aber auch, was Freude bereitet. Neue Objekte in die Welt zu bringen, bringt immer eine Verantwortung mit sich. So muss beispielsweise der Lebenszyklus eines Produkts von Anfang an berücksichtigt werden.

Wie empfindest du die Situation für junge DesignerInnen in London und generell?

Oscar Parkinson: Aus meiner Sicht gibt es zwischen London und anderen Orten, die ich in Europa kennengelernt habe, eine ganze Reihe von Unterschieden. Während in Rotterdam und Berlin die Studierenden eher bereit schienen, für sich selbst zu arbeiten und am Rande der Städte, an denen sie studierten, Ateliers zu gründen, sieht die Situation in London ganz anders aus. Es ist schwierig, ein Atelier zu gründen oder nur einen Raum zu mieten, wenn man nicht über die finanziellen Mittel verfügt, da hier alles so teuer ist. Die Möglichkeit zu haben, schon früh nach dem Studium mit eigenen Ideen zu experimentieren, ist ein echtes Privileg, und ich habe den Eindruck, dass viele Leute hier in der Zwischenzeit für andere Studios arbeiten wollen, um Erfahrung zu sammeln und ein bisschen Geld zu verdienen.

Woran arbeitest du gerade?

Oscar Parkinson: Ich werde in den nächsten sechs Monaten ein Praktikum absolvieren, habe aber auch schon ein Projekt im Bereich Eisenwaren im Sinn. Ich verbringe meine Freizeit gerne in Eisenwarenläden und stöbere in Bauteilen und allerlei Krimskrams herum. Mir gefällt die Idee, dass DesignerInnen in der Anfangsphase ihrer Karriere durch diese günstigen, vorgefertigten Objekte Zugang zu Produktionsmethoden erhalten, die sonst unerreichbar wären, wie Spritzguss oder Rotationsformen.

"Bookmark" Prototypen