top
Älter als der Baum: Das Brasília Palace Hotel wurde 1956 fertiggestellt und hat seitdem schon Gäste wie Che Guevara beherbergt.

Grandios und modern

Preziosen von Oscar Niemeyer: Nach jahrzehntelangem Leerstand und Verfall wurden zwei Hotelbauten des brasilianischen Architekten instandgesetzt und sind nun wieder zugänglich.
von Carsten Krohn | 25.05.2017

Erst kam das Hotel, dann wurde die Stadt gebaut. Bevor Oscar Niemeyer 1958 das zentrale Parlamentsgebäude und die Ministerien der neuen Hauptstadt Brasília entwarf, baute er zunächst den Präsidentenpalast, eine Kapelle und ein benachbartes Hotel: das heutige Brasília Palace Hotel. Diese Bauten bilden den Kopf eines symmetrischen Stadtgrundrisses, der einem Flugzeug nachempfunden ist.

Wie die gesamte Stadt war auch das Hotel radikal modern. Ein 200 Meter langer Gebäuderiegel wurde auf einer riesigen Wiese in exakter Nord-Süd-Richtung aufgeständert. Das parkartige Grundstück liegt direkt an einem See. Auch wenn mittlerweile noch ein paar weitere Hotelbauten hinzugekommen sind, so ist die Zone zwischen Regierungsviertel und dem Stausee doch bis heute weitgehend unbebaut geblieben, sodass jeder, der sich dem Hotel nähert, noch immer die gleiche, leicht bewaldete Landschaft erleben kann, wie sie schon damals diese privilegierte Lage prägte. Trotz der Ruhe ist das Hotel zentral gelegen; andere Bauten von Niemeyer, von denen viele öffentlich zugänglich sind, sind schnell erreichbar.

Queen Elizabeth und Che Guevara residierten hier

In dem Hotel hatten schon Queen Elizabeth und Che Guevara residiert, bevor der Bau in den 1970er Jahren ausbrannte und nur der Rohbau stehen blieb. Die Instandsetzung stellt allerdings nur eine Anlehnung an Niemeyers Architektur dar. Neben dem Bau wurden zwei neue Treppenhaustürme platziert, die nicht Teil des Originalentwurfs waren, und auch die Westfassade wurde nicht mehr komplett verglast, sondern es sind Loggien für jedes Zimmer entstanden. Als der ungefähr 100jährige Architekt die Instandsetzung noch begutachteten konnte, ärgerte er sich über den Umgang mit seinem Bau, insbesondere über eine steile Rampe, die Besucher in die Lobby ins Untergeschoss führt. Ursprünglich führte eine Treppe hinunter. Akzeptieren konnte er hingegen die Renovierung des eingeschossigen Pavillons mit einem großen Wandbild des Künstlers Athos Bulcão, der dem Hauptbaukörper angegliedert ist.

Auch wenn das Gebäude heute im Detail vom Original abweicht, ist die grandiose Modernität, die in der monumentalen Weitläufigkeit der Landschaft inszeniert wurde, noch heute ein Erlebnis. Die Zimmer sind angenehm, und das Restaurant ist sehr gut.

Blieb von außen unverändert: Das 1972 fertiggestellte Gran Meliá Nacional am Strand von Rio de Janeiro.

Den Dachgarten gestaltete Roberto Burle Marx

Auch in Rio de Janeiro wurde ein Hotel von Oscar Niemeyer renoviert und in diesem Jahr als Gran Meliá Nacional neu eröffnet. Hier residierte einst der junge Michael Jackson, bevor auch dieser Bau aufgegeben wurde und verfiel. Und auch hier lehnt sich die neue Innenarchitektur lediglich an das ursprüngliche Design an. Der gläserne Zylinder des Turms, der aus einem organisch modellierten Baukörper hinauswächst, blieb hingegen unverändert. Die große Dachterrasse wurde vom Landschaftsplaner Roberto Burle Marx als Garten gestaltet und ist nun wieder rekonstruiert. Die Zimmer mit Panoramaausblick über die Berge und das Meer sind ebenso spektakulär wie das große Frühstücksbuffet. Das Hotel ist zwanzig Minuten mit dem Taxi von der Copacabana entfernt, liegt aber ebenfalls unmittelbar am Strand. In dieser Bucht lebe Oscar Niemeyer selbst, und sein organisch geformtes Wohnhaus steht noch immer unverändert, aber leer.

Hoch über der Copacabana: Die Zimmer bieten einen spektakulären Ausblick über das Meer.
Dem Himmel so nah: Auch der Dachgarten von Roberto Burle Marx wurde rekonstruiert.
Florale Vielfalt: In den Gärten auf dem und um das Hotel verwendete Roberto Burle Marx rund 46 einheimische Pflanzenarten.
Privilegierte Lage: Das Brasília Palace Hotel von Oscar Niemeyer liegt direkt am Paranoá-Stausee.
Zum Ärgernis des Architekten: Die Gäste werden nun über eine Rampe hinunter in die Lobby geführt.
Weitläufigkeit auch im Inneren: Das Wandbild im Festsaal stammt von dem brasilianischen Künstler Athos Bulcão.
Kulturhistorisch speisen: Im angegliederten Pavillon des Brasília Palace Hotel befindet sich das Restaurant Oscar.
Anlehnung an Niemeyer: Der Bau wurde nach einem Brand wiederhergestellt. Die Treppenhaustürme sind neu.